Die Kulturen des Ili-Tales
Das Ili- Tal liegt im Nordwesten der Region Xinjiang.
Es öffnet sich V-förmig nach Westen zum heutigen Kasachstan
hin. Im Süden, Osten und Norden wird es durch hohe Berge
begrenzt. Drei große Zuflüsse bilden eigene Täler oder Becken:
Im Norden der Kax He, im Osten der Künes He, im Südwesten
der Tekes He. Nach Süden hin schirmt das hohe Tianshan-Gebirge
das Gebiet vom Wüstenklima des Tarim-Beckens ab. Das üppige
Grasland ist hervorragend geeignet als Weidegebiet, um Tiere
zu halten. Nomaden nutzen es dazu seit alters her. Nacheinander
oder zeitgleich lebten hier die Saken, Wusun, Xiongnu und
Yuezi, später die Tuque- Türken, Xianbei und die Mongolen.
Aus dem Ili-Tal sind 10.000 oberirdisch sichtbare Gräber
dokumentiert. 1000 Fundstellen wurden bislang untersucht.
Man entdeckte auch Reste von Siedlungen.
Skelette aus einem Gräberfeld bei Sodungbrak, die aus dem
5. - 3. Jh. v. Chr. stammen, wurden anthropologisch genauer
untersucht. Sie sind zentralasiatisch-mesopotamischen, aber
auch paläo-europiden Typs. Bei den untersuchten Skeletten
betrug das durchschnittliche Sterbealter 38 Jahre. Nur 5%
der Verstorbenen waren etwa 60 Jahre alt, die meisten starben
wesentlich jünger.
Kreis Nilka und Kreis Tokkuztara
Der Kreis Nilka liegt im Borohoro Shan-Gebirge, einem Teil
des Tianshan-Massivs. Er umschließt etwa das Tal des Flusses
Kax He. Dieser Gebirgsfluss mündet in den Ili-Fluss.
Im Bergland fand man bei Nulasai ein Kupferbergwerk und
einen Schmelzplatz aus dem 5. Jh. v. Chr. Bei Jilintai entdeckte
man mehrere Gräberfelder aus dem 8. bis 3. Jh. v. Chr. Die
älteren erkennt man an ringförmigen Grabhügeln, die aus
aufgehäuften Steinen bestehen. Über den jüngeren wölbten
sich Erdhügel. Der größte Teil der Grabbeigaben besteht
aus handgeformter und sorgsam bemalter Keramik, wie sie
ähnlich auch im .Künes-Tal vorkommt. Dazu fand man Knochen
von Pferden und Rindern, sowie von Schafen und Ziegen.
Man fand hier eine Siedlung der bronzezeitlichen Andronovo-Kultur
(ca. 2300 bis 1000 v. Chr.). Normalerweise kennt man Funde
dieser Kultur hauptsächlich aus Gegenden im heutigen Kasachstan.
Die zwischen den Gräberfeldern gelegene Siedlung, ist die
erste aus dieser Kulturgruppe, die man in Xinjiang gefunden
hat.
Bei Agaersen im Nachbarkreis Tokkuztara wurde ein vergrabener
Hort der Andronovo-Kultur entdeckt. Die zwölf Bronze-Äxte
und Bronze-Sicheln stellten damals einen wertvollen Schatz
dar. Eine der Äxte ist ausgestellt.
Kreis Künes und Kreis Tekes
Der Kreis Künes liegt zentral in der Ili-Region, im weiten
Tal des Ili und seines Zuflusses Künes He. Am Südufer des
Künes He grub man 6 Gräber aus, die alle über eine Seitennische
verfügten und als Beigaben bemalte Keramik, Schafs- oder
Ziegenknochen, Mahlsteine und Messer aus Knochen und Eisen
enthielten. 1983 an gleicher Stelle durchgeführte Baggerarbeiten
beförderten zufällig Bronze-Objekte ans Licht: eine Krieger-Statue
und einen Kessel, eine Platte auf tierförmigen Füßen, und
einen Reif mit geflügelten, gehörnten Fabelwesen. Die Bronzen
stammen aus dem 5. - 3. Jh. v. Chr. und zeigen enge Parallelen
zu Funden aus Kasachstan und der skythischen Pazyryk-Kultur
im Altai-Gebiet.
Im Kreis Tekes, benannt nach dem gleichnamigenZufluss zum
Ili-Fluss, zwischen dem Kreis Künes und dem Kreis Tokkuztara
gelegen, gab es wiederholt Einzelfunde aus Bronze, die solchen
aus dem westlichen Zentralasien ähneln. Zu ihnen gehören
Spatenblätter oder spatenförmige Stangenaufsätze. Ihre Bezeichnung
ist nicht eindeutig, weil ihre genaue Funktion unbekannt
ist.
Boma
Im äußersten Südwesten des Ili-Tales liegt in einer Beckenlandschaft
unweit der Grenze zu Kasachstan der Fundplatz Boma. Drei
große Grabhügel wurden bei Straßenbauarbeiten im Jahr 1997
zerstört. Ursprünglich waren diese Hügel, vermutlich um
Königsgräber aus dem 5. bis 6. Jh. n. Chr., 3,5 m hoch.
Trotz zusätzlicher Plünderungen konnten außergewöhnliche
Goldobjekte mit Einlagen von Halbedelsteinen (Granat), wertvollste
Textilien und Glas geborgen werden. Neben den Hauptgräbern
gab es kleinere Gräber mit Menschenknochen und Pferdeopfern.
Nach chinesischen Textquellen war die Gegend zu jener Zeit
ein politisches Zentrum der Westtürken. Vergleichbare Funde
gibt es in Kirgistan und der Ukraine wo die Funde aus der
hunnisch-sarmatischen Zeit des 4. bis 5. Jh. n. Chr. stammen
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