Novellen - Novellen - Novellen
K. Dautels Zusammenfassungen - Unterrichtsprojekte - Vorschläge
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Historische Novellen
C.F. Meyer: Das Amulett •
C.F. Meyer: Gustav Adolfs Page •
W. Raabe: Die Schwarze Galeere •
J. Wassermann: Das Gold von Caxamalca •
Seitenangaben beziehen sich auf die Reclam-Ausgabe
I.
Vater und Sohn Leubelfing sitzen rechnend in ihrem Nürnberger
Patrizierhaus, als ein schwedischer Kornett mit der Nachricht des Schwedenkönigs
Gustav Adolf kommt, sein Page sei - wie auch alle anderen zuvor - auf dem
Schlachtfeld gefallen, und Leubelfing könne jetzt seinem Sohn den
Herzenswunsch erfüllen und ihn zu seinem neuen Pagen machen. Vater
und Sohn sind sehr erschreckt, denn der Alte hatte bei einem Besuch des
Königs in Nürnberg nur angeben wollen und hatte überdies
etwas zuviel getrunken. Nun aber steht der Soldat vor der Tür und
wartet. - Da aber tritt die knabenhafte und forsche Auguste Leubelfing
in die Stube, und, provoziert von ihrem ängstlichen Vetter, beschließt
sie, an dessen Stelle Page des von ihr so verehrten Königs zu werden.
Gesagt getan, sie packt rasch zusammen und der Kornett nimmt sie mit. Der
junge L. aber wird sich als "Laubfingern" nach Leipzig verkriechen
müssen.
II.
Im Lager des Königs bei Nürnberg: Gustav Adolf rennt seit
langem vergeblich die Befestigung des "Friedländers" an.
Dem neuen Pagen ist er christlicher Erzieher und väterlich-strenger
Freund. Der Page ist kecker Jüngling und ergebener Schüler. Seine
Lebensdevise: 'Courte et bonne', heftig und intensiv leben und verlöschen
wie ein zuckender Blitz. - Vom schwedischen Hof erfährt man, dass
ein Jesuit sich als Italienisch-Lehrer der königlichen Tochter Christine
(7) eingeschlichen habe, aber glücklich enttarnt wurde. - Das gemahnt
Auguste an ihre eigene Tarnung: Ist sie nicht auch eine Betrügerin?
Gerade jetzt, wo dem geliebten König vom Friedländer so arg zugesetzt
wird! Aber "im Pulverdampf" und angesichts der "tödlichen
Kugeln" verstummt das schlechte Gewissen zeitweise, um des nachts
in schlechten Träumen wiederzukehren.
III.
>Aus einem Brief der Königin erfährt Gustav Adolf, dass
in seinem Lager einHerzog von Lauenburg ein ehebrecherischisches Verhältnis
mit einer erbeuteten Kroatin unterhalte. Er lässt das Mädchen
kommen, und sofort das wahre Geschlecht des Pagen erkennend vermutet sie
eine Gemeinsamkeit: Beide lieben ihre Herren, die eine offen, die andere
heimlich. Aber, als das Mädchen vom König mitgeteilt wird, dass
es in das kalte Schweden zu den >Ketzern< gebracht und umerzogen
werden soll, schneidet es sich kurzerhand die Kehle durch. - Gleich anschließend
hält Gustav Adolf den versammelten deutschen Adligen seines Heeres
eine herbe Strafpredigt wegen ihres zügellosen Betragens, und Lauenburg,
welcher sich widersetzt, wird vor aller Augen gemaßregelt. Dem Pagen
fällt auf, dass dessen Stimme und Gestalt der seinigen sehr ähneln.
IV.
Am Abend desselben Tages erscheint ein friedländischer Hauptmann
beim König; es ist Wallenstein selbst, der Gustav Adolf vor einem
Attentäter warnt, welcher sich ihm angeboten hat. Dieser habe merkwürdigerweise
die Stimme seines Pagen gehabt und auch ein verlorener Handschuh passt
genau. - Der Page verlässt daraufhin fluchtartig den König,
reitet durch das nächtliche Lager, bis er auf einen Oberst stößt,
welcher zufällig der Freund seines Vaters und des Mädchens Pate
ist und die >Gustl< auch sofort an einer Narbe erkennt. - Das Lager
bei Nürnberg wird aufgelöst und den ganzen Herbst reitet der
Page mit dem Oberst Ake Tott. Einmal aber sieht er den König, wie
er - Jesus gleich - durch eine Stadt zieht und alles Volk ihm als Glaubensretter
huldigt. Aber über der Apotheose schwebt der 'Todesengel'. Eine Woche
später, vor der entscheidenden Schlacht (von Lützen 1632), mischt
er sich unter das Gefolge des Königs und erlebt, wie dieser noch einmal
den Getreuen seine Sorge um das "evangelische Reich" nahelegt
und wie der von Lauenburg sich dem König als verlorener Sohn nähert
und ihm verziehen wird. Dann, als es in die Schlacht geht, verschmäht
Gustav Adolf den ihm vom Pagen hingehaltenden kugelsicheren Panzer und
schlüpft in sein Wams.
V.
Beim Pfarrer des Dorfes Meuchen, hinter der schwedischen Schlachtlinie,
wird gerade für den 'protestantischen Helden' gebetet, als es klopft
und dessen Leiche von dem ebenfalls tödlich verwundeten Pagen hereingebracht
wird. Der Kornett ist dabei und beim Öffnen des Wamses wird die wahre
Gustl entdeckt. Da kommt auch schon der Oberst Ake Tott und überraschenderweise ein junger Kaufherr Laubfinger in das Pfarrhaus. Noch einmal aus der Ohnmacht aufwachend stammelt der Page von der "Kugel des Lauenburgers" und stirbt dann mit einem letzten Blick auf das Antlitz des "Retters Deutschlands und der protestantischen Sache". Der Pfarrer verpflichtet alle Anwesenden zum Schweigen und so wird der Page zusammen mit seinem König in der Kirche aufgebahrt.
Der Dreißigjährige Krieg - Chronik
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