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Schreiben - Lesen - Feedback geben - Weiterschreiben
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Diese drei Postulate von Th. Kopfermann bezeichnen das Anliegen der prozessorientierten Schreibdidaktik. Sie sind sehr weitreichend und nicht immer pratikabel. Entscheidend ist aber, dass das von Schülerhand Geschriebene aufgewertet wird und daraus methodische Konsequenzen für den Schreibprozess abgeleitet werden können.
Auch Schülerinnen und Schüler sollen qualifiziertes Feedback geben können, das entlastet die Lehrkraft und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass ein Schüler-Text beachtet wird.
Das Verfassen von Texten ist ein Prozess, der sich in mehreren Phasen abspielt.
Jetzt geht es um Phase 4: Kompetentes Feedback geben, das zur Überarbeitung anregt. Die Instrumente dazu sind:
- Ein Kriterien-Katalog, der nicht allzu umfangreich ist und gemeinsam erarbeitet wurde.
- Einfache Verfahren der Rückmeldung: Textlupe, Kommentarlawine, Schreibkonferenz
- Ein Veröffentlichungsziel: Dokumentenmappe, Portfolio, Kurs-Almanach, Webblog ... (Das mag etwas idealistisch klingen, ist aber nicht unmöglich, seit es Internet gibt.)
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Ein nicht allzu umfangreicher Kriterien-Katalog kann so aussehen:
- Einstieg: Ist er anregend und Leser-orientiert?
- Inhalt: Werden mehrere Aspekte des Themas angesprochen? Sind sie auch wichtig?
- Struktur: Ist trotz aller Freiheit ein "roter Faden" erkennbar?
- Einfallsreichtum: Gibt es originelle Formulierungen und Gedanken - oder zu viel davon?
- Sprache und Stil: orthografisch korrekt, Wortschatz und Satzbau abwechslungsreich?
Was genauer darunter zu verstehen ist, könnte anhand des für die Lehrkraft gedachten Korrekturprofils von Rüdiger Utikal erläutert werden:
- "Vermittelt der Einstieg in den Essay generell Leseanreiz, Motivation zum Weiterlesen, Lust zur intensiveren Beschäftigung mit dem Thema?
- Ist das Thema angemessen eingegrenzt und entfaltet?
- Ist ein (durchaus auch individueller) roter Faden als „thematische Ausrichtung“ erkennbar, der den „Zusammenhang der Ausführungen mit dem Gesamtthema“ (Beringer/Schneider 2010) sichtbar macht? Ist im Rahmen dieser Vorgaben eine klare Gedankenführung ersichtlich?
- Sind narrative, reflektierende und argumentative Elemente als Bestandteile vorhanden und werden sie zu einem Textgewebe verwoben, das sie zu einem Muster zusammenfügt? Sind assoziative Verknüpfungen - eventuell auch Gedankensprünge - für den Leser nachvollziehbar?
- Ist der Essay klar zu Erzählung und Erörterung hin abgegrenzt? (Oder: Verharrt der Essay im Narrativen? Bleibt er im inhaltlichen wie sprachlichen Duktus zu nahe an der Erörterung und ihren sachlich-argumentativen Strukturen?)
- Entwickelt sich der Essay weiter, tritt er gedanklich nicht „auf der Stelle“? Bietet er gedankliche Vielfalt, auch kreative und originelle Gedanken an? Geht er über die Schilderung persönlicher Erfahrungen hinaus?
- Ist eine eigene und eigenständige Urteilsbildung und Positionierung erkennbar?
- Werden vielfältige rhetorische Figuren eingesetzt? Ist dieser Einsatz funktional?
- Ist ein elaborierter Text mit individueller Prägung entstanden? Orientiert er sich an Schrift- und Standardsprache? Enthält er weder umgangssprachliche Wendungen noch Vulgarismen? Sind Abweichungen von dieser Regel als funktional eingesetzte Einzelfälle und bewusste Stilbrüche ersichtlich?
- Ist der Abschluss pointiert und passend?"
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Praktikable Verfahren zur Rückmeldung durch Mitschüler werden im → Material-Teil vorgestellt: Textlupe, Schreibkonferenz, Kommentarlawine etc.
Des Weiteren ist auch der Einsatz von "kollaborativen Schreibplattformen" im Internet als Feedback-Instrument überlegenswert und gewissermaßen zeitgemäß: Google-Doks, Etherpads / ZUMPads, Wikis oder Padlets.
Mehr dazu HIER: Schreibarbeiten mit Etherpads und Google-Doks.
Padlets - d.h. digitale Schultafeln - sind allerdings eher für die Planungs- und Sammelphase im Schreibprozess geeignet.
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