Hölderlin

   

Übersicht Hälfte des Lebens Eichbäume Hyperion

„Die Eichbäume“ und andere Bäume

Einstieg
zunächst ohne Gedicht-Text, stattdessen mit einem Eichenblatt, dem Bild einer Eiche, dem Wort EICHE ... und der Frage:

  • Was fällt euch zum Begriff/Wort EICHE ein? (Eine Minute Denkzeit)
  • Assoziogramm an Tafel/Board
  • Alternative: Was bedeutet die Redensart / der Vergleich: „... wie eine Eiche”?
    (→ z.B. stark, standhaft, allein, unbeugsam, ...)
  • Jetzt zum Gedicht: Wie viel von unseren Assoziationen/Überlegungen finden sich darin wieder?
    DIE EICHBÄUME

    Aus den Gärten komm ich zu euch, ihr Söhne des Berges!
    Aus den Gärten, da lebt die Natur geduldig und häuslich,
    Pflegend und wieder gepflegt mit dem fleißigen Menschen zusammen.
    Aber ihr, ihr Herrlichen! steht, wie ein Volk von Titanen
    In der zahmeren Welt und gehört nur euch und dem Himmel,
    Der euch nährt` und erzog, und der Erde, die euch geboren.
    Keiner von euch ist noch in die Schule der Menschen gegangen,
    Und ihr drängt euch fröhlich und frei, aus der kräftigen Wurzel,
    Unter einander herauf und ergreift, wie der Adler die Beute,
    Mit gewaltigem Arme den Raum, und gegen die Wolken
    Ist euch heiter und groß die sonnige Krone gerichtet.
    Eine Welt ist jeder von euch, wie die Sterne des Himmels
    Lebt ihr, jeder ein Gott, in freiem Bunde zusammen.
    Könnt ich die Knechtschaft nur erdulden, ich neidete nimmer
    Diesen Wald und schmiegte mich gern ans gesellige Leben.
    Fesselte nur nicht mehr ans gesellige Leben das Herz mich,
    Das von Liebe nicht läßt, wie gern würd' ich unter euch wohnen.

    (1796/8)

Aufgaben:

  • Überlegt: In welcher Lebenslage konnte solch ein Gedicht entstehen?
  • Unterstreicht mit zwei verschiedenen Farben alles, was in diesem Gedicht den EICHEN und den MENSCHEN zuzuordnen ist.
  •    ICH/Mensch                    IHR/Bäume 
    
     Gärten                            Söhne des Berges!
     Natur geduldig und häuslich, 
     Pflegend und wieder gepflegt 
     fleißige Menschen                 Aber ihr ... 
     zahmere Welt                      ein Volk von Titanen
                                       gehört nur euch und dem Himmel, 
                                       Der euch nährt` und erzog, 
                                       und der Erde, die euch geboren. 
     die Schule der Menschen           fröhlich und frei, 
                                       aus der kräftigen Wurzel, 
                                       wie der Adler  
                                       Mit gewaltigem Arme  
                                       heiter und groß.
                                       Eine Welt ist jeder von euch, 
                                       jeder ein Gott, 
     Knechtschaft                      in freiem Bunde
     erdulden                          zusammen
     neiden 
     ans gesellige Leben
     fesseln 
     das Herz 
     von Liebe 
     nicht läßt, 
                    wie gern würd' ich unter euch wohnen.
  • Markiert Gegensätzliches, zieht Verbindungslinien!
  • Was sind Schlüsselwörter? Schreibt sie neu und geordnet heraus.
  • Welche Vergleiche werden herangezogen?

Beantwortet schriftlich:

  • Wovon handelt Hölderlins Gedicht? (→ Thematik & Deutungshypothese)
    Wie lässt es sich in Abschnitte gliedern? (→ Struktur & Gedankengang)
  • Wie tritt das lyrische Ich den Eichbäumen gegenüber?
    Wie sieht es demgegenüber die eigene Situation?
  • Welcher menschliche Grundkonflikt wird in diesem Gedicht gestaltet? (→ Deutungshypothese überprüfen)

    Beginne die Interpretation etwa so:

    In dem Gedicht „Die Eichbäume” von Friedrich Hölderlin schildert ein lyrisches Ich die Gedanken und Gefühle, die es beim Anblick gewaltiger Eichbäume empfindet.
    Das lyrische Ich ist allein, es hat die Gesellschaft von seinesgleichen/der Menschen hinter sich gelassen und führt nun eine Art Gespräch mit diesen Geschöpfen der Natur.

    Hilfen und Vorschläge zur Interpretation des Gedichtes:
    Textarbeit exemplarisch und Textblatt (pdf) zum Download. Hier auch noch Informationen zum biografischen Hintergrund.

Gedichtvortrag

  • Das Gedicht ist in Hexametern verfasst, das ist ein reimloses Versmaß, dessen sechs Hebungen unregelmäßig verteilt sind! Deshalb sollte nicht darauf los gelesen werden, sondern ihr solltet es zunächst still lesen oder leise flüstern. Beachtet auch, welche Zeilen zusammengehören und wo ein Satz endlich zu Ende geht.
  • Versucht erst danach, das Gedicht LAUT zu lesen!
  • Überlegt schließlich, wie Ihr das Gedicht zu zweit (dritt) lesen würdet! Orientiert euch dabei an eurer Gedichtinterpretation.

Schauen wir uns noch zwei andere Gedichte über "Bäume" an.
Vergleicht sie mit Hölderlins Gedicht. Erstellt eine Rangfolge und begründet sie:

Am besten gefällt mir ..., weil ...
Das Gedicht ... finde ich weniger gut, weil ...
Am wenigstens gefällt mir ..., weil ...
Bertolt Brecht (1898 - 1956)

Der Pflaumenbaum

Im Hofe steht ein Pflaumenbaum
 Der ist klein, man glaubt es kaum.
 Er hat ein Gitter drum,
 So tritt ihn keiner um.

Der Kleine kann nicht größer wer`n.
 Ja größer wer`n, das möcht er gern.
 s'ist keine Red davon
 Er hat zu wenig Sonn.

Den Pflaumenbaum glaubt man ihm kaum
 Weil er nie eine Pflaume hat,
 Doch er ist ein Plaumenbaum
 Man kennt es an dem Blatt.
Wilhelm Müller (1794 - 1827)

Der Lindenbaum

Am Brunnen vor dem Tore
 Da steht ein Lindenbaum:
 Ich träumt in seinem Schatten
 So manchen süßen Traum.

Ich schnitt in seine Rinde
 So manches liebe Wort;
 Es zog in Freud und Leide
 Zu ihm mich immer fort.

Ich mußt` auch heute wandern
 Vorbei in tiefer Nacht,
 Da hab ich noch im Dunkel
 Die Augen zugemacht.

Und seine Zweige rauschten,
 Als riefen sie mir zu:
 Komm her zu mir, Geselle,
 Hier find`st du deine Ruh`!

Die kalten Winde bliesen
 Mir grad ins Angesicht,
 Der Hut flog mir vom Kopfe,
 Ich wendete mich nicht.

Nun bin ich manche Stunde
 Entfernt von jenem Ort,
 Und immer hör` ich`s  rauschen
 Du fändest Ruhe dort!

(cc) Klaus Dautel


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