Pompeji - Die Stunden des Untergangs
24. August 79 n. Chr.


28. November 2004 -17. April 2005 |
Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim | D5

 
Die Stadt Herculaneum
Das antike Herculaneum lag zwischen den heutigem Orten Portici und Torre del Greco, etwa 7 km westlich des Vesuvs; die Meeresküste reichte in der Antike bis unmittelbar an den Stadtrand. Durch das Erdbeben des Jahres 62, das in ganz Kampanien große Verwüstungen anrichtete, wurde auch Herculaneum stark in Mitleidenschaft gezogen. Aber auch hier war man damit beschäftigt, die Schäden wieder zu beheben, als die Stadt im August 79 n. Chr. in nur wenigen Stunden unterging. Vieles deutet darauf hin, daß man das Beben nicht für den Vorboten kommenden Unheils hielt, sondern, wie überall in Kampanien, mehr oder minder daran gewohnt war. Um so dramatischer muß für die Bewohner der Vesuvgegend der unerwartete Ausbruch des Vulkans gewesen sein, der in wenigen Stunden eine blühende Kulturlandschaft verwüstete. Nicht nur Stabiae und Pompeji, sondern auch das mit nur 5000 Einwohnern noch wesentlich kleinere Herculaneum wurden ein Opfer der Katastrophe.
Allerdings dürften die Bewohner Herculaneums durch die zunächst einsetzenden Erdstöße sowie die gewaltige Säule aus eruptivem Material, die sich über dem Vesuv bis in eine Höhe von etwa 30 km erhob, bereits alarmiert gewesen sein. Die Flucht aus der Stadt begann vermutlich am späten Vormittag, als die Eruptionen bereits eingesetzt hatten und die Sonne sich verdunkelte.

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Die Stadt Herculaneum
Die Stadt Pompeji
Der Vesuv
Am 25. August, gegen ein Uhr nachts, entstand durch das partielle Zusammenstürzen der Eruptionssäule die erste tödliche Glutwolke. Mit der Geschwindigkeit eines Orkans wälzte sich diese die Hänge des Vesuvs hinab und erreichte Herculaneum in wenigen Minuten. Man kann allerdings davon ausgehen, dass nahezu die gesamte Bevölkerung die Stadt zu diesem Zeitpunkt bereits verlassen hatte, da bis heute nur 34 Skelette innerhalb des Stadtgebietes selbst gefunden wurden.
Den Tod durch diese erste Glutwolke fanden aber jene, die sich bereits an die in Küste geflüchtet hatten, in der Hoffnung, noch in letzter Minute über See entkommen zu können, sobald sich dazu eine Gelegenheit böte. Bei den seit 1981 im antiken Küstenstreifen unternommenen Grabungen wurden nämlich inzwischen über 300 menschliche Skelette gefunden.
Gegen zwei Uhr nachts wälzte sich dann eine zweite Glutwolke über Herculaneum. Sie zerstörte die Gebäude der Stadt und riß zahlreiche Baumaterialien mit sich fort. Aber inzwischen war schon jede Art von Leben erloschen.
Bis zum Tagesanbruch erreichten noch weitere Glutwolken die Stadt und begruben diese schließlich unter einer 23 m starken Schicht aus Asche und Bimsstein, die nach der Austrocknung so hart wie Tuffstein wurde. Im Gegensatz zu Pompeji waren in Herculaneum die Erhaltungsbedingungen für organische Reste besonders günstig. Deshalb haben wir von dort Pflanzenreste, Stoffteile, Türen, Holzmöbel und sogar Balken aus den einzelnen Gebäuden. Im Gegensatz zu Pompeji war es in Herculaneum aber bisher nicht möglich, von den einzelnen Opfern Gipsabgüsse herzustellen.
Die Frühgeschichte Herculaneums, eines Ortes mit langer Vergangenheit, aber ohne historisch relevante Ereignisse, ist vielschichtig und der Pompejis verwandt. Nach Strabo waren auch hier Osker die ersten Einwohner, dann folgten Etrusker und Griechen, der Ort wurde samnitisch und schließlich ein römisches Municipium.
Die Schönheit der Landschaft, das milde Klima und die günstige Lage der kleinen Stadt am Meer, die auch einen eigenen Hafen besaß, dürften Familien der römischen Führungsschicht bewogen haben, sich hier niederzulassen. Einen solchen Adelssitz stellt die sogenannte Villa dei Papiri dar, die an Größe und prunkvoller Ausstattung alles übertrifft, was bisher aus dem benachbarten Pompeji bekannt geworden ist. Auf dem Plan ist ihr Grundriss zu sehen, das langgestreckte Gebäude ganz links.
Die Entdeckung der Überreste des antiken Herculaneum im frühen 18. Jh. erfolgte rein zufällig bei der Anlage eines Brunnenschachtes. Die Grabungen begannen 1738, gestalteten sich aber wegen der nahezu 23 m hohen Ablagerungen vulkanischen Ursprungs außerordentlich schwierig. Mit Hilfe von Schächten und Tunneln unternahm man die ersten Ausgrabungen. Europaweites Aufsehen erregten die Funde, die bei der Erforschung der Villa dei Papiri in den Jahren 1750-65 unter der Leitung des Schweizer Architekten Karl Weber zu Tage kamen und die sich heute im Museo Archeologico Nazionale in Neapel befinden. Die Erforschung dieses riesigen Komplexes wurde zwischen 1985 und 1995 wieder aufgenommen, ist aber immer noch nicht abgeschlossen. Zu den dort bei den jüngsten Grabungen zu Tage gekommenen Funden gehört u.a. eine Marmorkopie der sogenannten
Hera Borghese sowie die Marmorkopie eines Amazonenkopfes, nach einem Werk des griechischen Bildhauers Kresilas.
Seit dem 18. Jh. bis in die Gegenwart ist in Herculaneum immer wieder gegraben worden. Etwa sechs ha, d.h. ungefähr ein Drittel der Stadt wurden inzwischen freigelegt. Da jedoch ein Teil der antiken Stadt modern überbaut ist, sind der weiteren Ausdehnung des Grabungsareals enge Grenzen gesetzt. Aus dem bisher freigelegten Teil der Stadt lassen sich gleichwohl genaue Rückschlüsse auf die Gesamtanlage ziehen. Sie folgt dem bekannten System der sich rechtwinklig kreuzenden Straßen, den decumani und cardines, die eine Aufteilung des von der Stadt eingenommenen Areals in einzelne insulae zur Folge haben. Aus dem Baubestand, der inzwischen frei gelegt wurde, mit seinen öffentlichen und privaten Bauten, gewinnt man schließlich eine recht plastische Vorstellung von den Möglichkeiten, die das Leben in Herculaneum seinen Bewohnern bieten konnte.

© Text: REM

   

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Fundstücke aus Herculaneum

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