Spießer und Literaten Auch eine Literaturgeschichte

    Die Romantiker und die Spießer 2

Der Bürger als Philister in E.T.A. Hoffmanns Erzählungen

„Begabung, poetische Sensibilität, Kunst, das alles lag im Zeitalter einer sich verfestigenden, auf Nützlichkeitsdenken ausgerichteten bürgerlichen Gesellschaft im Bereich des Unsicheren und Unkonventionellen, ... und so ist es kein Wunder, daß sich im Bewußtsein ästhetisch empfindlicher Naturen der Gegensatz zwischen bürgerlicher Pragmatik oder auch kleinbürgerlicher Beschränktheit und individueller künstlerischer Weltsicht als ein – soziale Verhältnisse überhöhender – gleichsam anthropologischer Zwiespalt darstellte: »Philister« und »Künstler« standen typologisch einander gegenüber. Hoffmann konnte dabei aus eigener Erfahrung schöpfen. Bezeichnend für seine Erzählkunst ist jedoch der Umstand, daß der genannte Gegensatz nicht nur pathetisch oder sentimental ausgetragen wird ..., sondern auf eine sehr eigentümliche Weise humoristisch und grotesk. Neben dem 'poetischen Höhenflug' steht dabei die handfeste satirische Karikatur.” (Walter Killy: Höhepunkte romantischer Erzählkunst: Hoffmann und Chamisso, in: Viktor Zmegac: Geschichte der deutschen Literatur. Digitale Bibliothek 24, 1999)

I. Der Student Anselmus und die ehrbaren Bürger im „Goldenen Topf“

Zweite Vigilie: Wie der Student Anselmus für betrunken und wahnwitzig gehalten wurde. ...

II. Der Student Nathanael und die vernünftigen Teezirkel in „Der Sandmann“

Zum Verständnis: Der Automatenkonstrukteur und Professor Spalanzani entwickelt eine künstliche Frau, Olimpia, und führt sie in die bessere Gesellschaft ein, ohne diese über deren Künstlichkeit aufzuklären. Olimpias Auftritte erregen großes Aufsehen und vermögen die Öffentlichkeit für einige Zeit zu täuschen. Der psychisch labile Student Nathanael verfällt dabei dem Zauber der Puppe vollkommen. Als stumme Zuhörerin seiner poetischen Ergüsse lässt sie ihn alle seine vernünftigen Vorsätze vergessen, er entfremdet sich von seiner Verlobten und seinen Freunden. Als die Künstlichkeit der Olimpia dann offenbar wird, sehen sich die gehobenen Gesellschaftszirkel betrogen, Ratlosigkeit und Verunsicherung breiten sich aus. Dies wird vom Erzähler so geschildert:

III. E.T.A. Hoffmann und die Aufklärung „Klein Zaches genannt Zinnober”

Zum Verständnis: Klein Zaches ist ein „Wechselbalg“ (ein von bösen Geistern untergeschobenes, missgestaltetes Kind), der zu nichts nütze ist, aber ungeheuren Appetit hat. Die Fee Rosabelverde erbarmt sich des zweieinhalbjährigen Jungen und seiner armen Mutter und versieht ihn mit drei zauberkräftigen zinnoberroten Haaren. Dank dieser wird nun alles Vortreffliche, das sich in seiner Gegenwart ereignet, dem Klein Zaches zugerechnet. Das befördert seine unaufhaltsame Karriere vom Jurastudenten zum Minister und Liebhaber einer Professorentochter. Er wird dabei zum Rivalen des schwärmerischen Dichters Balthasar. Der Zauberer Prosper Alpanus nimmt sich des unglücklichen Dichters an und bringt Klein Zaches, genannt Zinnober, zu Fall. Der Ort dieser Ereignisse ist ein kleines Fürstentum, von dem es heißt, dass „auf der ganzen weiten Erde ... wohl sonst kaum ein anmutigeres Land zu finden” war – bis die Aufklärung eingeführt wurde.

 

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(cc) Klaus Dautel, 2015

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