Heinrich Heines „Wintermärchen“

Caput für Caput

CAPUT I: An der Grenze

Das "neue Lied”Das "alte Entsagungslied”
wirklichkeitszugewandt
hedonistisch (genuss/lustorientiert)
Himmel auf Erden
Aufforderung zum Handeln
soziale Gerechtigkeit und Gleichheit
jenseitsorientiert, weltabgewandt
asketisch (sinnenfeindlich)
irdisches Jammertal
Vertröstung aufs das Jenseits
Niederhaltung des "großen Lümmels"

Im “neuen Lied” entwirft Heine seine politisch-soziale Utopie eines diesseitsorientieren, sinnenfreudigen Lebens in sozialer Gleichheit und im materiellen Überfluss.

CAPUT II: Zollkontrolle und Zollverein
Der Dichter stellt seine geheimsten Gedanken als soziale Sprengsätze vor!
- Bild des Dichters als gefährlicher Unterwanderer des reaktionären status quo
- Glaube an die Macht des dichterischen Wortes und die hohe Berufung des Dichters
- Wunschglaube, Selbstüberschätzung oder realistische Rollenbestimmung?

CAPUT III: In Aachen
Elemente von Heines Preußen-kritik (getarnt als Symbolkritik):
- Pickelhaube als Symbol romantischer Mittelalternostalgie
- Fuchtel - preußischer Eigendünkel
- Zopf - militaristische Tradition
- Adler - Hässlichkeit

CAPUT IV: In Köln
Kritik am rückwärtsgewandten Geist der Dombau-Gesellschaft (Heine selbst war Mitglied in Paris)
DOM als Symbol
- wiedererwachten Bewusstseins des deutschen Gemeinsinns
- Grenzwachturm gegen den Erbfeind
Die Heiligen Drei Könige als Symbol für die Heilige Allianz und deren restaurative Bestrebungen

CAPUT V: Auf der Rheinbrücke
Kritik am Rheinmythos (-> Niklas Beckers Rheinlied von 1840)
und an der jüngsten Entwicklung in Frankreich
Heine - zwischen den Fronten - schlägt nach zwei Seiten

CAPUT VI:
Der Doppelgänger - Heines Alter Ego
Gedanke und Tat bilden eine notwendige (wenn auch zeitlich verschobene) Einheit.

"gedankenvoll und tatenarm" - Ein Topos literarischer Kritik des deutschen Geistes bei Hölderlin/Goethe/Heine
Außergewöhnliche Menschen (Künstler/Herrscher) nehmen historische Umwälzungen gedanklich vorweg und bereiten sie dadurch vor (Macht der Gedanken)

CAPUT VII:
Heine und sein Liktor entledigen sich im Traum, im Luftreich, der muffigen deutschen Vergangenheit, wieder symbolisiert im Bild der Drei Könige: Das lyrische Ich verweigert den alten Mächten (Feudalismus und Klerus) den Respekt, der Beilträger zerschmettert schließlich die “Gebeine des Aberglaubens”.

CAPUT VIII: In Mühlheim
Abgesang auf Napoleon und die zerstörten Hoffnungen der Revolution,
Erinnerung an die revolutionäre Stimmung des Jahres 1831 in Deutschland nach der Juli-Revolution in Paris.

CAPUT IX/X: In Hagen
Lob der altdeutschen Küche und der guten Westfalen, Mischung aus Ironie und Sentimentalität



CAPUT XI: Im Teutoburger Wald
Sich an die Hermannsschlacht (9 n.Chr.) erinnernd entwirft der Dichter das satirische Bild eines römisch gebliebenen Germaniens.

Leitfragen:
  1. Wovon handelt das Caput? (Inhalt, Thematik)
  2. Wie ist es aufgebaut? (Struktur, Gedankengang)
  3. Mit welchen sprachlich-rhetorischen Mitteln macht sich Heine worüber lustig?

I. Strophe 1-3: Einführung von Ort und Gegenstand des Kapitels:
Teutoburger Wald/Römer/Freiheit
Auffällig die pointierten Kontraste:
- klassisch - Morast
- Nationalität - Dreck
- blonde Horden - Freiheit
==> Der Gegenstand wird bereits hier fragwürdig gemacht

II. Strophe 4-11: Was-wäre-wenn-Gedankenspiel als Mittel des Spottes
-> direkte Verunglimpfung (Raumer - Lump) SATIRE - Hohn
-> Übertreibungen (Löwen statt Hunde)
-> Sprachspiel und Verfremdung (Schwaben - Quiriten)

III. Strophe 12-16: Danksagung als Verstellung (Ironie)
-> Deutschland ist nicht römisch geworden (gottlob!),
-> und ist deshalb so schön provinziell geblieben
d.h. ohne geschichtliche Größe



CAPUT XII:
Eine Wagenpanne. Der Kutscher lässt den Dichter allein im Walde. Die Wölfe bereiten dem Dichter eine Jubelfeier, er bedankt sich mit einer Rede an die Mitwölfe, denen er versichert, dass er nicht zu den Hunden übergelaufen sei, sondern weiterhin als Wolf im Schafspelz sein Unwesen treiben werde! Heine heult mit den Wölfen -> Der Dichter als gefährlicher Unterwanderer!

CAPUT XIII: In Paderborn
Der Dichter spricht mit und über den Gekreuzigten, den er als “mein armer Vetter” anredet. Heines Christus-Bild: Der unglückliche Revolutionär, dem es heute nicht viel besser ginge, auch wenn er durch die Zensur vorm Gekreuzigtwerden bewahrt würde.
Klausur-Vorschlag

CAPUT XIV-XVII: Am Kyffhäuser

CAPUT XVIII.


CAPUT XXVII:
Der Dichter hat zuvor in den Nachtstuhl geschaut und versprochen, das Geschaute (die Zukunft Deutschlands) nicht preiszugeben. Dennoch folgt nun eine Vision, die Verkündigung eines neuen Geschlechtes.
Aufbau:
Strophe 2-5 Verkündigung eines neuen Geschlechtes von freien und ehrlichen Menschen
Die alten Heuchler sind schon am Verschwinden
Eine Generation wächst heran, die des Dichters Verse verstehen wird als
geistige Waffen gegen die Reaktion
6-13 Der Dichter bezeichnet sich als Sohn und Erbe des Komödiendichters Aristophanes, der von den reaktionären Mächten nicht verstanden wird.
14-19 Mahnung an den König, die lebenden Dichter nicht zu beleidigen, denn diesen steht eine Höllenstrafe zur Verfügung die dem jüngsten Gericht überlegen ist: 20-23 Die Hölle des Dante (die engagierte Literatur) übersieht nichts und verschont keinen (-> Macht des Dichterwortes)

Zentraler Gedanke:
-> die Macht des dichterischen Wortes bleibt lebendig
-> die wahrhafte Gerechtigkeit findet in der Literatur statt (ironisches Paradox?)
-> Prophetische Verkündigung besserer Zeiten: Hoffnung auf eine Generation, die die Gedanken des Dichters zur Tat werden lassen.

Vergleiche hierzu Caput I: Das neue Lied


Klaus Dautel, 2001

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Ohne ein bisschen Werbung geht es nicht. Ich bitte um Nachsicht, falls diese nicht immer ganz Themen-gerecht sein sollte.
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