Friedrich Schiller

   

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STURM UND DRANG


„Der Begriff 'Sturm und Drang' bezeichnet jene nur kurze literarische Bewegung in den beiden Jahrzehnten vor der Französischen Revolution, die ihren Höhepunkt in den 70er Jahren hat, während Schiller mit seinen Jugenddramen bereits als Nachzügler gilt. Den Begriff kannten und gebrauchten schon die Zeitgenossen. Ursprünglich der Titel eines Schauspiels von Friedrich Maximilian Klinger (1776), setzt sich 'Sturm und Drang' rasch als Bezeichnung für ein gewandeltes Lebensgefühl durch, das die Generation junger Autoren, vorzugsweise im Alter zwischen 20 und 30 Jahren, miteinander vereint. Der Begriff 'Genieperiode' bzw. 'Geniezeit', der verschiedentlich vorgezogen wird, verweist darauf, dass die Stürmer und Dränger sich selbst gern 'Originalgenies' nannten, während sie von anderen oft spöttisch-distanziert als 'Kraftgenies' apostrophiert wurden."

(aus Bark/Steinbach/Wittenberg (Hrsg.): Aufklärung, Sturm und Drang, Geschichte der deutschen Literatur, Band 1, Klett Stuttgart 1983 S.39)

Vertreter:

  • Heinrich Leopold Wagner (1747 - 79): "Die Kindermörderin"
  • J.W.Goethe (1749 - 1832) : "Götz von Berlichingen", "Die Leiden des jungen Werthers", "Urfaust"
  • J.M.R. Lenz (1751 - 1792): "Der Hofmeister", "Die Soldaten"
  • Maximilian Klinger (1752 - 1831): "Sturm und Drang"
  • Friedrich Schiller (1759 - 1805): "Die Räuber", "Kabale und Liebe"

Wesentliche Motive und Themen des 'Sturm und Drang' waren:

  • Das Recht auf Empfindsamkeit
    Die Gefühlswelt des Individuums wird der Rationalität und dem Zweckdenken des aufgeklärten Bürgers entgegengestellt. Beispiel: Werther und Albert in "Werthers Leiden".
  • Geniekult
    Verabsolutierung der individuellen Begabung, welche sich souverän über die gesellschaftliche Normen und Regeln hinwegsetzt und nur den eigenen Regeln (der "Natur") folgt.
    Beispiele: Franz Moor, Karl Moor, Spiegelberg
  • Selbsthelfertum
    Die gesellschaftlichen Institutionen haben keine Autorität mehr, ich selbst bin der Maßstab meines Handelns. Beispiele:
    • Prometheus (der einzelne gegen die Götter)
    • Götz von Berlichingen (der Ritter stellt sein persönliches Rechtsempfinden dem kaiserlichen Fehderecht entgegen)
    • Karl Moor (Räuberhauptmann aus persönlicher Gekränktheit, Außenseiter gegen die Gesellschaft)
    • Faust (Bund mit den Mächten der Finsternis im Namen eines höheren Strebens)
  • Soziale Anklage und Gesellschaftskritik
    Gegen die Privilegien und moralische Verderbtheit der höheren Stände
    auch den Krämergeist und die Rechthaberei des bürgerlichen Standes
    Beispiel: H.L.Wagner: Die Kindsmöderin, Lenz: Der Hofmeister, Soldaten
  • Sprengung poetischer Normen
    - Verstoß gegen die Konventionen der gehobenen Bühnensprache (Räuber, Götz)
    - Weg mit dem Reim, her mit den freien Rhythmen (Klopstock)
    - Weg von den klassizistischen Normen des Theaters (Einheit bon Ort, Zeit und Handlung), hin zu Shakespeare

(cc) Klaus Dautel


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