Die Französische Revolution

Copyright des Textes: Dr. Christoph Bühler, Heidelberg

Das vorrevolutionäre Frankreich Von den Generalständen zur Revolution Die Herrschaft der Nationalversammlung Die Diktatur der Jakobiner - Die Schreckensherrschaft Die bleibenden Errungenschaften der Revolution Probleme und Schwierigkeiten der Revolution

Zeittafel

D. Die Diktatur der Jakobiner - Die Schreckensherrschaft

1. Die Politik des Terrors

Dem zunächst von Österreich und Preußen geführten Koalitionskrieg waren im Laufe des Jahres 1793 England, Holland, Spanien, Sardinien, Neapel, Portugal und das Deutsche Reich beigetreten. Die Widerstandsbewegungen in der Provinz konnten nur durch "Kommissare" der Montagne und durch die Hilfe regulärer Truppen niedergeschlagen werden. Am 4. und 5. September 1793 schließlich kam es zu Massendemonstrationen in Paris und zur Besetzung des Konvents, um die Ziele von Sansculotten und Sektionen durchzusetzen. Der Konvent beugte sich und erkannte am 5. September die Notwendigkeit des "revolutionären Terrors" zur Sicherung der Revolution gegen alle verfälschenden Kompromisse an, lehnte aber weiterhin eine allgemeine Preisbegrenzung ab. Der Terror schließlich wurde am 17.9. durch das "Gesetz über die Verdächtigen" legalisiert.

Die vom Konvent - unter dem Druck der Pariser Massen - beschlossenen Instrumente des Wohlfahrtsausschusses und der in die Provinzen und zum Heer gesandten "Kommissare" waren mit diktatorischen Vollmachten ausgestattet; mit ihnen begann eine große "Säuberungsaktion" Frankreichs. Opfer der Revolutionstribunale wurden zunächst die Königin Marie-Antoinette (16. Oktober), dann 21 Führer der Gironde, schließlich der Herzog von Orleans (6. November) und weitere Girondisten.

Dem wachsenden Einfluß der Sansculotten entsprach auch der Kampf gegen die Kirche, der auf drei Ebenen geführt wurde:

- die Geistlichen standen fast ausnahmslos dieser Phase der Revolution ablehnend gegenüber,

- das Kirchengut konnte zur Deckung der Staatsschulden herangezogen werden (Stützung des Assignatenkurses) und

- an die Stelle des christlichen Glaubens trat eine republikanische Ersatzreligion (Kult des höchsten Wesens, Tempel der Wahrheit), an die Stelle des christlichen Kalenders ein Revolutionskalender mit dem 21. September 1792 als Beginn der neuen Zeitrechnung.

Den immer noch ungelösten und weiter sich verschärfenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten versuchte der Konvent mit dem Dekret über die Revolutionsregierung (4. Dezember 1793) zu begegnen, das alle Macht endgültig dem Wohlfahrts- und Sicherheitsausschuß zusprach.

Ziele der Politik des Schreckens waren:

- die Herstellung der Einheit der Nation im Zeichen von Gerechtigkeit und Tugend und ohne Klassengegensätze, - die Beseitigung sozialer Mißstände (dies vor allem auf Druck der Sansculotten), - die Durchsetzung der Erfordernisse der Kriegswirtschaft, um alle Kräfte der Nation zur Führung des Krieges zu mobilisieren (23. August 1793 levée en masse, 29. September Höchstpreisverordnung).

Die Revolutionsregierung entfernte sich indessen durch die Ausschaltung der politischen Gegner sowohl auf der radikaldemokratischen Seite (Club der Cordeliers, Hinrichtung der Führer am 24. März) als auch auf der gemäßigten Seite (Hinrichtung Dantons u.a. am 5. April 1794) von den Massen.

Ein fehlgeschlagener Anschlag auf Robespierre (3./4. Juni) gab den Anlaß zu einer neuerlichen Verschärfung des Terrors in einer Reform des Revolutionstribunals, die Voruntersuchung und Verteidigung abschaffte und nur Freispruch oder Todesurteil zuließ (La Grande Terreur -der große Schrecken, 10. Juni). Während vom März 1793 bis zum 10. Juni 1794 1251 Hinrichtungen stattfanden, waren es vom 10. Juni bis zum 27. August 1376.

2. Der Sturz Robespierres

Die strenge staatliche Bevormundung durch die Kriegswirtschaft der Revolutionsregierung verstärkte den Widerstand gegen Robespierre auch innerhalb der eigenen Reihen. Die Siege der Revolution gegen äußere und innere Feinde ließen eine weitere Fortführung der bisherigen Politik nicht mehr notwendig erscheinen, Robespierre schien nur noch der Diktator, der seine eigene Macht festigen wollte. Im Konvent bildete sich eine Opposition aus rechten Jakobinern und Gemäßigten, die am 27. August eine Anklageschrift gegen Robespierre ohne Gegenstimme durchbrachte. Ein spontan inszenierter Aufstand der Kommune scheiterte, Robespierre und 22 andere wurden bereits am nächsten Tag hingerichtet. Bis zum 30. August folgten weitere 105 seiner Anhänger.

Das Besitzbürgertum nahm die Macht wieder an sich und hob schrittweise die staatlichen Maßnahmen zur Durchsetzung der Zwangswirtschaft auf. Der Jakobinerklub wurde geschlossen. Der Wohlfahrtsausschuß behielt nur noch in der Außenpolitik ein Mitspracherecht. Ein Aufstand von Sansculotten im April/Mai 1795 wurde blutig niedergeschlagen. In den Provinzen wütete der "weiße Terror" gegen die Anhänger der Jakobiner. Die Bourgeoisie schien zwar der bessere Garant eines gesellschaftlichen Gleichgewichts zu sein, doch war von vornherein eine Rückkehr zu den Zuständen von vor 1789 ausgeschlossen.

Der Konvent löste sich nach der Annahme einer Direktorialverfassung am 23.9.1795 auf, die Spitze des Staates bildete fortan das aus fünf Direktoren gebildete Direktorium, die neue Nationalversammlung wurde nach der Verfassung zu zwei Dritteln aus den Mitgliedern des alten Konvents gebildet, hier hatten die gemäßigten Republikaner die Mehrheit. Das Wahlrecht zur Nationalversammlung war wieder ein Zensuswahlrecht, das die Besitzbürger einseitig begünstigte und die ärmeren Schichten vom politischen Leben ausschloß. Bei der Niederschlagung eines royalistischen Aufstandes im Oktober 1795 tat sich ein junger General namens Napoleon Bonaparte durch besonders rücksichtslosen Gebrauch der Artillerie hervor.

Aber auch die Republikaner waren nicht in der Lage, den Staatsbankrott abzuwenden; die völlig entwerteten Assignaten, Anweisungen auf verstaatlichtes Kirchengut, wurden am 19.2.1796 endgültig abgeschafft. Auch die Republikaner errichteten im Staatsstreich vom 4.9.1797 eine diktatorische Regierung, konnten indessen ihren raschen Prestigeverlust nicht aufhalten. Der Staatsstreich Napoleons vom 18. Brumaire (9.11.1799) war daher die folgerichtige Antwort auf die Unfähigkeit des Direktoriums. Stütze seiner Macht war aber neben dem Großbürgertum, dessen wirtschaftliche Rechte er unangetastet ließ, die Armee, die er auf den europäischen Kriegsschauplätzen von Sieg zu Sieg führte.


Dieser Text erschien in: Abitur-Training Grundkurs Geschichte 1. 1. Aufl. 1989, Stark-Verlag, Freising, und wurde in der Neuauflage des Bandes nach der Revision des Baden-Württembergischen Lehrplans nicht mehr abgedruckt.

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