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Klausuren zu: Theologische Anthropologie Lesen Sie den folgenden Text bitte aufmerksam durch und versuchen Sie zunächst erst einmal seinen Sinn zu erfassen. Also: Was will der Autor sagen? "Wie stellt man sich eigentlich den Vorgang vor, durch welchen ein einzelner Mensch zu einer höheren Stufe von Sittlichkeit gelangt? Die erste Antwort wird wohl lauten: Er ist von Geburt und Anfang an gut und edel... Eine zweite Antwort wird auf die Anregung eingehen, daß hier ein Entwicklungsvorgang vorliegen müsse, und wird wohl annehmen, diese Entwicklung bestehe darin, daß die bösen Neigungen des Menschen in ihm ausgerottet und unter dem Einflusse von Erziehung und Kulturumgebung durch Neigungen zum Guten ersetzt werden... Aber diese Antwort enthält den Satz, dem wir widersprechen müssen. In Wirklichkeit gibt es keine '"Ausrottung" des Bösen. Die psychologische - im strengeren Sinne die psychoanalytische - Untersuchung zeigt vielmehr, daß das tiefste Wesen im Menschen in Triebregungen besteht, die elementarer Natur, bei allen Menschen gleichartig sind und auf die Befriedigung gewisser ursprünglicher Bedürfnisse zielen. Diese Triebregungen sind an sich weder gut noch böse." (Aus: S. Freud, Zeitgemäßes über Krieg und Tod,
1915) Arbeitsaufträge:
Insgesamt sind 60 Punkte erreichbar. Lesen Sie bitte den folgenden Text zum Thema
"Theologische Anthropologie: Freiheit-Verantwortung-Schuld"
vor der Bearbeitung aufmerksam durch. "Von allen Geschöpfen ist allein der Mensch
zum Bild Gottes auf Erden geschaffen und bestimmt. Das Bild oder
Ebenbild ist etwas, das Gott selbst entspricht und entsprechen
soll. In seinem Ebenbild will der Schöpfer seinen Partner, sein
Echo und seine Ehre finden. In seinem Bild will er selbst auf Erden
gegenwärtig sein. Sein Ebenbild soll ihn vertreten und in seinem
Namen handeln. In seinem Bild soll man ihm selbst begegnen und
seine Güte erfahren. Der Schöpfungsglaube sieht alles als Schöpfung
Gottes an, den Menschen aber als Bild Gottes. Das bezeichnet die
Sonderstellung des Menschen im Kosmos."(Aus: Jürgen Moltmann,
Mensch, Stuttgart 1971, S. 157) Arbeitsaufträge:
Insgesamt sind 15 Punkte erreichbar. Das kommunistische Menschenbild ergibt sich aus der hauptsächlich von Friedrich Engels herausgearbeiteten und dann von Lenin besonders militant formulierten philosophischen Konzeption des dialektischen und historischen Materialismus. Es gibt in der Welt nichts außer der sich im Raum und der Zeit bewegenden Materie. Der Mensch ist... nicht mehr die Krone der Schöpfung, er hat keine privilegierte Stellung im Kosmos, er ist nur eine und zwar die höchste Entwicklungsstufe der Materie und nichts als ein Leibwesen... Der dialektische Materialismus... postuliert jedoch mit den Worten Friedrich Engels,... "daß unser Bewußtsein und Denken, so übersinnlich es scheint, das Erzeugnis eines stofflichen, körperlichen Organs, des Gehirns sind. Die Materie ist nicht ein Erzeugnis des Geistes, sondern der Geist selbst ist nur das höchste Produkt der Materie". Aber der Mensch erweist sich als untergeordnet und
... "sekundär" auch in einer anderen Hinsicht. Nach dem
Grundpostulat des historischen Materialismus wird das
"gesellschaftliche Bewußtsein" durch das
"gesellschaftliche Sein", d.h. durch die jeweilige
Produktionsweise bedingt. Nicht nur die politischen und
juristischen, sondern auch die künstlerischen, philosophischen und
religiösen Anschauungen der Menschen sind nur ein Überbau... So
ist das Höchste und Erhabenste, das der menschliche Geist je
geschaffen hat, nur ein Reflex der wirtschaftlichen Verhältnisse.
Somit aber vollzieht der Marxismus eine weitere Verarmung und
Herabsetzung des Menschen. Die Geisteskultur, die im höchsten
Sinne des Wortes eine persönliche, individuelle schöpferische
Leistung ist, erweist sich als durch an sich unpersönliche,
subjektlose wirtschaftliche Verhältnisse bedingt. Arbeitsaufträge: Bearbeitet von Günter Bielfeldt/Iffezheim Am Anfang war es nicht so," antwortet Jesus auf die Frage, warum Mose im Falle einer Scheidung einen Scheidebrief zur Pflicht macht. Daß in den Evangelien über die Ehe nur anläßlich der Scheidefrage gesprochen wird, mag schmerzlich sein, aber die Frage offenbart die "Hartherzigkeit" der Männer (Mt 19,8). Jesus legt den Finger auf die Wunde, um sie nach der Aufdeckung heilen zu können. Seit dem Sündenfall schiebt einer die Schuld auf den anderen, der Mann auf die Frau, diese auf die Schlange und beide letztlich auf Gott. Ihre Gemeinschaft miteinander ist gestört, weil sie die Gemeinschaft mit Gott aufgekündigt haben. Der Schöpfer steht vor einer Schöpfung, in der sein Abbild nicht mehr zu erkennen ist. Er steht vor zerbrochenen Lebensgemeinschaften, vor List, Betrug und gegenseitiger Unterdrückung. Der Riß geht durch alle Beziehungen, aber auch durch jeden einzelnen Menschen hindurch. "Alle haben gesündigt. Keiner ist gerecht, auch nicht einer" (Röm 3,12). Selbst wo Menschen in guter Absicht aufÚeinander zugehen, müssen sie erkennen, daß mit ihnen etwas nicht stimmt und daß sie sich nicht selbst wiederherstellen können. N. Baumert, Neubesinnung auf die Grundlagen
christlicher Ehe und Familie in NT, in: Arbeitshilfen der Deutschen
Bischofskonferenz Nr. 60, 1989, S. 8 Arbeitsaufträge: Die Entfremdung,, die wir erfahren, ist die Sünde, die über uns herrscht. In einem christlichen Verständnis der Welt sind Sünde nicht die einzelnen Aktivitäten, ... , die wir als Einzelne unternehmen, sondern Machtstrukturen, die über uns herrschen, denen wir unterworfen sind, und aus denen wir befreit werden müssen. Es geht nicht vorrangig um die Übertretung einzelner Gebote, sondern um das Leben unter einem anderen Gott, der im Neuen Testament "Mammon" genannt wird. Sünde ist, daß wir diesem Gott dienen, an dieser zerstörerischen Perversion teilnehmen. Wir leben in einer Kultur der Ungerechtigkeit... Diese Ungerechtigkeit ist nicht so sehr in einzelnen Taten manifest, sondern in unseren Unterlassungen und in dem, was wir zulassen. Die Ausplünderung der Dritten Welt ist ein Faktum,
auf dem die Kultur der Ungerechtigkeit beruht. In dem wir an dieser
Kultur teilnehmen, sind wir der Macht der Sünde unterworfen. D. Sölle,
Wählt das Leben, 1980, S. 58 f Arbeitsaufträge: Bearbeitet von Günter Bielfeldt/Iffezheim und Rainer Vorrath/Freiburg Anthropologie GK 12
Die große Verheißung unbegrenzten Fortschritts die Aussicht auf Unterwerfung der Natur und auf materiellen Überfluß, auf das größtmögliche Glück der größtmöglichen Zahl und auf uneingeschränkte persönliche Freiheit das war es, was die Hoffnung und die Zuversicht von Generationen seit Beginn des Industriezeitalters aufrechterhielt. Zwar hatte die menschliche Zivilisation mit der aktiven Beherrschung der Natur durch den Menschen begonnen, aber dieser Herrschaft waren bis zum Beginn des Industriezeitalters Grenzen gesetzt. Von der Ersetzung der menschlichen und tierischen Körperkraft durch mechanische und später nukleare Energie bis zur Ablösung des menschlichen Verstandes durch den Computer bestärkte uns der industrielle Fortschritt in dem Glauben, auf dem Wege zur unbegrenzten Produktion und damit auch zu unbegrenztem Konsum zu
sein, durch die Technik allmächtig und durch die Wissenschaft
allwissend zu werden. Wir waren im Begriff, Götter zu werden, mächtige
Wesen, die eine zweite Welt erschaffen konnten, wobei uns die Natur
nur die Bausteine für unsere neue Schöpfung zu liefern brauchte.
Die Männer und in zunehmenden Maß auch die Frauen erlebten ein
neues Gefühl der Freiheit; sie waren Herren ihres Lebens; die
Ketten der Feudalherrschaft waren zerbrochen, sie waren aller
Fesseln ledig und konnten tun, was sie wollten. So empfanden sie es
wenigstens. Und obwohl dies nur für die Mittel und Oberschicht
galt, verleiteten deren Errungenschaften andere zu dem Glauben, die
neue Freiheit werde schließlich allen Mitgliedern der Gesellschaft
zugute kommen, wenn die Industrialisierung nur im gleichen Tempo
voranschreite. Leben erst alle in Wohlhabenheit und Komfort, dann,
so nahm man an, werde jedermann schrankenlos glücklich sein. Diese
Dreieinigkeit von unbegrenzter Produktion, absoluter Freiheit und
uneingeschränktem Glück bildete den Kern der neuen
Fortschrittsreligion, und eine neue irdische Stadt des Fortschritts
ersetzte die "Stadt Gottes". Ist es verwunderlich, daß
dieser neue Glaube seine Anhänger mit Energie, Vitalität und
Hoffnung erfüllte ? Erich Fromm, Haben oder Sein, Stuttgart 1976, S. 11
f.
Ratschläge für den Umgang mit Menschen Beurteile einen Menschen nicht nach dem , was er leistet, sondern sieh tiefer auf das, was er leidet. Denn Leistung ruft nach Gericht, das lohnt und straft, Leiden aber ruft nach Sympathie, Solidarität und Liebe. Beurteile einen Menschen nicht nur nach dem, was er leidet, sondern nimm ihn an als einen, für den Gott in Jesus Christus den Tod erlitten hat. Identifiziere keinen Menschen mit seinen Taten oder Untaten, sondern unterscheide die Person von ihren Werken! Denn wer eine Person mit ihren Taten oder Untaten identifiziert, der legt ihn auf seine Vergangenheit fest und zerstört seine Zukunft. (Der Mensch ist mehr als sein Schulzeugnis. Der Mensch ist mehr als seine Akte. Der Mensch ist mehr als das Dossier des Verfassungschutzes.) Verstehe die Werke, Leistungen und Handlungen der anderen als Lebensäußerungen der menschlichen Person in Freiheit und setze sie nicht unter Erfolgszwang und Existenzangst! - Wer Kinder mit schlechten Noten bedroht, damit sie aus Angst arbeiten, der richtet mehr Böses an. Angenommen von deinem Gott und befreit von sozialem Leistungsdruck und deiner eigenen Erfolgsangst widerstehe der Fixierung der gesellschaftlichen Öffentlichkeit auf die pubertäre *Leistungsidentität!* Du hast die Freiheit Kind zu sein; die Freiheit, alt zu werden; die Freiheit, schwach zu sein! Arbeite daran, daß diese Gesellschaft endlich erwachsen wird und die verschiedenen menschlichen Identitäten gleichermaßen anerkennt. Nach: J.Moltmann "Menschenwürde, Recht und Freiheit", Stuttgart 1979 S. 56 f. "die Vorstellung: ich bin nur das, was ich (mir) leisten kann."
Wer mit Zöllnern, Sündern und Heiden zusammen ißt,
der ist in den Augen der Thorajuden (gesetzestreuen Juden) ein
Apostat (Abtrünniger) von der unsympathischsten Sorte. Jesus aber
ist mehr als ein Apostat, er ist ein Verführer, nicht genug, er
ist ein Abfallprediger. Denn er begnügt sich nicht damit, die
mosaischen ... Gesetze privat und gelegentlich zu ignorieren, er
setzt sie ganz prinzipiell außer Kraft. Er verführt seine Jünger
und durch den ostentativen Charakter seiner Tischgemeinschaft
mit den Jüngern die weitesten Kreise seiner Anhänger auch in
diesem entscheidenden Punkt zu Apostasie (Abfall vom jüdischen
Glauben). Man kann sich die Erregung, die Jesus durch diese
antinomistische (gegen das Gesetz gerichtete) Demonstration
hervorrief, wahrscheinlich gar nicht ernst und tief genug
vorstellen. E. Stauffer, Jesus der Gesetzesbrecher in:
"Die Botschaft Jesu damals und heute S. 27 29 1. Was hat das erste Gebot " Du sollst Dir kein Bildnis machen.." für eine Bedeutung für den Versuch, das menschliche Wesen zu ergründen. (Verwenden Sie Gedanken von Max Frisch) [5] 2. Die biblische Urgeschichte spricht von der Größe und vom Elend des Menschen. a. Entfalten Sie das biblische Menschenbild, wie es in Genesis 111 zum Tragen kommt. b. Das Gleichnis von den beiden Söhnen in Lukas 15 zeigt die Sicht Jesu. Erörtern Sie die Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Ergänzungen zur Sicht des AT. c. Bemühen Sie sich um eine Aktualisierung. [15] 3. Entwerfen Sie ein Schulsystem, das die
Rechfertigungslehre Luthers ernst nimmt. [10]
In der Verkündigung der Königsherrschaft Gottes durch Jesus kommen vor allem Freiheit und Liebe zur Sprache. Schaut man genauer hin, dann merkt man, daß es sich bei der Freiheit nicht zunächst um die Kraft menschlicher Selbstverfügung, sondern um eine Gabe Gottes handelt, die vom Menschen im Glauben ergriffen werden muß. Freiheit meint nicht zuerst ein Ethos oder eine sittliche Tugend, sondern eine Lebenskraft, die den Menschen aus der Gewalt der Mächte herausführt und ihn auf die anbrechende Gottesherrschaft ausrichtet. Im einzelnen befreit Jesus den Menschen aus der Preisgegebenheit an Sünde, Gesetz und Sorge. Die Vergebung der Sünde wird nicht auf die Endzeit aufgehoben, sie ereignet sich bereits in der Verkündigung der Frohbotschaft. Als Maßstab für das Handeln gilt nicht mehr der Imperativ des Gesetzes, sondern das Handeln Gottes. Der Mensch möchte gar zu gerne die Unbedingtheit des göttlichen Anspruchs auf ein bestimmtes, klar erkennbares und praktikables Muß reduziert sehen. Jesus widersteht einer solchen Einstellung in radikaler Weise. Die Stoßrichtung der Bergpredigt geht auf Freiheit. Schließlich bringt Jesus die Befreiung von der Sorge. Im Horizont der anhebenden Gottesherrschaft erscheint der Rang der irdischen Güter allzu gering, als daß man das Herz an sie hängen und ihre Anhäufung in sinnloser Hektik betreiben könnte. Auch hier bewährt sich die befreiende Kraft der Nachfolge: Das Netz der Sorge, das sich beengend und beängstigend um den Menschen spannt, wird zerrissen. Jesus hat nicht nur davon gesprochen, daß der
Mensch von Sünde, Gesetz und Sorge befreit wird, er hat ihn
vielmehr an sich selbst die Kraft der Freiheit erfahren lassen. Die
krampfhafte und ängstliche Jagd nach ethischer und materieller
Selbstsicherung weicht dem Vertrauen und der schöpferischen
Freiheit, die durch solches Vertrauen in Menschen geweckt wird. Alfons Auer, Die ethische Relevanz der Botschaft Jesu, in: Moralerziehung im Religionsunterricht, hrsg.
von A.Auer, A.Biesinger, H.Gutschera, Freiburg 1975 68 f.
Die christliche Theologie nennt die
Unmenschlichkeit des Menschen, wie sie in den andauernden
Verletzungen und im ständigen Mißbrauch der Menschenrechte
offenbar wird, Sünde. Nach dem biblischen Zeugnis hat der Mensch
selbst seine ursprüngliche Bestimmung, als Gottes Ebenbild auf der
Erde zu leben, verfehlt und verfehlt sie noch heute, aber er wird
diese Bestimmung nicht los. Er wollte "sein wie Gott" und
verlor dadurch seine wahre Menschlichkeit. Feindschaft kennzeichnet darum das Verhältnis des
Menschen zur Natur, und mit dem Brudermord Kains beginnt die
Geschichte des Menschen, der nicht "seines Bruders Hüter"
sein will: die Geschichte des Kampfes um die Macht. So verkehrt des
Menschen Sünde seine wahren Beziehungen zu Gott seinem Schöpfer,
zum Mitmenschen seinem Nächsten, und zur Natur seiner
Heimat. Gott wird ihm zum Richter, der Mitmensch zum Feind und die
Natur zur Fremde. Angst und Aggression beherrschen heute die
gespaltene und verfeindete Menschheit, die auf dem Wege ist, sich
selbst und die Erde gänzlich zu zerstören. Die erklärten
Menschenrechte können nur dann und nur so weit verwirklicht
werden, wie es zur Rechtfertigung des ungerechten Menschen und zur
Erneuerung seiner Menschlichkeit kommt. (Aus: J. Moltmann, Menschenwürde Recht und
Freiheit, Kreuz Verlag Stuttgart 1979, S.30)
Anthropologie WG 12 1990
Die Leistungsgesellschaft zwingt zu einer anderen
Identität. Hier heißt es: "Ich bin das, was ich leisten
kann" und stelle mich dar durch das, was "ich mir leisten
kann". Vergleichen wir beide Formen der Identität
lebensgeschichtlich, dann zeigt sich die standesmäßige Identität:
"ich bin der, als der ich geboren bin" als eine kindliche
Identität. Man wird durch seine Eltern identifiziert. Wenn die
Leistungsgesellschaft Menschen zu sagen nötigt: "Ich bin das,
was ich leisten kann", so ist das eine pubertäre Identität.
In dem Maße wie ein junger Mensch sich von seiner Herkunft und
Familie zu lösen beginnt, setzt er sein Selbstbewußtsein auf
seine eigene Leistung. Das ist ein natürlicher Vorgang. Die Frage
ist nur, ob das Wertsystem einer Gesellschaft eigentlich diese
pubertäre Leistungsidentität so in den Vordergrund stellen und
festschreiben darf. Was sind die Folgen? Wird die Leistungsidentität zum Gesetz der
Gesellschaft kraft Belohnung und Bestrafung, dann werden diejenigen
verdrängt, die leistungsschwach sind. Die Behinderten verlieren
dann jede soziale Identität. Wer alt oder krank wird, scheidet aus
dem Rennen aus. Leiden, Trauer und Tod kommen nicht mehr vor. Auch
Schuld gibt es nicht mehr. Ratschläge für den Umgang mit Menschen Beurteile einen Menschen nicht nach dem, was er leistet, sondern sieh tiefer auf das, was er leidet. Denn Leistung ruft nach Gericht, das lohnt und straft, Leiden aber ruft nach Sympathie, Solidarität und Liebe. Beurteile einen Menschen nicht nur nach dem, was er leidet, sondern nimm ihn an als einen, für den Gott in Jesus Christus den Tod erlitten hat. Identifiziere keinen Menschen mit seinen Taten oder Untaten, sondern unterscheide die Person von ihren Werken ! Denn wer eine Person mit ihren Taten oder Untaten identifiziert, der legt ihn auf seine Vergangenheit fest und zerstört seine Zukunft. (Der Mensch ist mehr als sein Schulzeugnis. Der Mensch ist mehr als seine Akte. Der Mensch ist mehr als das Dossier des Verfassungsschutzes.) Verstehe die Werke, Leistungen und Handlungen der anderen als Lebensäußerungen der menschlichen Person in Freiheit und setze sie nicht unter Erfolgszwang und Existenzangst! Wer Kinder mit schlechten Noten bedroht, damit sie aus Angst arbeiten, der richtet mehr Böses an. Angenommen von deinem Gott und befreit von sozialem Leistungsdruck und deiner eigenen Erfolgsangst widerstehe der Fixierung der gesellschaftlichen Öffentlichkeit auf die pubertäre Leistungsidentität ! Du hast die Freiheit Kind zu sein; die Freiheit, alt zu werden; die Freiheit, schwach zu sein ! Arbeite daran, daß diese Gesellschaft endlich erwachsen wird und die verschiedenen menschlichen Identitäten gleichermaßen anerkennt. (Jürgen Moltmann "Menschenwürde, Recht und
Freiheit", KreuzVerlag Stuttgart 1979) Aufgaben:
Bearbeitet von Günter Bielfeldt/Iffezheim und Rainer Vorrath/Freiburg
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