Ernst Theodor Amadeus Hoffmann
(1776-1822)
1776 geboren in Königsberg in Ostpreußen (heute russisch: Kaliningrad), Vater Rechtsanwalt
- „Hoffmann hatte nicht wie Eichendorff das Glück einer idyllischen Kindheit, die ihm den Stoff für seine romantischen Träume und Phantasien hätte geben können. Er wächst ohne Vater in einem bürgerlich-pedantischen Haushalt in Königsberg auf, umgeben von Onkeln und Tanten und Großeltern, die auf Pflicht, Anstand und Pünktlichkeit achten, geistig aber wenig bieten können. Der Junge träumt von der Künstlerexistenz, schreibt Romane für die Schublade, komponiert.” (Rüdiger Safranski: Romantik. Eine deutsche Affaire. Hanser Verlag München 2007 S. 219)
- „Unwillig, aber folgsam geht er den Weg, der ihn nach dem Wunsch der Familie unter den juristischen Brotbaum führt, beglückt nur von seinen künstlerischen Ausbruchsphantasien. Er wird Jurist, sogar ein brillanter.” (Rüdiger Safranski: Romantik. a.a.O. S. 219)
1800 Versetzung nach Posen, dort unbezahlte Assessorenstelle, Geld erhält er von Freunden und der Familie
1804 endlich wird er (auf Vermittlung von Freunden) Regierungsrat in Warschau (damals preußisch) - dort betreibt er die Gründung einer musikalischen Gesellschaft zur Veranstaltung von Konzerten. Hoffmann dirigiert selbst das Eröffnungskonzert
1807 Besetzung Warschaus durch Napoleon - Hoffmann geht zurück nach Berlin und lebt ohne Anstellung und Einkommen
- „Er hatte inzwischen eine junge, hübsche Polin geheiratet ... Doch das schlichte Warschauer Glück währte nicht lange ... im Herbst 1806 besiegte Napoleon die Preußen und zog in Warschau ein, Hoffmann verlor seine Stelle und sah sich plötzlich arbeitslos. Denn der militärisch geschlagene, von einer fremden Macht besetzte und wirtschaftlich völlig ruinierte preußische Staat war nicht mehr in der Lage, ihn zu beschäftigen und zu besolden. Die polnischen Gebiete gingen Preeußen verloren, nicht aber die Beamten, die nun diese Gebiete verlassen hatten, für die aber Rest-Preußen keine Verwendung besaß bei ohnehin leeren Kassen.” (E. Kleßmann: E.T.A. Hoffmann, in: Genie und Geld. Vom Auskommen deutscher Schriftsteller, Hrsg. von Karl Corino, Nördlingen 1987 S. 210)
1809 erscheint zum ersten Mal etwas Gedrucktes von ihm, der „Ritter Gluck”.
1813 Kapellmeister am Leipziger Theater - Die erste Erzählung, „Der Goldene Topf. Ein Märchen aus der neuen Zeit”, wird veröffentlicht und macht seinen Autor recht schnell bekannt.
Bei Proben in dem ungeheizten Theater holt er sich die Gicht, verkracht sich mit dem Direktor, wird entlassen und lebt von Karikaturen, Kritiken und ersten Honoraren.
Er schreibt an der Oper „Undine” und an dem Roman „Die Elixiere des Teufels”.
Wie schon mehrmals zuvor rettet ihn sein Jugendfreund Hippel aus seiner finanziellen Notlage.
1814 trifft er wieder in Berlin ein und fängt als Regierungsrat im Justizministerium und am Kammergericht an.
- „Freund Hippel, der über ausgezeichnete Verbindungen verfügt zu höchsten Regierungskreisen, hat dafür gesorgt. Aber den preußischen Staat, der jetzt zu den Siegermächten über Napoleon zählt, interessiert es wenig, daß hier ein Beamter ihm vor acht Jahren in Warschau die Treue gehalten und sich geweigert hatte, den Eid auf Napoleon zu leisten. ... Ihm wird mitgeteilt, daß er für das erste Halbjahr keinen Anspruch hat auf ein Gehalt.” (E. Kleßmann: E.T.A. Hoffmann, a.a.O. S. 213)
Von nun an führt er eine extreme Doppelexistenz als Tagmensch (Beamter) und Nachtmensch (Künstler). Dieses Doppelleben belastet zunehmend seine Persönlichkeit und macht ihn zum Kneipengänger.
- „Bald nennt man ihn den ‘Gespensterhoffmann’. Er wird der Star der Frauentaschenbücher. Es beginnen seine Tage und Nächte um den Gendarmenmarkt herum. Man geht zu 'Lutter' und 'Wegner', um den kleinen Gnom mit den beweglichen Gesichtszügen dort sitzen und zechen zu sehen. [...] Die künstlichen Paradiese des Rausches wollte Hoffmann nicht missen, und sein berühmtes Märchen „Der goldene Topf” wird die Punschterrine ins Allerheiligste der Literatur tragen.” (Rüdiger Safranski: Romantik. a.a.O. S. 221)
1816 Aufführung der Oper 'Undine', nach der 15. Aufführung brennt das Theater, Dekorationen und Noten verbrannten mit.
1817 Veröffentlichung der „Nachtstücke”, eine Sammlung von Erzählungen, darunter auch „Der Sandmann”.
1818 mit der Kriminalgeschichte „Das Fräulein von Scuderi” erzielt er einen großen literarischen Erfolg
Zwischen 1819 bis 1821 veröffentlicht E.T.A. Hoffmann „Die Serapionsbrüder”, eine Sammlung von Erzählungen und Aufsätzen in vier Bänden, ergänzt um neue Erzählungen sowie eine Rahmenhandlung.
1819 Hoffmann wird Mitglied der Kommission zur 'Ermittlung demagogischer Umtriebe'. Zwei Jahre zuvor hatten die Burschenschaften sich auf der Wartburg versammelt und symbolisch einige Bücher verbrannt. Die Obrigkeit reagierte darauf mit Bespitzelung und Verfolgung von Burschenschaflern und Turnern. 1819 kam es dann zur Ermordung des Staatsrates Kotzebue durch den radikalen Studenten Sand.
- „Als Kammergerichtsrat ist er bei den Liberalen in der Stadt hoch angesehen, denn bei den sogenannten „Demagogenverfolgungen" nach 1817 verteidigte er hartnäckig rechtsstaatliche Grundsätze gegen seine Vorgesetzten und zog sich deshalb sogar ein Disziplinarverfahren zu.” (Rüdiger Safranski: Romantik. a.a.O. S. 220)
Das gegen ihn eingeleitete Disziplinarverfahren muss 1822 wegen Tod des Beschuldigten eingestellt werden.
- „E.T.A. Hoffmann, mit dem die Epoche der Romantik abschließt, war ein großer Phantast und darum so romantisch, wie man sich das nur vorstellen kann. Aber er war mehr als das. Er blieb durch einen liberalen Realismus geerdet. Er war ein skeptischer Phantast.” (Rüdiger Safranski: Romantik. a.a.O. S. 229)
Ohne etwas Werbung geht es nicht. Ich bitte um Nachsicht, falls diese nicht immer ganz themengerecht sein sollte.