Theodor Storm: Der Schimmelreiter

Der Schimmelreiter  
Schreibideen zum Schimmelreiter  
Pole Poppenspäler
Hans und Heinz Kirch  


Produktive Schreibanlässe zum Schimmelreiter


  Vorschläge für Gestaltendes Interpretieren und kreatives Schreiben (K. Dautel)


"- - Da begann einer leis zu lachen, und dann wieder einer, bis zuletzt nichts in der Stube war als lauter Lachen. Nun, so ruft ihn, sagte Ole Hensen; ihr wollt doch nicht den Deichgrafen von der Tür stoßen! Ich glaub, sie lachen noch; aber Ole Peters' Stimme war nicht mehr zu hören!« schloß der Bursche seinen Bericht.
Fast in demselben Augenblicke wurde drinnen im Hause die Stubentür aufgerissen, und: »Hauke! Hauke Haien!« rief es laut und fröhlich in die Nacht hinaus.
Da trabte Hauke in das Haus und hörte nicht mehr, wer denn der Deichgraf sei; was in seinem Kopfe brütete, hat indessen niemand wohl erfahren." - (Klett-Ausgabe Seite 34/Reclam S. 40)
    Erläutere zuerst die Situation etwas näher.
    Verfasse in der Ich-Form einen inneren Monolog, der Haukes Gedanken in diesem Augenblick wiedergibt.
    Berücksichtige dabei die Stimmung, in der er sich befindet, seine gesellschaftliche Lage im Dorf und seine stillen Hoffnungen.

"Aber sein Vater hatte sich einsame Jahre knapp beholfen, und mit dem, was er sich entzogen hatte, war er des neuen Besitzes Herr geworden; das konnte er auch, er konnte noch mehr; denn seines Vaters Kraft war schon verbraucht gewesen, er aber konnte noch jahrelang die schwerste Arbeit tun! - - Freilich, wenn er es dadurch nach dieser Seite hin erzwang, durch die Schärfen und Spitzen, die er der Verwaltung seines alten Dienstherrn zugesetzt hatte, war ihm eben keine Freundschaft im Dorf zuwege gebracht worden, und Ole Peters, sein alter Widersacher, hatte jüngsthin eine Erbschaft getan und begann ein wohlhabender Mann zu werden! Eine Reihe von Gesichtern ging vor seinem innern Blick vorüber, und sie sahen ihn alle mit bösen Augen an; da faßte ihn ein Groll gegen diese Menschen: er streckte die Arme aus, als griffe er nach ihnen, denn sie wollten ihn vom Amte drängen, zu dem von allen nur er berufen war." - (Klett-Ausgabe Seite 48)
    Erkläre zuerst die Lage, in der sich Hauke nach dem Tod seines Vaters befindet.
    Verfasse eine Rede, in der Hauke vor den Deichgevollmächtigten sich - trotz allem - als der zum Deichgrafen Berufene darstellt.
    Beachte die Besonderheiten einer Rede (Publikumsansprache ... ) und versuche die Argumentation übersichtlich (steigernd) aufzubauen.

"Am dritten Abend nach diesem Tage sprach ein frommer Redner - es war ein vom Deichgrafen aus der Arbeit gejagter Pantoffelmacher - im Konventikel bei dem holländischen Schneider, da er seinen Zuhörern die Eigenschaften Gottes auseinandersetzte: »Wer aber Gottes Allmacht widerstreitet, wer da sagt: ich weiß, du kannst nicht, was du willst - wir kennen den Unglückseligen ja alle; er lastet gleich einem Stein auf der Gemeinde -, der ist von Gott gefallen und suchet den Feind Gottes, den Freund der Sünde, zu seinem Tröster; denn nach irgendeinem Stabe muß die Hand des Menschen greifen. Ihr aber, hütet euch vor dem, der also betet; sein Gebet ist Fluch!«
- - Auch das lief um von Haus zu Haus. Was läuft nicht um in einer kleinen Gemeinde?" - (Klett-Ausgabe Seite 84)
    Verfasse einen Dialog, in dem sich Dorfbewohner über die jüngsten Ereignisse unterhalten.

"Beim Hinabgehen traf ich unten auf dem Flur den Deichgrafen; er wollte noch eine Karte, die er in der Schenkstube gelassen hatte, mit nach Hause nehmen. »Alles vorüber!« sagte er. »Aber unser Schulmeister hat Ihnen wohl schön was weisgemacht; er gehört zu den Aufklärern!«
- »Er scheint ein verständiger Mann!«
»Ja, ja, gewiß; aber Sie können Ihren eigenen Augen doch nicht mißtrauen; und drüben an der andern Seite, ich sagte es ja voraus, ist der Deich gebrochen!«
Ich zuckte die Achseln: »Das muß beschlafen werden! Gute Nacht, Herr Deichgraf!«
Er lachte: »Gute Nacht!«
- - Am andern Morgen, beim goldensten Sonnenlichte, das über einer weiten Verwüstung aufgegangen war, ritt ich über den Hauke-Haien-Deich zur Stadt hinunter." - (Schluss der Novelle)
    Stelle dir vor, der Ich-Erzähler ist Journalist und schreibt Artikel für den 'Husumer Boten', eine Wochenzeitung für die gebildete Gesellschaft der Stadt. Beim Heimritt macht er sich Gedanken über den Stand der Aufklärung bei der Landbevölkerung und den noch verbreiteten Aberglauben. Er beschließt, zu diesem Thema einen Artikel zu verfassen, in dem Hauke Haien als Kämpfer und Vorreiter des wissenschaftlichen Fortschrittes gewürdigt wird.

(cc) Klaus Dautel


Impressum · Datenschutz