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LZ 1: Wie Menschen vor 700 Jahren lebten (9.5.95)
a) Lernumgebung einrichten und vorstellen (mit
Hilfe der Kinder)
b) Leben auf einer Burg und Begriffe der
Ständegesellschaft?
d) Lernziele
LZ 2: Geburt, Jugend und Heirat von Elisabeth
a) Erzählung:
Möglichkeit 1: Bilder malen
Möglichkeit 2: KIM-Spiel
Möglichkeit 3: Lesekrone
Lernziele
LZ 3: Elisabeth hilft ihren Mitmenschen und kämpft gegen Ungerechtigkeit a) Erzählung:
b) Puzzle: Die Landgräfin steigt hinab
c) Text von Mt 25,35-36 unter das Puzzle
schreiben d) Lied: Alle Knospen springen auf (MeKiLi
112) Lernziele
LZ 4: Elisabeth verläßt die Wartburg a) Erzählung
b) Lied: Halte zu mir, guter Gott Lernziele
LZ 5: Festigung und Wiederholung a) Erzählung
c) Lied: Alle Knospen springen auf (MeKiLi
112) Lernziele
Material: Erzählung und Geschichten zu Elisabeth Bild 1: König Andreas von Ungarn reitet auf einem
Pferd Vor fast 800 Jahren lebte in Ungarn ein König mit
dem Namen Andreas. Er war ein wilder Mann mit einem prächtigen,
rabenschwarzen Bart. Er hatte Pferde gern und ritt auf ihnen durch
das Land. Seine Frau hieß Gertrud und war eine Deutsche. Sie war
eine strenge Frau. Sie verlangte von ihrem Volk harte Arbeit und
viel Geld. Die Leute mußten fast alles, was sie besaßen auf die
Burg des Königs Andreas bringen. Die Königin wollte Gold, Silber
und Edelsteine besitzen. Davon konnte sie nie genug bekommen. Bild 2: Elisabeth König Andreas und Königin Gertrud bekamen eine
Tochter. Sie gaben ihr den Namen Elisabeth. Weil ihre Eltern König
und Königin waren, war Elisabeth eine Prinzessin. In der Burg gab es so viele Zimmer, daß Elisabeth mit ihren Dienerinnen den ganzen Tag Verstecken spielen konnte. Sie bekam von ihrem Vater ein kleines Pony, ganz für sich allein. Bild 3: Das Leben auf der Königsburg in Ungarn Die Burg des ungarischen Königs war prächtig: in
den Zimmern lagen bunte Teppiche, an den Wänden hingen viele
Gemälde. Die Stühle waren mit Leder oder Seide überzogen und in
den Schränken gab es goldene Schüsseln und Platten aus Silber.
Nur die besten Speisen kamen auf den Tisch: Fleisch, Gemüse, Obst
und Kuchen, roter Wein aus Ungarn und frisches Wasser. Bild 4: Das Leben der armen Leute Doch so schön und unbeschwert lebten nur die Leute
auf der Königsburg. Unterhalb der Burg, in den Dörfern und
Städten von Ungarn lebten die Menschen in kleinen Häusern und
armseligen Hütten. Besonders die Bauern sind arm. Sie schlafen auf
Strohsäcken am Boden, haben nur einen einfachen Tisch aus Holz mit
Hockern drumrum, sie essen von Geschirr aus Ton mit Löffeln aus
Holz. Bild 5: Die Arbeit der armen Leute Die Bauern müssen auf den Feldern des Königs
arbeiten. Fast alles, was sie dort ernten, muß auf der Burg des
Königs abgeliefert werden. Für die Bauern und ihre Familien blieb
nur sehr wenig zu essen übrig.Wenn es eine schlechte Ernte gab,
herrschte bei den Bauern Hungersnot. Denn auch das Wenige, was dann
auf den Feldern wächst, muß auf der Burg abgegeben werden. Die
Frauen der Bauern wissen oft nicht, wie sie ihre Kinder sattmachen
sollen. Bild 6: Ritter Walther wirbt um Elisabeth Eines Tages, als Elisabeth vier Jahre alt war, kamen auf die Burg des Königs Andreas Gäste aus Deutschland. Es war Ritter Walther mit seinen Männern. Sie kamen aus Eisenach in Thüringen. Dort lebte Landgraf Hermann von Thüringen. Er war der Herr von Ritter Walther. Ritter Walther sagte: „Mein Herr hat drei Söhne. Der älteste heißt Heinrich, der mittlere Ludwig und der jüngste Heinrich Raspe. Seine Söhne sind zwar noch klein, aber Graf Hermann sucht schon jetzt eine Frau für seinen ältesten Sohn Heinrich.“ Königin Gertrud antwortete: „Wir haben eine
Tochter. Sie heißt Elisabeth. Sie ist zwar erst vier Jahre alt,
aber später kann sie gewiß eine gute Frau für den Grafensohn
Heinrich aus Thüringen werden.“ „Ja“, sagte König Andreas, „wenn Elisabeth
den mächtigen Landgrafen von Thüringen heiratet, dann sind wir
miteinander verwandt. Ungarn und Thüringen werden Freunde. Das ist
eine gute Sache!“ So wurde es beschlossen. Das Kind Elisabeth sollte
mit dem Ritter Walther nach Thüringen reisen. Bild 7: Elisabeth reitet mit Ritter Walther von
Ungarn weg Bald war der Tag der Abreise gekommen. Die Königin
von Ungarn hatte für ihre Tochter kostbare Schätze in Kisten
verpacken lassen. Silberne Löffel und Trinkbecher aus reinem Gold
waren dabei, Ringe aus Brillianten und Edelsteinen. Sogar eine
Badewanne aus Silber bekam Elisabeth. Ritter Walther setzte Elisabeth auf ihr Pony. Sie
weinte. Ritter Walther wollte sie trösten: „In Eisenach ist es
sehr schön. Schau mal, dort, hinter den Bergen liegt es.“ Er
streckte den Arm aus und zeigte die Richtung. Elisabeth winkte noch so lange bis sie ihre Burg
und ihre Eltern nicht mehr sehen konnte. Bild 8: Elisabeth kommt in Eisenach an Nach einer langen Fahrt auf schlechten und
holprigen Wegen kamen Elisabeth und Ritter Walther in Eisenach an.
Von weitem schon waren die prächtigen Häuser zu sehen. Die Ankunft der Königstochter war von schnellen
Reitern schon überall gemeldet worden. Als Elisabeth in die Stadt
ritt, da bliesen Trompeter und Trommler schlugen ihre Trommeln. Die
ganze Stadt war auf den Beinen. „Das ist für dich“, sagte
Ritter Walther zu Elisabeth. „Sie wollen dich begrüßen.“ Viele Menschen standen am Straßenrand. „Willkommen
in Eisenach, Prinzessin Elisabeth!“, riefen sie. Zur Burg des Landgrafen führte eine hohe Treppe
empor. Oben vor der breiten Tür standen der Graf Hermann, seine
Frau Gräfin Sophie und ihre Söhne Heinrich, Ludwig und Heinrich
Raspe. Ludwig trug einen Ball in seiner Hand. Plötzlch
glitt er ihm aus der Hand. Elisabeth riß sich von Ritter Walther
los und rannte hinter dem Ball her. „Laß das, Kind!“, rief
Gräfin Sophie. „Das ist keine Arbeit für eine Königstochter.
Das soll Guda machen, deine Dienerin!“ Die Gräfin dachte: „Ich
werde viel Arbeit haben, aus dieser Göre eine richtige Gräfin zu
machen.“ Bild 9: Elisabeth und Guda spielen im Garten Elisabeth lebte auf der Wartburg in Eisenach. Sie
will keine feine Dame sein; sie will nicht vornehm oder etwas
Besonderes sein. In jeder freien Minute entwischt sie mit Guda,
ihrer Dienerin, nach draußen, wo es ihr viel besser gefällt. Landgräfin Sophie sieht das nicht gern. Sie denkt:
„Aus dem Kind wird nie eine richtige Gräfin werden.“ Bild 10: Elisabeth wird erwachsen und heiratet Viele Jahre waren vergangen, seitdem Elisabeth in
der Kirche ihre Krone unter das Kreuz Jesu gelegt hatte. Immer noch
lebte sie in Eisenach auf der Wartburg. Ihre Dienerin Guda war ihre
beste Freundin geworden. Eines Tages änderte sich für Elisabeth alles.
Denn der älteste Sohn des Grafen, der Prinz Heinrich, wurde krank
und starb. Was sollte nun aus Elisabeth werden? Sie war doch als
kleines Mädchen hierhergeholt worden, damit sie seine Frau werden
kann. Die Gräfin Sofie gab sich große Mühe, Elisabeth
gut zu erziehen. Aber jetzt, wo ihr Sohn tot war, mochte sie
Elisabeth nicht mehr bei sich haben. Eines Nachts hörte Elisabeth,
wie die Gräfin sagte: „Ich glaube, es ist das Beste, wenn wir
Elisabeth wieder zurück nach Ungarn schicken.“ Der Landgraf
stimmte ihr zu: „Sie hat ja noch nie so richtig zu uns gepaßt.
Sie wird es nie lernen, sich wie eine richtige Dame zu benehmen.“ Elisabeth hat Angst. Sie will nicht zurück nach
Ungarn, sondern möchte viel lieber auf der Wartburg bei ihren
Freundinnen bleiben. An einem schönen Tag reitet der Ritter Walther mit
Ludwig, dem mittleren Sohn des Grafen und Elisabeth durch die
Wälder rund um Eisenach.“ „Hast du schon gehört, Prinz Ludwig“, sagte
Ritter Walther, „deine Mutter will Elisabeth zurück nach Ungarn
schicken.“ Prinz Ludwig hielt sein Pferd an. „Ritter Walter“,
fragte er, „siehst du den Berg, der da vor uns liegt?“ „Gewiß“, sagte der Ritter. „Wenn dieser große Berg aus echtem Gold wäre,
selbst dafür würde ich Elisabeth nicht eintauschen. Es gibt
nichts auf der ganzen Welt, das ich mehr liebhabe als sie. Ich will
nicht, daß sie geht.“ Er gibt Ritter Walther einen goldenen Spiegel als
Geschenk für Elisabeth und bittet ihn, sie zu fragen: „Willst du
Prinz Ludwig heiraten?“ Elisabeth ist überrascht, aber sie freut sich
sehr. Denn auch sie mag den Prinz Ludwig sehr gern. Er war immer
gut zu ihr. Sie sagt: „Ja, ich will Prinz Ludwig heiraten.“ Ihre Dienerin Guda ist ganz aufgeregt. Sie sagt:
„Siehst du, Elisabeth, jetzt kannst du auf der Wartburg bleiben.“ Und so kommt es auch. Wenige Wochen später wird
Hochzeit auf der Wartburg gefeiert. Gäste von nah und fern sind
eingeladen. Es gibt tolle Sachen zu essen: Gemüse, Obst, Fische,
Geflügel, guten Wein. Der Bäcker backt eine große
Hochzeitstorte. Auch die armen Bauern unten im Dorf wünschen dem
jungen Paar viel Glück. Elisabeth hat befohlen, daß jede Familie mit Brot,
Wein, Käse und Fleisch beschenkt wird, damit sich alle ein
Festessen machen können. Bild 11: Elisabeth hilft ihren Mitmenschen Wochenlang ist die Hochzeit von Elisabeth und
Ludwig in Eisenach das wichtigste Gespräch. Eine Landgräfin, die
bei ihrer Hochzeit an die Armen, an die Bettler und Bauernfamilien
dankt und sie sogar bei ihrem Fest mitfeiern läßt, das hat es in
Eisenach noch nie gegeben. Aber das ist erst der Anfang. Elisabeth kümmert
sich auch weiter um die Menschen in der Stadt. Tag für Tag steigt
sie mit ihrer Freundin Guda den steilen Weg von der Wartburg zu den
Armen ins Tal hinunter. Immer sind die beiden schwer beladen mit
Essen, mit Wäsche und Arznei für die Kranken. Besonders den Kranken und Alten geht es schlecht, weil sie nicht mehr arbeiten können. Sie haben genauso wenig wie die Bettler, die überall auf den Straßen gehen. Elisabeth und Guda bringen den Armen Brot und Käse. Sie besuchen die Kranken und pflegen sie. Sie machen Salbenumschläge und Fieberwickel. Elisabeth geht auch zu den Frauen, die gerade ein Kind geboren haben. Sie kocht für die Familie Essen und kümmert sich um die Kinder. So hat sie immer viel zu tun. Bild 12: Elisabeth öffnet die Getreidespeicher Es ist in einem Sommer und die Erntezeit kommt
immer näher. Plötzlich gibt es ein großes Unwetter in der
Gegend. Hagel fällt vom Himmel und zerstört die Felder. Alles
Getreide ist kaputt und es verfault auf den Feldern. Die Bauern
haben nun gar nichts mehr zu essen, weil die Vorräte vom letzten
Jahr schon aufgebraucht sind. Da faßt E. einen mutigen Entschluß: Sie läßt
die Kornspeicher der Burg öffnen und verteilt das Getreide unter
die hungernden Menschen. Jede und jeder bekommt soviel, daß es zum
Überleben reicht. Auch Schuhe und Arbeitskleider und Saatgut und
Sicheln verteilt sie an die Bauern, damit sie im nächsten Jahr
wieder ernten können. Die Menschen sind Elisabeth sehr dankbar. Sie geben
ihr einen Ehrennamen: „Mutter der Armen“ wird sie genannt. Aber der Bruder ihres Mannes, Heinrich Raspe ist
nicht einverstanden mit dem, was E. tut. Er tobt und schreit wie
wild: „Du bist verrückt, E.“ Wie kannst du unsere Vorräte
verschenken? Wir werden selbst noch verhungern, wenn du so
weitermachst!“ Aber E. läßt sich nicht einschüchtern. Sie
weiß, daß sie richtig gehandelt hat. Sie läßt sogar ein kleines
Krankenhaus bauen am Fuße der Wartburg. Dafür verschenkt sie
ihren Schmuck. Sie will ih nicht mehr haben, seitdem sie weiß,
wieviele Menschen auf der Welt in großem Elend leben
müssen. Ludwig unterstützt die Arbeit von Elisabeth wo er
nur kann. Die anderen Ritter und Hofdamen auf der Wartburg
schütteln nur den Kopf über die beiden. Und Ludwigs Bruder,
Heinrich Raspe, spricht aus, was viele denken: „E., du bist dumm.
Du bist doch eine Landgräfin. Zieh schöne Kleider und Schmuck an
und genieße das Leben! Was gehen dich die Armen unten in Eisenach
an?“ Aber E. antwortet mit ruhiger Stimme: „Ich sehe,
daß die Bauern für ihre Kinder nicht genug zu essen haben. Aber
wir auf der Burg haben viel, viel mehr als wir brauchen. Das ist
nicht recht. Gott läßt für alle Menschen und Tiere Nahrung
wachsen. Gott will, daß alle Menschen fröhlich sind und keine Not
leiden. Von Jesus weiß ich, wie das geht. Jesus hat einmal gesagt: „Alles, was du meinen ärmsten und schwächsten
Brüdern und Schwestern getan hast, das sehe ich, als ob du es mir
getan hast. Ich bin hungrig gewesen, und du hast mir zu essen
gegeben. Ich bin durstig gewesen und du hast mir zu trinken
gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen, und du hast mich aufgenommen.
Ich bin in Lumpen dahergekommen, und du hast mir Kleider geschenkt.
Ich bin krank gewesen, und du hast mich besucht. Du warst gut zu
mir.“ Heinrich Raspe schweigt. E. sieht ihren Mann an.
Ludwig sagt: „Ja, so ist es richtig. So möchte Gott, daß wir
leben. Ich helfe dir dabei, Elisabeth.“ Christus spricht: „Ich bin hungrig gewesen, und du hast mir zu
essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und du hast mir zu trinken
gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen, und du hast mich
aufgenommen. Ich bin in Lumpen dahergekommen, und du hast mir
Kleider geschenkt. Ich bin krank gewesen, und du hast mich besucht.
Du warst gut zu mir.“
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