Gotthold Ephraim Lessing

Einführung & Durchgang & Synopse
Emilias Tod & Emilias Charakter
Bürgerliches Trauerspiel & Theater-Reform
Aufklärung / Sturm und DrangMaterial


Aufklärung und Sturm und Drang
Epochen und Strömungen des 18. Jahrhunderts

DIE AUFKLÄRUNG (Illumination, The Age of Enlightenment)

hatte zum Ziel die Befreiung des Menschen aus den Fesseln von religiösem Aberglauben und politischer Bevormundung.
Philosophischer Ausgangspunkt war die Idee einer allgemeinen Vernunft, die allen Menschen gleichermaßen zu Gebote steht und von der vollständigen Gebrauch zu machen jedermann aufgefordert ist.
Dieser Vernunftgebrauch führe zur vorurteilsfreien Kritik aller Traditionen, Herrschaftsformen und gesellschaftlichen Institutionen.

„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“
(Immanuel Kant: Was ist Aufklärung? 1784)

Die AUFKLÄRUNG ist eine gesamteuropäische Bewegung des 18. Jahrhunderts. Deren Kennzeichen:

  • Eine neue soziale Klasse entsteht, das Handel treibende und Kapital besitzende Bürgertum (Banken, Manufakturen und Handel), die ökonomische Interessenlage des Bürgertums steht damit der des Adels (feudale Privilegien, Landbesitz, Vererbung statt Leistung) entgegen
  • Infragestellung der „gottgegebenen“ Adelsherrschaft und der diese rechtfertigenden Instanz: Kirche.
  • statt dessen Berufung auf die Vernunft als Maßstab allen Handelns Entwicklung von Wissenschaft und Forschung
  • Ideal des allseitig gebildeten und interessierten Menschen (→ Enzyklopädisten)
  • Reformen in der Rechtssprechung, Einführung der Schulpflicht (Preußen)
  • Postulierung religiöser Toleranz (→ Judenemanzipation)
  • Es verändert sich das Verhältnis von KUNST und ÖFFENTLICHKEIT:
    Die Kunst verlagert sich vom HOF in die STÄDTE, anstelle des höfischen Mäzenatentums entsteht ein städtischer Kulturbetrieb: Stadttheater („Nationaltheater“), Opernhäuser, Literaturgesellschaften, Lesezirkel, öffentliche Leihbüchereien und Schulen
  • Anstelle des besoldeten Hofdichters entsteht der „freie Schriftsteller“, das bedeutet geistige Unabhängigkeit und materielle Unsicherheit.
  • Das Bürgertum bekommt im „bürgerlichen Trauerspiel“ eine Rolle als „dramatis personae“, als ernstzunehmende Träger der dramatischen Handlung.
  • Literatur und Kunst werden zum Medium, durch welches das Bürgertum nach Selbstverständnis und Identität sucht, z.B. durch Betonung der „bürgerlichen Tugenden“ Fleiß, Häuslichkeit, Sparsamkeit, Treue, Frömmigkeit - als Gegensatz zur adligen Unmoral.

Die literarische Strömung des STURM UND DRANG (1770-80)

ist dagegen zu verstehen als Protest-Bewegung junger Intellektueller in Deutschland. Dies zeigen schon die Geburtsdaten er wichtigsten Dichter: Heinrich Leopold Wagner (1747–1779), J.W.Goethe (1749 – 1832), J.M.R. Lenz (1751–1792), Maximilian Klinger (1752-1831), Friedrich Schiller (1759–1805).

Deren Motive und Themen sind

  • Das Recht auf Empfindsamkeit: Die Gefühlswelt des Individuums wird der Rationalität und dem Zweckdenken des aufgeklärten Bürgers („Krämergeist“) entgegengestellt. Es darf auch geweint werden.
  • Geniekult: die individuelle Begabung stellt sich über alle Normen und Regeln und folgt nur der eigenen „Natur“: Originalität statt barocker Künstlichkeit, Natürlichkeit statt Schwulst, es lebe das „Originalgenie“.
  • Selbsthelfertum: Die gesellschaftlichen Institutionen haben keine Autorität mehr, ich selbst bin der Maßstab meines Handelns und helfe mir selbst. Beispiele:
    J.W.Goethe: Prometheus (Gedicht) - ein Einzelner stellt sich gegen die Götter
    Götz von Berlichingen (Drama) - der Ritter stellt sein persönliches Rechtsempfinden (Fehderecht) dem kaiserlichen Recht entgegen
    Die Leiden des jungen Werthers (Briefroman) – Recht auf freie Liebe, auf unglückliche Liebe und Freitod
    Faust (Drama) – der Protagonist schließt einen Bund mit den Mächten der Finsternis aus höherem Streben nach Lebensintensität
    F. Schiller: Die Räuber (Drama) - Räuberhauptmann Franz Moor stellt sich aus persönlicher Gekränktheit als Außenseiter gegen die Gesellschaft
  • Soziale Anklage und Gesellschaftskritik: Gegen die Privilegien und moralische Verderbtheit der höheren Stände, auch gegen den Krämergeist und Rechthaberei des bürgerlichen Standes
  • Sprengung poetischer Normen: Weg mit dem Reim, her mit den freien Rhythmen; weg von den klassizistischen Theater-Normen (drei Einheiten, Ständeklausel, tragische Fallhöhe), hin zu William Shakespeares wilden und wirren Helden.

(cc) Klaus Dautel


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