Novellen - Novellen - Novellen
K. Dautels Zusammenfassungen - Unterrichtsprojekte - Vorschläge
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Tod in Venedig
Zur Person G.v.A. Die Verführung
Sokrates und Phaidros
Arbeitsaufträge
Gustav Mahler, Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek |
"Gustav von Aschenbach war etwas unter Mittelgröße, brünett, rasiert. Sein Kopf erschien ein wenig zu groß im Verhältnis zu der fast zierlichen Gestalt. Sein rückwärts gebürstetes Haar, am Scheitel gelichtet, an den Schläfen sehr voll und stark ergraut, umrahmte eine hohe, zerklüftete und gleichsam narbige Stirn. Der Bügel einer Goldbrille mit randlosen Gläsern schnitt in die Wurzel der gedrungenen, edel gebogenen Nase ein. Der Mund war groß, oft schlaff, oft plötzlich schmal und gespannt; die Wangenpartie mager und gefurcht, das wohlausgebildete Kinn weich gespalten. Bedeutende Schicksale schienen über dies meist leidend seitwärts geneigte Haupt hinweggegangen zu sein, und doch war die Kunst es gewesen, die hier jene physiognomische Durchbildung übernommen hatte, welche sonst das Werk eines schweren bewegten Lebens ist. ... Sie beglückt tiefer, sie verzehrt rascher. Sie gräbt in das Antlitz ihres Dieners die Spuren imaginärer und geistiger Abenteuer, und sie erzeugt, selbst bei klösterlicher Stille des äußeren Daseins, auf die Dauer eine Verwöhntheit, Überfeinerung, Müdigkeit und Neugier der Nerven, wie ein Leben voll ausschweifender Leidenschaften und Genüsse sie kaum hervorzubringen vermag." |
"Leidenschaft als Verwirrung und Entwürdigung war eigentlich der Gegenstand meiner Fabel, - was ich ursprünglich erzählen wollte, war überhaupt nichts Homo-Erotisches, es war die -grotesk gesehene - Geschichte des Greises Goethe zu jenem kleinen Mädchen in Marienbad, das er mit Zustimmung der streberisch-kupplerischen Mama und gegen das Entsetzen der eigenen Familie partout heiraten wollte, was aber die Kleine durchaus nicht wollte ... diese Geschichte mit allen ihren schauerlich-komischen, hoch-blamablen, zu ehrfürchtigem Gelächter stimmenden Situationen, diese peinliche, rührende und große Geschichte, die ich eines Tages vielleicht doch noch schreibe. Was damals hinzukam, war ein persönlich-lyrisches Reiseerlebnis, das mich bestimmte, die Dinge durch Einführung des Motivs der "Verbotenen" Liebe auf die Spitze zu stellen ..." (Brief Thomas Manns an Carl Maria Weber, 4.Juli 1920, Briefe I, S.200ff)
Im Mai 1911 befindet sich Thomas Mann mit seiner Frau auf einer Reise, die ihn von der Adria nach Venedig führt, in welcher sich die Episode mit dem Gondoliere ebenso ereignete wie die Geschichte mit den fehlgeleiteten Koffern, und auf welcher Mann die Nachricht vom Tode des verehrten Gustav Mahler erhielt. Von diesem Komponisten stammt dann nicht nur der Vorname des Novellen-Helden, sondern Mann hat "ihm auch bei der Beschreibung seines Äußeren die Maske Mahlers" verliehen (Brief an Wolfgang Born, 18. März 1921, Briefe I, S.209).
Schließlich wird in Gustav v. Aschenbachs Herkunft und penibler Tageseinteilung Thomas Manns eigene Herkunft und Arbeitsweise widergespiegelt. Die These liegt nahe, dass Mann in dieser Novelle Möglichkeiten durchspielt, die in seiner eigenen weltanschaulichen und künstlerischen Position liegen. Hierzu zwei Briefstellen:
„Aber das Innere: die immer drohende Erschöpfung, Skrupel, Müdigkeit, Zweifel, eine Wundheit und Schwäche, daß mich jeder Angriff bis auf den Grund erschüttert; dazu die Unfähigkeit, mich geistig und politisch eigentlich zu orientieren, wie Du es gekonnt hast; eine wachsende Sympathie mit dem Tode, mir tief eingeboren: mein ganzes Interesse galt immer dem Verfall, und das ist es wohl eigentlich, was mich hindert, mich für Fortschritt zu interessieren. (...) Es ist schlimm, wenn die ganze Misere der Zeit und des Vaterlandes auf einem liegt, ohne daß man die Kräfte hat, sie zu gestalten." (Brief an Heinrich Mann, 8. November 1913, Th. Mann/H.Mann: Briefwechsel, S. 141f)
„Das Problem aber, das ich besonders im Auge hatte, war das der Künstlerwürde, - ich wollte etwas geben wie die Tragödie des Meistertums." (Brief an Elisabeth Zimmer, September 1915, Briefe I, S.144)
26/27 |
erste Begegnung im Hotel Wahrnehmung vollkommener Schönheit Beschreibung des Knaben |
→ nüchterne Beobachtung |
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31ff |
Beobachtungen am Meer Verdoppelung der Gefühle in Achtung und Scham "väterliche Huld" und "gerührte Hinneigung"(33) Das Standbild des jungen Gottes wird vermenschlicht Die Selbstbeobachtung des Gealterten wird angeregt |
→ "tieferer Teilnahme wert" |
42ff |
Die an der klassischen Schönheit interessierte, rein intellektuelle Anschauung wird zunehmend ins Sinnliche gewendet - sie entgleitet ...
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51/2 |
Trunkenheit und Stimme des Dämons gefährden, ja besiegen Vernunft und Würde Überwältigt vom Eros ist kein Halt mehr in der Tradition |
→ Verfall von Vernunft und Würde |
65/6 |
Dionysos : der wilde Zug des Rauschgottes Faszination und Abscheu Socrates : Schönheit führt zu Rausch, Begierde und Ausschweifung |
→ Gefühlsfrevel, Abgrund |
ad 1) Die Textstelle steht kurz vor dem Ende des 5. Kapitels, damit auch dem Ende Aschenbachs:
- G.v.Aschenbachs Widerstand bricht endgültig zusammen, er verfällt dem "Dämon" (51)
- Die Beschwörung der Vorfahren gewährt keinen inneren Halt mehr (52)
- Das Auftreten des Musikanten ruft Todesahnungen hervor (58)
- Auch genaueres Wissen über die Seuche kann ihn nicht mehr aus seiner Lethargie reißen (60)
- Wieder sucht ihn ein Traum heim: Das Dämonische hat ihn überwältigt (62)
- Er lässt sich verjüngen und erleidet bei der Verfolgung der polnischen Familie in der Stadt Venedig einen Schwächeanfall (65)
- In dieser Situation hat er nun diese Vision.
ad 2) Schönheit ist das Göttliche als Sinnlich-Erfahrbares,
die Erscheinungsform des Wahren und Guten.
Der Weg des Künstlers zur Wahrheit führt notwendig über das Sinnliche:
Dies aber ist zugleich ein Irrweg, denn EROS (Leidenschaft und Liebe) übermannt den Dichter und beraubt ihn seiner Würde - zumindest ist dies die Gefahr, in welcher der nach Wahrheit strebende Künstler schwebt.
Darum auch - so Platons Sokrates - sei Volks- und Jugenderziehung durch die Kunst zu verbieten.
Der Weg des Sinnlichen führt in den Abgrund, denn ihn begleiten Rausch, Begierde und Ausschweifung.
Was ist die Lösung? Sokrates schickt den schönen Jüngling weg!
Der Sprecher in G.v.Aschenbachs "seltsamer Traumlogik" spricht von sich als einem jener gefährdeten und doch zugleich privilegierten Künstler (wir Dichter), er ist NICHT der Platonsche Sokrates, der die Dichter aus dem Staate ausgewiesen sehen möchte, da sie nur Abbilder der Abbilder schaffen und weiter von der Wahrheit weg sind als jeder Handwerker, der aus der Idee des Bettgestells wenigstens noch ein richtiges Bettgestell machen kann, während der Dichter nur den sinnlichen Abglanz der Erscheinungsform des Bettgestells in unernstem Spiele schafft usw. usf. (vgl. Platons Politeia, 595-607).
Wer ist er dann? Aschenbachs anderes Ich?
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1. Thomas Manns Erzählung "Tod in Venedig" entstand in den Jahren 1911/12.
2. Die Erzählung trägt die Merkmale einer Novelle:
Arbeitsauftrag:
Arbeiten Sie die Struktur dieser Erzählung heraus und entwerfen Sie eine Art Diagramm. Versehen Sie die einzelnen Teile mit prägnanten Überschriften.3. Thomas Mann arbeitet mit der Technik der Leitmotivs:
In unterschiedlichen Gestalten begleiten "Todesboten" den Weg des Gustav v. Aschenbach:
Arbeitsauftrag:
Untersuchen Sie die genauen Begleitumstände des Auftauchens dieser Todesboten,4. Personencharakteristik:
Der Held von Thomas Manns Novelle, G.v. Aschenbach, ist ein 50-jähriger, gesellschaftlich anerkannter Schriftsteller, der ...
1. Schreiben:
In seiner Novelle bedient sich Thomas Mann einer ausgefeilten Sprech- und Erzählweise, welche in langen, mehrfach untergliederten und streng kontrollierten Sätzen eine Fülle von äußeren und inneren Eindrücken wiedergibt und darin wiederum Gustav von Aschenbachs Wille zu disziplinierter Form und sprachlicher Zucht widerspiegelt. Die letzten drei Sätze der Erzählung aber sind von erstaunlicher Kürze und Nüchternheit und berichten von Aschenbachs Ableben:
„Minuten vergingen, bis man dem seitlich im Stuhle Hingesunkenen zu Hilfe eilte. Man brachte ihn auf sein Zimmer. Und noch denselben Tages empfing eine respektvoll erschütterte Welt die Nachricht von seinem Tode."
Arbeitsauftrag:
2. Wir bereiten eine Lesung vor:
Suchen Sie eine Ihnen geeignet erscheinende Vorlese-Stelle (maximal eine Seite), bereiten Sie diese für den Vortrag vor und halten sie die Begründung für Ihre Wahl bereit.
Gründe für Ihre Textauswahl könnten sein:
3. Mann MultiMedial :
Suchen Sie zu einer kürzeren Textstelle ein Bild, ein Porträt oder eine Fotografie und montieren Sie Text und Bild (am besten mit einem Grafik- oder Textprogramm) zusammen. Solche Bilder können zum Inhalt haben:
Venedig, Friedhöfe, Gondeln, Hotel-Räume, Strand und Meer, junge oder ältere Männer, üppig wuchernde Dschungellandschaften ...
Tragen Sie Ihre Kompositionen zusammen und arrangieren Sie diese zu einer Dia-Schau (z.B. Powerpoint) mit Titelblatt und Musik.