Uns
ist in alten maeren / wunders vil geseit
Mit diesen
Worten beginnt das größte der überlieferten mittelhochdeutschen
Versepen, das nach dem letzten Vers seiner 2379 Strophen "der
nibelunge liet" - also das Nibelungenlied heißt (wobei das Wort
auf der ersten Silbe betont wird). Gemäß der mittelalterlichen
Tradition der Heldenlieder hat es keinen eigentlichen Verfasser,
sondern steht am Ende einer langen mündlichen Tradition. Niedergeschrieben
wurde es vermutlich erstmals um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert
im Umkreis des Bischofs von Passau. Es spiegelt damit nicht nur
die älteren germanischen Sagentraditionen, sondern auch die höfische
Welt der Stauferzeit, die es als Literatur konsumierte.
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