FAUST

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Das tragische Ende


Gretchens Lage scheint ausweglos:

  • Die Mutter ist an dem Schlaftrunk gestorben (V. 3787)
  • der Bruder, ihr letzter Beschützer, vom Geliebten ermordet
  • sie ist unehelich schwanger,
  • durch den Fluch des Bruders ist sie der sozialen Ächtung ausgeliefert und
  • schließlich auch von Faust im Stich gelassen (→ Flucht).

  

Faust und Mephisto vergnügen sich stattdessen in der

WALPURGISNACHT

Da Faust Gretchens Bruder ermordet hat, unterliegt er dem Blutbann (V. 3715), d.h. er ist "vogelfrei". Und weil Mephisto vorgibt, mit dem Blutbann schlecht sich "abzufinden" (V. 3715), muss Faust fliehen und Gretchen ihrem Unglück überlassen.

Mephisto führt Faust nun an eine weitere Station ihrer 'Weltfahrt', zum jährlichen Hexensabath („Messe”, V. 4115) auf dem Brocken ('Blocksberg'), wo Hexen nackt und rittlings auf den Besen reiten, wo Sinnlichkeit und Geschlechtlichkeit und derber Humor herrschen.
Doch auch dieses Spektakel von natur- und triebhaft waltenden Kräften kann den Gedanken an die Geliebte nicht aus Fausts Seele verbannen. Er hat eine Vision: Gretchen erscheint ihm als eine bereits Hingerichtete, sie hat einen roten Strich am Hals, „nicht breiter als ein Messerrücken!" (V. 4205)

Walpurgisnachtstraum: Ein Stück Zeitsatire ohne unmittelbaren Bezug zur Handlung.
Es verdankt seine Existenz im "Faust" mehr dem Bedürfnis Goethes,
es irgendwo unterzubringen

  

TRÜBER TAG, FELD

Nach dem bunten Treiben und Toben auf dem Blocksberg findet sich Faust in der nackten, öden Wirklichkeit wieder. Er weiß um das Schicksal Gretchens, macht seinen Helfershelfer für die Katastrophe verantwortlich und zwingt ihn schließlich, seinen Teil zu einer möglichen Rettung Gretchens beizutragen. Sie machen sich mittels der Zauberpferde auf den Weg zu Gretchens Kerker.

Siehe: Szenenanalyse

KERKER

    Leitfragen:
  1. Woran erinnert der Titel dieser Szene? (Faust: "Weh! Steck ich in dem Kerker noch?" V. 398)
  2. Was ist die Situation, wie kam es dazu, was müssen wir vermuten?
  3. Warum geht Margarete nicht mit?
  4. Ist sie gerichtet oder gerettet?
  5. Was kennzeichnet Margaretes Sprache?

Es ist Nacht. Faust mit einem Schlüsselbund (wohl von Mephisto) betritt mit Schaudern Margaretes Gefängniszelle, wo diese den Henkersknecht erwartet: Margarete ist schon im Delirium, sie hat ihr Kind ertränkt und wähnt es doch noch bei sich. In der Dunkelheit hält sie Faust für den Henker und bittet diesen um Aufschub. Als Faust sich schließlich doch noch erkennbar machen kann, wirft sie sich ihm an den Hals, schreckt jedoch vor dessen „Kälte" zurück. Sie denkt gar nicht an Flucht, sondern ist bereit für ihre - und seine! - Taten zu büßen. Faust ist verzweifelt, denn der Morgen graut schon, da taucht auch noch Mephistopheles auf und zwingt ihn zur Entscheidung. Margarete wird durch das Erscheinen Mephistos in ihrer Verweigerung bestärkt („Heinrich! Mir graut's vor dir!" V. 4610), Faust seinerseits lässt Margarete im Kerker zurück und eilt Mephisto hinterher.

„Sie ist gerichtet.” (Mephistopheles)    „Ist gerettet!” (Stimme von oben) 

für schuldig befunden und verurteilt        von einem höheren Gericht
von einem weltlichen Gericht                 entschuldet und begnadigt

der Tat überführt,                          weil sie die Verantwortung und die
geständig und reumütig                      Schuld bereitwillig auf sich nimmt

akzeptiert das Urteil und hat sich          weil sie auch nur Opfer und
seelisch bereits aus der Welt               Werkzeug einer "Wette" war
verabschiedet (irre?)
      ||                                            ||
      \/                                            \/
schuldig durch ihr Handeln                schuldlos in ein Spiel höherer Mächte
gegen die moralische Ordnung               verwickelt/geraten - dem Schicksal
ihrer Gesellschaft - aus Liebe!               ausgegeliefert

         \________________________________________________________/ 

Schlussfolgerung: Gretchen, nicht Faust, ist die tragische Gestalt des Dramas, denn sie geht an diesem unlösbaren Konflikt zwischen freiem Willen (Liebe!) und gesellschaftlicher Norm (Schicksal?) zugrunde.

Faust aber trägt den Konflikt in sich weiter und wird (vorerst!?) davor bewahrt, daran zugrunde zu gehen:

  • weder nimmt sich eine weltliche Gerichtsbarkeit seiner Taten an,
  • noch leidet er unter größerer Gewissenspein
  • und er wird auch von keinem himmlischen Gericht bestraft!

Auf einen Blick: Gretchens Tragödie, Fausts Schuld und Mephistos Umtriebe

  

So kann es nicht aufhören! Wie kann es danach weitergehen? Wird Faust dafür zur Rechenschaft gezogen?

Nein! Stattdessen bescheren höhere Mächte Faust in lieblicher Gegend („locus amoenus”) den Schlaf des Vergessens und die Gnade einer Wiedergeburt!

  → Das große Faust-Rätsel!
Fortsetzung folgt → HIER


(cc) Klaus Dautel


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