Faust II
Faust II
Der erste Teil des Faust endet mit dem fehlgeschlagenen Versuch Fausts, Gretchen aus dem Kerker zu befreien, wo sie wegen Kindsmord angeklagt ihrer Hinrichtung harrt. Sie weigert sich mit ihm zu gehen und Faust muss unverrichteter Dinge verschwinden. Der "Zweite Teil" beginnt mit dem Tiefschlaf Fausts in einer "Anmutigen Gegend"!
Faust erlebt eine Katharsis. Ariel und der Chor machen ihn die Vergangenheit vergessen:
Entfernt des Vorwurfs glühend bittre Pfeile, Faust löst sich von seiner Vergangenheit, es ist dies jedoch kein naives Vergessen, sondern ein bewusst konstruiertes Vergessen. So erst kann das Neue entstehen und weiterentwickelt werden. Es wird die Bewusstseinsform geschaffen, die das Verstandnis für die Ablösung der alten Gesellschaftsform durch eine neue ermöglicht; die Bewusstseinsveränderung, die notwendigerweise Grundlage einer veränderten gesellschaftlichen Praxis und Existenz ist. Durch den Heilschlaf in der "Anmutigen Gegend" ist Faust ein anderer als er zuvor war. Faust ist nicht mehr das besondere Individuum aus dem ersten Teil, er ist vielmehr ein Mensch, der eine Abfolge neuer Bewusstseins-Stufen verkörpert.
Die Gestaltung der Szene "Anmutige Gegend" steht in der Tradition der griechischen Tragödie, bekannt als ''Locus amoenus". Der locus amoenus ist ein Ort, der sich durch eine bestimmte Standardausstattung auszeichnete: Rasen, Blumen, Bach und schattenspendende Bäume - ein Ort, der dazu dient, Erholung zu finden, Erneuerung vom Alten. Er hat tröstende Funktion von Liebesunglück, er ist eine Schrumpfform des Goldenen Zeitalters, des Paradieses. Akt I: Kaiserliche Pfalz Der Kaiser ist in Nöten, das Reich bricht auseinander (siehe den Bericht des Kanzlers 151). Der alte Narr ist nicht mehr funktionsfähig, diese Stelle füllt nun Mephisto aus, er bietet dem Kaiser Hilfe an und verspricht Reichtümer. (154)
Mummenschanz
Lustgarten (185) .
Finstere Galerie (190)
Hell erleuchtete Säle (194)
Rittersaal (196) Akt II. Enges Gotisches Zimmer (202) - Wagner hat seit Faustens Verschwinden sich ins Laboratorium zurückgezogen um dort zu experimentieren (205) . Der ehemalige Schüler aus Faust I tritt nun als Baccalaureus auf, der jetzt - als Stürmer und Dränger: Originalgenie - den Wissenschaftsbetrieb voll durchschaut.
Laboratorium
Klassische Walpurgisnacht (215)
Unterdessen sucht Homunculus "im besten Sinn (zu) entstehn" (238), dabei wird er vom Gespräch der Philosophen Thales und Anaxagoras angezogen, die sich über Weltentstehungstheorien unterhalten: Wasser oder Feuer, langsamer und steter Prozess oder Eruption und Explosion?. Homunculus schließt sich Thales an und sie gehen zu Nereus (dem Wassergreis) in die Felsbuchten des ägäischen Meeres. Dieser schickt sie wiederum zu Proteus, dem Meergott und Gott der Verwandlung (249): Der gibt den Rat, im Meere mit der Entstehung zu beginnen und damit die Evolution noch einmal von Anfang an zu durchlaufen. H. leuchtet das ein und er stürzt sich ins Meer, wo sein feuriges Licht mit der Lebensfeuchte sich vereint. Alle singen das Lob der vier Elemente. Akt III: Vor dem Palaste des Menelas zu Sparta (257) Genannt Helena-Akt: Faust und Helena treffen sich zwar auf griechischem Boden, allerdings in der Zeit der Kreuzzüge, wodurch die Vereinigung von Antike und Mittelalter möglich wird. Helena tritt auf, gefolgt vom Chor. Sie ist sich ihrer Bedeutung als mythologische Gestalt durchaus bewusst. Nach langer Zeit betritt sie wieder den königlichen Palast zu Sparta und entdeckt nur leere und verlassene Gänge. Dort stößt sie auf Phorkyas (ein dreifaches Gebilde mit drei Köpfen, einem Auge und einem Zahn, Töchter des Meergreises Phorkys, uralt und blitzwüst) - Mephisto. Diese hat in der Zwischenzeit das Haus gehütet und übergibt es nun an die alte Gebieterin. Phorkyas/Mephisto erörtert mit Helena sowohl deren mythologische Vergangenheit als auch deren 'Nachgeschichte'. Für ihn ist Helena keine Realität, sondern lediglich Mythos (schöner Schein, Abglanz ihrer Vergangenheit).
Innerer Burghof (276)
Schattigen Hain (289) , Der Chor berichtet von der wundersamen Geburt eines Kindes, das schon vollendet das Licht der Welt erblickt, es ist Euphorion, der auch sofort erscheint (293): Vor den Augen der glücklichen Eltern entfaltet sich nun dessen jugendlicher Übermut, alle Warnungen und Grenzen missachtend springt er immer höher felsauf (296), will fliegen und stürzt ab. Helena, in der Einsicht, dass Glück und Schönheit dauerhaft nicht sich vereinen können, verabschiedet sich von Faust und löst sich auf (300). Euphorion ist der Sohn Helenas, ein Abglanz ihrer Schönbeit, und der Sohn Fausts: Die immer strebende, sich emporreckende Seele. Sein Sturz verkörpert die Unmöglichkeit der Vereinigung von Antike und Mittelalter in der modernen d.h. romantischen Poesie. Der Versuch, klassische Schönheit und bedingungsloses Streben in Einklang zu bringen, ist zum Scheitern verurteilt. Akt IV: Hochgebirg usw. Faust und Mephisto schalten sich in die Auseinandersetzungen zwischen dem Kaiser und einem Gegenkaiser ein und führen den Sieg des Kaisers herbei, wofür Faust sich ein Stück nackter Meeresküste als Belohnung erwirkt. |
Ohne ein bisschen Werbung geht es nicht. Ich bitte um Nachsicht, wenn diese nicht immer ganz themengerecht sein sollte.