Johann Wolfgang von Goethe: Werthers Leiden

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Die Leiden des jungen Werthers (1774)


Synopse

„Im Frühjahr kam hier ein gewisser Goethe aus Frankfurt, seiner Hantierung nach Dr.Juris, 23 Jahre alt, einziger Sohn eines sehr reichen Vaters, um sich hier - dies war seines Vaters Absicht - in Praxi umzusehen, der seinigen nach aber, den Homer, Pindar usw zu studieren ... Den 9. Juni 1772 fügte es sich, daß Goethe bei einem Ball auf dem Lande war, wo mein Mädchen und ich auch waren. Ich konnte erst nachkommen und ritt dahin.
Mein Mädchen fuhr also in einer anderen Gesellschaft hin. Der Dr. Goethe war mit ihm im Wagen und lernte Lottchen hier zuerst kennen...."
Johann Christian Kestner: Brief an einen Freund 1772

Erstes Buch

4. Mai 71: Ein Neuanfang: Werther lässt die belastenden Ereignisse seiner unmittelbaren Vergangenheit ("Leonore") zurück und verspricht sich und seinem Briefpartner Wilhelm Besserung.

10. Mai: "Eine wunderbare Heiterkeit ..." - Naturerleben, Theodizee nach Klopstocks 'Frühlingsfeier'

12. Mai: Die patriarchalische Idee und die Altväter

13. Mai: 'Mein Homer'- Melancholie und Leidenschaft

15. Mai: "die geringen Leute des Ortes" und die Kinder lieben mich

17. Mai: "Es ist ein einförmig Ding um das Menschengeschlecht. Die meisten verarbeiten ihre Zeit, um zu leben, und das bißchen, das ihnen von Freiheit..."

22. Mai: "Ich kehre in mich selbst zurück und finde eine Welt."

26. Mai: Der Ort Wahlheim - sich an die Natur halten - vom Vorteil oder Nachteil der "Regeln"

27. Mai: Von einer Mutter und ihren Kindern

    [ → 30. Mai Die Episode von dem Bauernburschen - Ein Einschub für die 2. Auflage 1787]
16. Junius: CHARLOTTE - der Ball - das Gewitter:"Klopstock"

21. Juni: Glückliche Tage - "mein Wahlheim" - "mein Homer" und das patriarchalische Leben

29. Juni: Über Kindererziehung (a la Rousseau): werdet so unverdorben wie die Kinder!

1. Juli: "Was Lotte einem Kranken sein muß, fühl ich an meinem eigenen Herzen, das übler dran ist als manches, das auf dem Siechbette verschmachtet. " Gespräch im Pfarrhof: Ist üble Laune eine Krankheit, die man behandeln kann?
W. nimmt "zu warmen Anteil an allem" und wird "darüber zugrunde gehen"(Lotte S.33)

8. Juli: "Lottens schwarze Augen ... du solltest sie sehen, diese Augen"

10. Juli: "Neulich fragte mich einer, wie mir Ossian gefiele!"

13. Juli: "Nein, ich betriege mich nicht! Ich lese in ihren schwarzen Augen wahre Anteilnahme an mir und meinem Schicksale. Ja ich fühle ... daß sie mich liebt."
Eifersucht auf den Bräutigam

16. Juli: "... wenn mein Finger unversehens den ihrigen berührt... sie ist mir heilig. Alle Begier schweigt in ihrer Gegenwart."

30. Juli: "Albert ist angekommen und ich werde gehen." Alberts "gelassene Außenseite" und die "Unruhe meines Charakters"

8. August: "die schleichende Krankheit"

10. Aug.: Vom ordentlichen, emsigen und in Geschäften bewanderten Albert

12. Aug.: Gespräch mit ihm über Leidenschaft, Vernunft, Selbstmord "Ach ihr vernünftigen Leute..." - unglückliche Liebe als "Krankheit zum Tode", "die Natur findet keinen Ausweg aus dem Labyrinthe der verworrenen und widersprechenden Kräfte"

18. Aug.: "Das volle warme Gefühl meines Herzens an der lebendigen Natur .. wird mir jetzt zu einem unerträglichen Peiniger" - Verleidetes Naturerleben... (vgl. Mai 71)

22. Aug.: Keine Lust zu gar nichts...

28. Aug.: "... wenn meine Krankheit zu heilen wäre ... Heute ist mein Geburtstag" - Päckchen von Albert: Eine Homerausgabe und ein blaßrotes Schleifchen

30. Aug.: "Was soll diese tobende, endlose Leidenschaft!"

3. Sept.: "Ich muß fort!"

10. Sept.: "Das war eine Nacht! Wilhelm! Nun überstehe ich alles. Ich werde sie nicht wiedersehen."
Abschiedszene: Charlottes Erinnerungen an den Tod und das Vermächtnis der Mutter; große Bewegtheit Werthers, das Versprechen wiederzukehren.

ZWEITES BUCH

20. Okt.: Werther als Sekretär des Grafen C. Beschreibung der kleingeistigen Verhältnisse

24. Dez.: der Gesandte, der"pünklichste Narr, den es nur geben kann", - die "fatalen bürgerlichen Verhältnisse" - W. ist unterbeschäftigt, unterfordert und sozial benachteiligt,

8. Jan. : Das eitle Trachten nach einem Stuhl höher

20. Jan.: Brief an Lotte: "Wie ausgetrocknet meine Sinne werden."
W. beklagt seine Apathie und die Trägheit des Herzens, bei gleichzeitgem Zwang zur Artigkeit in der Gesellschaft: Fassadenleben, das Fräulein von B.

W.s Lage wir immer unerträglicher, der Graf rügt ihn freundlichst wegen seiner Empfindlichkeit und überspannten Ideen (17.Feb.) - Lotte und Albert haben geheiratet - dann der Eklat:

15. März W.s Anwesenheit in der noblen Gesellschaft erregt Ärgernis. - er findet Trost bei Homer und dem Sauhirten, der den großen Odysseus bewirtet.

16. März Die Geschichte spricht sich herum - W. ist außer sich

Im April nimmt W. Abschied vom Hofe und damit von einer bürgerlichen Karriere (Geheimrat oder Gesandter), im Mai und Juni ist er in seiner Heimatstadt (9. Mai) - Er will in den Krieg, nimmt dann Abstand (25. Mai) - "Ich bin nur ein Wanderer" (16. Juni)

29. Julius "Ich - ihr Mann! ... Sie wäre mit mir glücklicher geworden als mit ihm."


    [ → 4.Sept. "Wie die Natur sich zum Herbst neigt, wird es Herbst in mir.." Die Episode vom Bauernburschen, Teil II: Ist wahre und reine Leidenschaft unter ungebildeten Menschen allein? Gebildet = verbildet?]

12. Sept. "Heute trat ich in ihre Stube, sie kam mir entgegen, und ich küßte ihre Hand mit tausend Freuden." Den Mund darf nur der Kanarienvogel küssen


    [ →15. Sept. Episode mit dem gefällten Apfelbaum]

10. Okt. die wohltuende Wirkung ihrer schwarzen Augen

12. Okt. Ossian hat den Homer verdrängt - der unbehauste Wanderer durch Sturm und Gebirge

Werther hält sich nun ständig im Dunstkreis Lottens auf, hin- und hergeworfen von seinen Empfindungen, seiner"lebhaften Einbildungskraft" (26. Okt.), dem Wunsch sie zu besitzen oder mindestens zu umarmen. Zunehmende Verzweiflung und Todeswünsche, Natur-Verlust:

3. Nov. "ich habe verloren, was meines Lebens einzige Wonne war, die heilige belebende Kraft, mit der ich Welten um mich schuf."

8. Nov. "Sie hat mir Exzesse vorgeworfen." (Alkohol)

15. Nov. "Mein Gott, warum hast Du mich verlassen?"

24. Nov. Lottens Blicke des "innigsten Anteils, des süßesten Mitleidens"


    [ → 30. Nov. Die Episode mit dem Wahnsinnigen, ehemals Schreiber bei Lottens Vater: W. reflektiert über das Glück des Wahnsinns, Identifikation mit dem verlorenen Sohn, der zum Vater zurückkehrt und die Wanderschaft beendet, aber: Gibt es diesen Vater? Gott?]

4. Dez. "Mit mir ist`s aus, ich trag` es nicht länger."
Lotte: "Werther, Sie sind sehr krank ... Gehen Sie!"

    Werthers Rückkehr in die 'Wahlheimat' - Herbststimmungen

  Innere Verfassung                    Spiegelungen in der Außenwelt
                                      
 - Eifersucht und                     Die Natur neigt sich zum Herbst hin 
    Selbstmitleid (12. Sept)            (4.Sept)
  - Ossian verdrängt den Homer        Der Fall des Bauernburschen (4.Sept)
     (12. Okt)                          Die gefällten Nussbäume (15. Sept)
   - Natur-Verlust                        Der wahnsinnige Schreiber, ein 
       (3. Nov)                            weiteres Opfer der Liebe      
    - Alkohol-Exzesse (9.Nov)                    (30.Nov)
     - Gottes/Vater-Verlust (15.Nov)

             "WAS IST DER MENSCH, DER GEPRIESENE HALBGOTT!" (6.DEZ.)

DER HERAUSGEBER AN DEN LESER

Werthers Krankheitszustand wird ausführlich geschildert


    [→ Episode vom Bauernburschen Teil III: Dessen Mord an seinem Nachfolger. Werther setzt sich für ihn ein.
    "Ich sehe wohl, daß wir nicht mehr zu retten sind."]

101 Werther im Sturm

103 Selbstmordgedanken ergreifen ihn zusehends

105 Sonntag vor Weihnachten: Lotte versucht, ihn zu mäßigen. d.h. zur Vernunft zu bringen: "just mich, das Eigentum eines anderen. Ich fürchte, es ist nur die Unmöglichkeit, mich zu besitzen, die ihnen diesen Wunsch so reizend macht."

107 Abschiedsbrief an Lotte (21. Dez. 72)

Letzter Besuch: Ossian-Lektüre - heiße Tränen von beiden, heiße Küsse und harter Abschied

Allerletzter Brief an Lotte

W. leiht sich Alberts Pistolen, Lotte händigt sie selbst dem Boten aus.

Allerallerletzte Abschiedsbriefe, dann der Sch(l)uss. Auf dem Pult liegt die "Emilia Galotti" von G.E.Lessing aufgeschlagen. Nächtliche Beerdigung:

    "Handwerker trugen ihn. Kein Geistlicher hat ihn begleitet."

Weitere Materialien: Arbeitsaufträge und Leistungsmessung


(cc) Klaus Dautel


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