Werkstruktur und Krankheitsverlauf | ||
Fragestellung: Hat die Erzählung eine dramatische Struktur? Gibt es einen tragischen Konflikt, eine Exposition, einen Höhe- bzw. Wendepunkt, Krise und Katastrophe? | ||
Ein Strukturvorschlag: | ||
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S. 3-6 | Lenz taucht - gleichsam aus dem Nichts, ohne Vorgeschichte (Exposition?) - in seelisch zerrüttetem Zustand bei Oberlin auf. | |
S. 6-12 | Lenz findet vorübergehend Ruhe und Halt
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S. 17 ff | Zunehmender Realitätsverlust und seelische Zerrüttung (Genaueres siehe unten) | |
Die Erzählung besitzt keine dramatische Struktur, ihr Handlungsverlauf ist identisch mit Lenzens Krankheitsverlauf: Dieser verläuft nicht kontinuierlich im Sinne einer steten Verschlechterung, sondern in Schüben und Krisen. Er vermag immer weniger, diese Krisen zu überwinden, mit jedem Krankheitsschub geht ein Stück Wirklichkeit und Lebenshalt verloren. Naturzusammenhänge und Lebensbezüge lösenb sich auf, bis schließlich völlige Apathie vorherrscht (S.30): "er tat alles wie es die anderen taten, ... so lebte er hin." | ||
Stufen der Entfremdung: Wahnsinn als Prozess der Sinnverlustes | ||
20/21 | "religiöse Quälereien", "Stehe auf und wandle!", "...griff der Atheismus ihn" "Triumph-Gesang der Hölle" | Verlust religiöser Gewissheit, |
23/24 | "die Langeweile! die Langeweile!" | Verlust von Lebenssinn |
26 | "das Frauenzimmer ist gestorben" | Vergangenheitsbezug geht verloren |
26/27 | "Stille des Thals" "die Nähe Oberlins" "Zufälle des Nachts ... auch bei Tage" "Wahnsinn ... Satan" | Verlust der Naturbeziehung - Verlust menschlicher Nähe Doppelung, Aufspaltung |
29/30 | Abreise: "kalte Resignation", Selbstmordversuche, | Apathie |
Ohne ein bisschen Werbung geht es nicht. Ich bitte um Nachsicht, falls diese nicht immer ganz Themen-gerecht sein sollte.