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      800 Jahre Geslau
   ein Beitrag zur Ortsgeschichte

 

Arbeitsversion  September 2015

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Geslau - Colmberg - Leutershausen

Zwei Orte in der Umgebung waren seit Jahrhunderten von Bedeutung:

Zum einmal Colmberg, das ursprünglich aus der Burg Colmberg bestand mit der darunter liegenden Siedlung Altenstadt,  der spätere Martkort Colmberg. (Claus Broser:Geschichte der Burg Colmberg)  Broser schreibt :"Die ältesten Gerichtsbücher (Achtbücher) der Reichsstadt Rothenburg bezeugen nach 1274 eine fast endlose Kette von Klagen über Straftaten der Colmberger Amtleute vor dem dortigen Gericht, z.B. über unbezahlte Schulden, nicht eingehaltene Bürgschaften, Hausfriedensbruch, Raub, Freiheitsberaubung, Diebstahl und Brandstiftung. Schließlich wurde 1293 nicht etwa der damalige truhendingische Vogt, sondern die gesamte Burg Colmberg geächtet."
1318
wurde Colmberg  zusammen mit der Stadt Leutershausen und dem Umland von Graf Friedrich VIII. von Truhendingen und zwei anderen Mitgliedern seiner Familie für 6200 Pfund  an den Burggrafen Friedrich IV. von Nürnberg verkauft.



Bild oben: von Rainer Lippert  bearbeitete Version: kaʁstn Disk/Cat (Eigenes Werk) [CC0], via Wikimedia Commons

Bild unten:von Mkummerer (Eigenes Werk) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Zunächst war die Burg noch Ort der Rechtssprechung, wie der neben dem Burgfried befindliche Gerichtslaube. Später wurde der Gerichtssitz nach Leutershausen verlegt, wie Broser notiert: "Allerdings legte Heinrich von Lüchau 1465 auch fest, dass jeder Übeltäter nach drei Tagen vom hiesigen Burgverlies nach Leutershausen ausgeliefert und dort abgeurteilt werden sollte." Bis ins 17. Jahrundert hinein war aber auch Colmberg  noch Gerichtssitz.
Im Königreich Bayern wurde dann der Gerichtssitz an das Landgericht nach Leutershausen verlegt.

Zahlreiche Vermerke  in der  Hausgeschichte von  Geslau (Rechter 2013)  und in der Deutschen digitalen Bibliothek belegen gerichtliche Vorgänge. Oft handelt es sich um Fornifikation, also die außereheliche Schwängerung zwischen Personen  gleichen oder ungleichen Standes, das sog. "Fernsterln"  oder auch  Streitigkeiten  um Rechte von rothenburgischen, kurfürstlichen und hohenlohischen Untertanen.
Claus Broser:Geschichte der Burg Colmberg

Oberdachstetten


Historische Nachrichten  von dem altfränkischen Geschlecht der Herrn von Nordenberg  1777
Insofern war Geslau  im Sinne einer heute gebräuchlichen zentralörtlichen Gliederung jahrhundertelang im Nahverflechtungsbereich der beiden ranghöheren Orte. Allerdings war die Entfernung nach Leutershausen im Jahr 1856 mit 4 Wegstunden relativ groß, so dass dieser Ort nur für wichtige Angelegenheiten in Kauf genommen wurde.  Im Folgenden soll daher die Ausstattung der Orte Geslau, Colmberg und Leutershausen mit Gewerbebetrieben  im vorletzten Jahrhundert betrachtet werden. Für den (seltenen) Besuch höherer Schulen wurden weniger  die rothenburgische Lateinschule gewählt, sondern wie in anderem Kapitel belegten, Schulen in Windsheim, Ansbach oder Erlangen.

Der Übergang von handwerklichen Betrieben zu Manufakturen mit industriemäßiger Produktionsweise erfolgte in Mittelfranken  im 17. Jahrhundert mit der Aufnahme der Hugenotten (siehe Kapitel Zu- und Auswanderung)
Die von Georg Friedrich Daniel Goeß (1805) verfasste umfassende Aufnahme des Fürstentums Ansbach beschreibt für Ansbach eine differenzierte Manufakturstruktur:

Halbseiden- und Baumwollmanufaktur-Spanische Wollen Manufaktur- Tabak- -Fabrik -Bleiweis-Fabrik - Puderquasten-Manufaktur -Fayence-Fabrik - Tuchmacherzunft - Zeuchmacherzunft -fabrikenmäßige Leinweber - Strumpfwirkerzunft -Strumpfstrickerzunft - Hutmacherzunft

Für Leutershausen dagegen wird nur eine Harrasgarnmanufaktur erwähnt, die aber 2 Gesellen und 30 Spinnerinnen beschäftigt. Das Gewerbe in Colmberg und in Geslau dagegen war noch 50 Jahre später rein handwerklich geprägt (vgl. unten).

Gewerbe im 19. Jahrhundert und Verflechtung mit Nachbarorten

Daß ich bei meinem sehr stark betriebenen Handel mit Sensenwurf und Sensen, nummehr auch die gnädigste Erlaubniß erhalten habe mit Werkzeuch aller Art handeln zu dürfen, so mache ich einem geehrten Publikum hiemit bekannt, daß ich mit Sensenwurf, Sensen, Mailänder und anderen Wezsteinen, Wald- und Handsägeblätter, Stemm- und Hobeleisen, Steiersche und Engl. Freilen aller Art, Schuhmacherhandwerkszeuch ec. versehen bin, und gewiß um die möglichst billigen Preiße abgeben werde, so erbitte ich mir zahlreichen Zuspruch.

Geslau, den 22. May 1816 J. L. Auer, Schreinermeister

Anzeige aus dem Intelligenzblatt des Rezatkreises 1816

 



Im 19. Jahrhundert gehörte Geslau zu Landgerichtsbezirk Leutershausen (historsche Karte), Colmberg (historische Karte) und  war bereits vorher der Sitz einer  Vogtei. Wenn man angesichts der Verkehrsinfrastruktur und den damaligen Verkehrsmitteln eine Verbindung nach diesen Orten von ... nach der Vetterschen Statistik aus dem Jahre 1852... so spielen diese beiden Orte vor Rothenburg, Ansbach und gar Nürnberg eine wesentliche Rolle hinsichtlich in moderner Sprechweise zentralörtlicher Versorgung für die Gemeinde Geslau. Daher wird die gewerbliche Ausstattung dieser Orte beschrieben und verglichen.



Geslau
Colmberg
Leutershausen
1 Bader
2 Brauer  und Wirthe
1 Mühle
2 Schmiede
3 Bäcker
1 Färber
1 Eisenhändler,
1 Haubenmacher
3 Krämer
2 Schreiner
6 Weber
4 Metzger
1 Büttner
4 Schneider
3 Schuhmacher
1 Lichterzieher
1 Wagner
1 Zimmermeister
1 Hebamme

Sitz einer kgl. Revierförsterei,
1 praktischer Arzt
Aufschlagstation
Poststation
1 Chirurg,
4 Brauer und Wirthe
2 Roßmühlen,
5 Bäcker,
2 Schmiede
1 Drechsler,
1 Eisenhändler,
1 Färber,
2 Glaser,
1 Häfner,
4 Krämer,
4 Schreiner,
1 Koch,
7 Weber,
1 Maurer,
1 Melber ,
3 Metzger,
1 Musikus,
1 Potaschsieder,
3 Büttner,
1 Schlosser,
4 Schneider,
10 Schuster,
1 Seifensieder
1 Seiler,
2 Wagner
2 Zimermeister
1 Hebamme
hält jährlich 3 Märkte
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Bemerkung: die schwarz gefärbten Berufe waren in Geslau selbst vertreten,
die weiß dargestellten können auch in Nachbarorten, die heute zu Geslau gehören vertreten gewesene sein.

In der Vetterschen Statistik wird beispielsweise eine Essigfabrik in Schwabsroth erwähnt.
1 praktischer Arzt,
königl. Aufschlagstation, Poststation, Gendarmerie-Brigade
1 Apotheke
1 Chirurg
7 Brauer
6 Wirthe
14 Bäcker
2 Nagelschmiede
3 Färber
4 Schmiede
4 Schenkwirthe,
2 Weinwirthe,
1 Bader
1 Oelmühle
1 Ziegelbrennerei,
3 Drechsler,
1 Bleicher
1 Buchbinder
5 Eisenhändler,
5 Glaser,
1 Gürtler,
3 Hafner
1 Haubenmacher
1 Kaminfeger
23 Kaufleute und Krämer
5 Schreiner,
1 Koch,
1 Kupferschmied,
1 Kunsthändler,
1 Lebküchner,
9 Weber,
1 Lederhändler,
7 Melber,
6 Metzger,
1 Perückkenmacher,
1 Pflasterer,
2 Rotgerber,
3 Sattler,
7 Büttner,
4 Schlosser,
19 Schneider
23 Schuhmacher,
2 Seiler,
2 Tuchmacher,
1 Uhrmacher,
2 Wagner
1 Zinngießer
2 Hebammen
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Bemerkung: die schwarz gefärbten Berufe waren in Colmberg selbst vertreten.
Bemerkung: die schwarz gefärbten Berufe bei Colmberg wareni in Geslau selbst vertreten, die weiß dargestellten können auch in Nachbarorten, die heute zu Geslau gehören vertreten gewesen sein.

In der Vetterschen Statistik wird beispielsweise eine Essigfabrik in Schwabsroth erwähnt.
Die bei Leuterhausen schwarz gefärbten Berufe waren in Colmberg vertreten .

So ist eine Art zentralörtliche Versorgungsstruktur im 19. Jahrundert auf der Frankenhöhe zu erkennen. Mit den Gütern deckte man sich in der Regel ein, wenn man zu einem Behördengang Colmberg bzw. Leutershausen aufsuchen musste oder an Märkten.

Gewerbe in Ansbach 1856



Das Königlich Bayerische Landgericht in Leutershausen war auch zuständig für die Versteigerungen von Haus oder Hof. Die folgenden Anzeigen aus dem  "Königlich Bayerischen Intelligenzblat für den Rezatkreis " belegen, dass Überschuldung kein Problem der heutigen Zeit ist.

Auf Antrag eines Realglaeubigers werden die dem Schmidtmeister Peter Schalk in Geslau zugehoerigen Immobielien, maemlich 1)  das Schmidtguth, wozu Haus nebst Schmidtstaedte, Scheune, Viehstall, ein kleiner Garten, 3 1/4 Tgw. Wiesen , 4 1/2 Mg. Aecker, 5 Mg. Holz, dann dem Gemeinderecht gehoeren, 2) 3 Tagw. Wiesen im Adamgrund,
3) 1/4 Tgw. Garten der Herrmannsgarte, 4) 1 1/2 Mg. Langancker öffentlich aufgeboten. Bieteungstermin ist auf Mittwoch den 19. May 1824 von frueh 8 bis Mittags 12 Uhr dahier bei Gericht bezielt werden, in dem sich Kaufelustige einzufinden haben. Die Schaetzung und Belastung obiger Immobilien können täglich dahier in der landgerichtlichen Registratur in Erfahrung bebracht werden.


Leutershausen, den 30. Merz 1824 
K. B. Landgericht
Vom königlichen Landgerichte Leutershausen wird hiermit bekannt gemacht, daß auf den 17. März  Vormittags 8 bis 12 Uhr an ordentlicher Gerichtsstelle folgende Immobilien des Metzgermeisters Johann Georg Popp in Geslau meistbietend werden versteigert werden:
1) ein zur Ausübung der Metzgerprofession eingerichtetes Wohnhas in Geslau, nebst Bronnen, wozu gehören:
eine Scheuer,
2 Dezimalen Wurzgarten hinter der Scheuer, 4 Dezimalen Wurzgarten vor dem Haus, 25 Dez. Grasgarten hinter der Scheuer, 1 Dez. Wurzgärtlein vor der Scheuer und das Weiderecht, Tara 880 fl.;
2) Ein Tagwerk 50 Dez. großer Waldplatz , 125 fl;

Kaufsliebhaber, welche sich über ihre Besitz- und ahlungsfähigkeit ausweisen können und die Vorbedingungen zur Ansässigmachung erfüllt haben werden zum obigen Termine mit dem Bemerken eingeladen, daß die auf den Immobilien haftenden Lasten dahier täglich können eingesehen werden.

Leutershausen, den 6. Februar 1835
Königlich Bayerisches Landgericht

aus: Königlich Bayerisches Intelligenzlatt für den Rezat-Kreis 1835

In Sachen des Gerbermeisters Georg Michael Weth von Rothenburg o. d. T. gegen die Schuhmachers-Eheleute Johan Georg und Eva Barbara Sauernhammer zu Stettberg, Hypothekzinsen betreffend, werden
1,20 Tagw. Roth- oder Gerntacker, nun Wiese PlNr. 695, taxiert auf 100 fl
0,73 Tagw. kleiner Dürrwaasenacker, PlNr. 114 taxiert auf 45 fl.,
0,63 Tagw. desgl, PlNr. 115, taxiert auf 45 fl.
1,02 Tagw. Dürrwassenacker, plNr. 129 a und b taxiert auf 50 fl.,
gelegen in der Steuergemeinde Stettberg, dann
0,94 Tagw. Brückleinsacker, PlNr. 96 taxiert auf 8 fl, gelegen in der Steuergemeinde Cadolzhofen, im Ettmayerischen Wirthshause zu Stettberg am 5. November d. J. Vorm. 11 - 12 Uhr an den Meistbietenden verkauft und Kaufsliebhaber ....

Leutershausen, den 18. September 1861.
Königliches Landgericht als Einzelrichteramt.
Frhr. von Crailsheim. .


Das ehemalige Landgerichtsgebäude beherbergt heute das Gustav-Weißkopf-Museum




 

 

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