FAUST

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Gretchens Tragödie


STRAßE: Nach seiner Verjüngungskur in der Hexenküche ist Faust nicht nur jünger geworden, sondern auch liebestoll: Es scheint, als habe Mephisto recht mit seiner Ankündigung:

„Du siehst mit diesem Trank im Leibe
Bald Helenen in jedem Weibe." (V. 2603/4)

So macht Faust der Nächstbesten den Hof - Margarete - die ihm zum Objekt seiner sexuellen Begierde wird. Der Kontrast könnte nicht größer sein: Faust kommt geradewegs aus der Hexenküche, sie aus der Kirche. Es ist eine Überfall, eine 'Anmache', und es ist keineswegs klar, ob dieses gerade 14 Jahre alte Mädchen so ist, wie sie Faust erscheint:

„Beim Himmel, dieses Kind ist schön!
So etwas hab ich nie gesehen. (V. 2609f)
Eines aber ist wahr: Margarete ist ein frommes, gottesfürchtiges Wesen - und Mephisto, der sie Faust möglichst schnell zuführen soll, weiß, dass seine Macht über die schlichte Unschuld und Religiosität des Mädchens begrenzt ist. Er rät darum zu besonderer List und Tücke: Schmuck!

  

ABEND: Mephisto führt ihn Margaretes Kammer. Angesichts der Schlichtheit und Reinlichkeit der Stube wird Fausts Herz so gerührt, dass er sich für Augenblicke des Frevelhaften seines Tuns bewusst wird (V. 2720-5). Mephisto bringt ihn jedoch wieder auf andere Gedanken.

SPAZIERGANG: Mephisto ärgert sich. Gretchen zwar war von dem Schmuckkästchen entzückt, die Mutter jedoch bringt es anderntags sofort zum Pfarrer, welcher es dankend dem Kirchenschatz einverleibt: „Die Kirche hat einen guten Magen, / hat ganze Länder aufgefressen.” (V. 2836 f) Faust, vom Kummer des Liebchens gerührt (V. 2853) treibt Mephisto zu neuen Intrigen: „Häng dich an ihre Nachbarin" (V. 2858)

  

NACHBARINS HAUS: Bei Frau Marthe, verwitwet und Margaretes Vertraute, erscheint Mephisto auf mit der Behauptung, von ihrem verstorbenen Mann letzte Kunde zu bringen und natürlich auch einen zweiten Zeugen herbeischaffen zu können, um den Tod für einen Totenschein zu bekunden. Frau Marthe ist auf diesen Totenschein angewiesen, um wieder heiraten zu können. So wird Faust in Gretchens 'Dunstkreis' eingeführt.



Arbeitsblatt: Eine Frau - zwei Männer

GARTEN: Man spaziert paarweise:

  • Mephisto und Frau Marthe: Sie wirbt ganz unverhohlen um die Gunst Mephistos, in dem sie ihren künftigen Bettgefährten und Versorger sieht.
  • Faust und Margarete: Von ihrer häuslichen, ehrlichen und hilfsbereiten Natur bewegt, entdeckt Faust echte Gefühle zu ihr: Reine Liebe, die erwidert wird und doch noch verwirrend ist:
    „Bin doch ein arm unwissend Kind,
    Begreife nicht, was er an mir findt." (V. 3215 f)

  

WALD UND HÖHLE

Faust gewinnt in der Abgeschiedenheit von "Wald und Höhle" räumlich und gedanklich Abstand von Gretchens Welt und seiner Rolle darin (→ Weltanschauungs-Monolog). Er ist bereit, sich aus deren Welt zurückzuziehen, doch dann kommt Mephisto und vermag seine Begierde erneut zu entfachen.
Diese Szene kann im dramatischen Gefüge als PERIPETIE angesehen werden: Ab jetzt führt der Weg in die Katastrophe.

Szenenanalyse

  

GRETCHENS STUBE: Gretchen am Spinnrad singt ein Lied voller Sehnsucht nach dem Geliebten. „Meine Ruh ist hin / Mein Herz ist schwer ...” (V. 3374) Dessen Volkstümlichkeit steht in deutlichem Kontrast zur hohen Sprache in Fausts Monolog (in "Wald und Höhle")

MARTHENS GARTEN: Margarete ist es ernst mit dieser Beziehung, darum will sie es wissen: „Nun sag, wie hast Du's mit der Religion?” (V. 3415) Faust antwortet auf Margaretes Frage zunächst ausweichend, dann mit einem pathetisch-hymnischen Bekenntnis zum unaussprechlichen "Allumfasser", über das Erleben des Unendlichen in der Endlichkeit des geliebten Menschen, über das Gotteserlebnis als Überfülle des Herzens, über Gefühlsseligkeit im erfüllten Augenblick. - Fausts pantheistisches Gottesbild fügt sich kirchlicher Frömmigkeit nicht ein, demgegenüber spürt Gretchens naive Frömmigkeit intuitiv das Verderben, das von Fausts Gefährten ausgeht.

Um für eine Liebesnacht zu ihrer Kammer Zutritt zu finden, bedient sich Faust wieder der Hilfe dieses Gefährten: Mephisto besorgt Faust einen Schlaftrunk, mit dem Gretchen ihre Mutter stillstellen soll. Margarete lässt es zu, sie vertraut Faust. - Und das Unheil nimmt seinen Lauf!


Gretchens Frage und Fausts Antwort
Szenen-Analyse im V-Akte-Schema

  

AM BRUNNEN: Gretchen (nicht mehr Margarete) und eine Freundin unterhalten sich über eine zur Unzeit schwanger Gewordene. Gretchen kann den Spott und die Schadenfreude nicht teilen. Es wird deutlich, was einer 'Gefallenen' bevorsteht: Soziale Ächtung.

ZWINGER: Gretchen fleht die Mutter Gottes an (hymnische Verse, mit wechselndem Metrum), sie vor Schmach und Tod zu bewahren und sie nicht allein zu lassen.

NACHT: Gretchens Bruder, Valentin, kehrt aus dem Krieg zurück. Er weiß schon von Gretchens „Schande”. Vor ihrem Haus stößt er auf Faust und Mephisto und wird im Kampf von Faust, dem Mephisto das Schwert führt, erstochen. Im Sterben noch gibt er dem zu Hilfe eilenden 'Volk' Gretchens Schande preis und verflucht sie.

DOM: Gretchen, geplagt vom 'bösen Geist' und bedrängt von düsterem Chorgesang („dies irä”), wird in der Kirche von ihrer aussichtslosen Lage überwältigt und fällt in Ohnmacht: „Nachbarin, Euer Fläschchen." (V. 3834)

Gretchens Lage scheint ausweglos:

  • Die Mutter ist an dem Schlaftrunk gestorben (V. 3787)
  • der Bruder, ihr letzter Beschützer, vom Geliebten ermordet
  • sie ist unehelich schwanger,
  • durch den Fluch des Bruders ist sie der sozialen Ächtung ausgeliefert und
  • schließlich auch von Faust im Stich gelassen (→ Flucht).

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(cc) Klaus Dautel


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