Theodor Storm: Der Schimmelreiter

Der Schimmelreiter  
Schreibideen zum Schimmelreiter  
Pole Poppenspäler  
Hans und Heinz Kirch  

Der Schimmelreiter (1888)

Filmplakat 1996    

Ein ICH-Erzähler berichtet, was er vor etwa 50 Jahren im Hause der Urgroßmutter einer Zeitung entnommen hat, bzw. was ihm aus dieser "kundgeworden":

Ein "damaliger Erzähler" (zweiter ICH-Erzähler) reitet an einem stürmischen Oktobernachmittag in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts auf einem nordfriesischen Deich entlang, wo ihm mehrfach ein Reiter auf einem Schimmel begegnet, lautlos aus dem Halbdunkel auftauchend und darin wieder verschwindend. Beim nächsten Haus steigt der Erzähler ab, um sich darin auszuruhen. Er findet dort eine vom Deichgrafen versammelte Bürgerschaft, die zur Sicherung der Deiche zusammengerufen wurde. Als der Erzähler von seiner merkwürdigen Begegnung berichtet, fordert der Deichgraf den Schulmeister auf, noch einmal die Geschichte von HAUKE HAIEN zu erzählen, was dieser auch tut (als ER-Erzähler).

• Um die Mitte des letzten Jahrhunderts (18. Jh.) wächst H.H. als ein Junge auf, der sich sehr früh für die Mathematik interessiert (Euklid) und bald der Ansicht ist, dass die Deiche "nichts wert" sind. Mit Vorliebe hält er sich allein am Meer auf und beobachtet Wind, Wellen und Seegespenster.

• Eines Tages erwürgt er den Angora-Kater der Nachbarin, weil dieser ihm einen seltenen Vogel wegschnappen will, den er im Watt erbeutet hatte. Der Vorfall führt dazu, dass H.H. und sein Vater Ted beschließen, dass er das Haus verlassen wird. Er soll beim Deichgrafen Volkerts arbeiten. Dieser ist eher faul und dumm, aber seine Tocher Elke ist es nicht.

• Er fängt beim Deichgrafen als Kleinknecht an. Der Großknecht Ole Petersen mag ihn aber nicht sehr. Dafür jedoch des Deichgrafen Tochter, Elke. Und der Deichgraf selbst braucht ihn, weil er gut rechnen kann und er selbst ist zu dumm und zu gemütlich für diese Aufgabe.

• Der junge H. bringt mit der Zeit den Deichgrafen auf Trab, zum Ärger der einen, denen jetzt mehr auf die Finger geschaut wird, und zur Freude der anderen (z.B. des Deichoberaufsehers).

• Im 3. Jahr im Januar wird H.H. gegen den Widerstand Ole Peters' in die Eisbosel-Mannschaft aufgenommen. Beim Spiel gewinnt H. dann für sein Dorf - und auch das Herz seiner Elke dazu. Er kauft einen Goldring für sie, findet aber keine passenden Gelegenheit zum Anstecken. Zwei Jahre später nimmt er - nunmehr als Großknecht - Abschied, um seinem alten Vater Ted den Hof zu führen (43). Dieser stirbt dann auch bald, hinterlässt aber mehr als erwartet, denn er wollte schon immer, dass sein Sohn der nächste Deichgraf wird, und tatsächlich braucht ihn der alte wieder, um die Rechnungen zu machen.

Hier muss der Erzähler unterbrechen: Männer wollen den Schimmelreiter an einer bestimmten Stelle gesehen haben und alle, bis auf den Lehrer und seinen Zuhörer, verlassen das Haus.

• In H. arbeitet von nun an der Wille, der nächste Deichgraf zu werden. Aber er hat zu wenig Land. Bei einer Hochzeit trifft er Elke wieder und endlich steckt er ihr den Ring an, ihr ist es recht.

• Der Deichgraf stirbt, auf den Leichenschmaus kommen alle, auch der Oberdeichgraf, und die Frage ist zu klären, wer der neue Deichgraf werden soll. Alles weist auf H., aber er hat halt zu wenig. Da gibt Elke dem Oberdeichgrafen bekannt, dass sie H. heiraten wird, wodurch auch dieses Problem gelöst ist.

• Die Jahre vergehen mit viel Arbeit. Böses Gerede im Wirtshaus, den neuen Deichgrafen habe sein Weib gemacht (Ole Peters), nagt an H., und er entwirft einen großen Plan: Er will mit einem neuen und besseren Deich neues Land hinzugewinnen. Fieberhaft arbeitet er an den Berechnungen, bis endlich der Vorschlag fertig und an den Oberdeichgrafen abgeschickt werden kann.

Der Erzähler unterbricht erneut: Was jetzt folgt, sei nicht mehr zweifelsfrei aus Berichten und Urkunden überliefert, sondern stütze sich auch auf das "Geschwätz" und den Aberglauben der Leute!

• In einer Mondnacht Ende März sehen Männer auf einer Hallig ein Pferd, wo bisher immer ein Pferdegerippe lag. Ein Spuk? In der nächsten Nacht rudert einer hin und findet nur das Gerippe, während der andere vom Deich aus das Pferd sieht.

• Zur gleichen Zeit kauft H. einem teuflisch lachenden Gesellen einen abgemagerten Apfelschimmel ab. Der Preis ist verdächtig niedrig. Nach ein paar Wochen Pflege durch H. wird daraus ein wundervolles Reitpferd, welches aber nur H. duldet. Von jetzt an ist das Gerippe auf der Hallig verschwunden.

• Die Pläne H.s werden angenommen und der Oberdeichgraf ordnet den Bau des neuen Deiches an. Aber die Deichgevollmächtigten stimmen nur widerwillig zu.

• Nach mehreren Versammlungen aller Betroffenen wird die Arbeit verteilt und nach Pfingsten begonnen. H. ist mit seinem Schimmel überall und wird gefürchtet.

• Seine Frau gebiert nach 9 Jahren Ehe eine Tochter.

• H.s Stellung in der Gemeinde wird immer isolierter, er selbst verhärtet sich noch in seiner Einsamkeit. Im zweiten Jahr ist der Deich fertig. Als es die letzte Lücke zu schließen gilt, es ist an einem stürmischen, kalten Regentag im November, wollen Arbeiter einen Hund lebendig in dem Deich begraben, aber H. verhindert dies durch sein Einschreiten. Sie fürchten ihn und seinen Schimmel.

• Der Deich bewährt sich, das neue Land entsteht und wird von den Leuten Hauke-Haien-Koog genannt.

• Im Haus des Deichgrafen kehrt Frieden ein, aber er hat kaum Freunde und eines wird immer deutlicher: Haukes und Elkes Kind Wienke ist schwachsinnig und die Alte Trin schürt in ihr noch den Gespensterglauben, sehr zum Ärger des aufgeklärten Vaters.

(101) Von einer gefährlichen Krankheit genesen, entdeckt der Deichgraf im März 1756, dass der alte Deich unterspült worden ist und die Mäuse darin wühlen. Die Gevollmächtigten wollen nicht viel Arbeit investieren und H. gibt diesmal nach. Im Herbst vermehren sich die Gerüchte von einem bevorstehenden Unheil in Nordfriedland. Trin` Jans stirbt.

(109) Im Oktober zieht ein Sturm auf ...

... Der Erzähler hat seine Geschichte geendet. In diesem Augenblick kommt der Deichgraf zurück und berichtet, dass auf der anderen Seite, wo der Schimmelreiter gesehen wurde, der Deich gebrochen war.

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(cc) Klaus Dautel


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