Begriffsklärungen (historisch)
Philister
Das Wort Philister (von hebräisch: pelischtim) bezeichnet:- ein Volk, das um 1175 v. Chr. in der palästinischen Küstenlandschaft ansäßig wurde und der Region Palästina den Namen gab, siehe Philister
- eine Person, die Kunst und Literatur gegenüber nicht aufgeschloßen ist, siehe Philister (Ästhetik)
- einen kleinbürgerlichen Menschen, siehe Spießbürger
- die im Berufsleben stehenden "Alten Herren" einer Studentenverbindung
"Der Ausdruck Philister bezeichnet abwertend jemanden, der Kunst (zumeist Avantgarde-Kunst) und damit zusammenhängende ästhetische oder geistige Werte nicht schätzt oder verachtet, dabei aber unkritisch vorgefertigte, oft als bürgerlich bzw. spießbürgerlich bezeichnete Vorstellungen übernimmt und anwendet.
Angeblich tauchte der Begriff in dieser Bedeutung erstmals in Jena im späten 16. Jahrhundert auf. In Universitätsstädten bezeichnete er einen nicht studierenden Bürger, der zu den Studenten in einem ähnlich spannungsgeladenen Verhältnis lebte wie in der Bibel die Philister mit den Hebräern; siehe auch Philister (Studentenverbindung). Aus diesem Kontext heraus definiert Schopenhauer einen Philister als Menschen ohne geistige Bedürfnisse.
Als Begriff der Auseinandersetzung um Kunst und Literatur ging er seit der Romantik über den studentischen Kontext hinaus und wurde u. a. von Brentano, Heine und Novalis verwendet. Romantische Autoren beriefen sich auf ihr unabhängiges Genie; im Philister fanden sie einen Begriff, der ihre konservativen Gegner im Kulturbetrieb bezeichnen sollte. Der Spott über den Philister war so verbreitet, dass man von einer eigenen Textgattung sprechen kann, der Philistersatire."
Spießbürger
Spießer steht für:- eine Kurzform des Schmähbegriffs Spießbürger aus dem Mittelalter
- einen Soldaten, der mit einem Spieß kämpft, der Pikenier
- einen jungen Hirsch oder Rehbock, deßen Geweihstangen noch nicht verzweigt sind
- Spießer (Zeitschrift), eine Jugendzeitschrift
Entstehung des Begriffs " Spießbürger"
"Die Bezeichnung geht auf die im Mittelalter in der Stadt wohnenden Bürger zurück, die ihre Heimatstadt mit dem Spieß als Waffe verteidigten. Spießbürger unterschieden sich von den in der Vorstadt wohnenden Pfahlbürgern, gehörten jedoch innerhalb der Stadtgesellschaft zu den eher ärmeren Bürgern, da sie bei den städtischen Fußtruppen Dienst taten, während wohlhabendere Bürger hierfür Söldner bezahlen konnten. Der Spieß als Waffe war relativ günstig herzustellen und zugleich gegen die adligen Ritterheere des Hoch- und Spätmittelalters effizient einzusetzen (siehe Pikeniere). Er verhalf Bürgern und Bauern in den Bauern- und Hussitenkriegen zu hohen Siegen in den Schlachten gegen die adlige Kavallerie. Die Bezeichnung "Spießbürger" war früher durchaus positiv konnotiert, da der Dienst zur Verteidigung der Heimatstadt als Ehre angesehen wurde.
Offenbar sank dann das Ansehen des "Spießbürgers" und seiner Bezeichnung ab, "vielleicht weil man zu den Spießbürgern nur die ärmsten und untauglichsten wählete, dagegen die reichern bessern zu Pferde dieneten". "Jetzt gebraucht man es nur im verächtlichen Verstande von einem jeden geringen Bürger" (Wörterbuch Adelungs, 1811). Studenten, die noch lange vor allem aus adeligem oder reichem Bürgerhaus kamen, verwendeten den Begriff schließlich in ihrer Studentensprache. "Spießbürger" wurde so ähnlich dem Ausdruck "Philister" eine gängige Bezeichnung, die Höhergestellte gegenüber kleinbürgerlichen und aus ihrer Sicht engstirnigen Menschen gebrauchten."
Quelle: Wikipedia: Spießbürger, 27.2.12015
Das Zitat von Johann Adelung stammt aus lexika.digitale-sammlungen.de
Arthur Schopenhauer (1788 - 1860)
![]() „Na, jetzt hat er seine Ruh." Wilhelm Busch: Tobias Knopp |
- „... ein Mensch ohne geistige Bedürfnisse (...) Kein Drang nach Erkenntnis und Einsicht, um ihrer selbst willen, belebt sein Dasein, auch keiner nach eigentlich ästhetischen Genüssen ... Wirkliche Genüsse sind für ihn allein die sinnlichen: durch diese hält er sich schadlos. Demnach sind Austern und Champagner der Höhepunkt seines Daseins, und sich alles, was zum leiblichen Wohlsein beiträgt, zu verschaffen, ist der Zweck seines Lebens ... Und doch reicht dies alles gegen die Langeweile nicht aus ... Daher ist dem Philister ein dumpfer, trockener Ernst ... charakteristisch. Nichts freut ihn, nichts erregt ihn, nichts gewinnt ihm Anteil ab ...
Zweitens folgt, in Hinsicht auf andere, daß, da er keine geistige, sondern nur physische Bedürfnisse hat, er den suchen wird, der diese ... zu befriedigen imstande ist. (Geistige Anforderungen werden) wenn sie ihm aufstoßen, seinen Widerwillen, ja, seinen Haß erregen; weil er dabei nur ein lästiges Gefühl von Inferiorität und dazu einen dumpfen, heimlichen Neid verspürt ..."
Arthur Schopenhauer: Aphorismen zur Lebensweisheit, Kap. II: Von dem, was einer ist. Alfred Kröner Verlag Stuttgart 1974, S.43 ff oder Projekt Gutenberg
Ohne ein bisschen Werbung geht es nicht. Ich bitte um Nachsicht, falls diese nicht immer ganz themengerecht sein sollte.