Aufstieg zur Residenzstadt der Kurpfalz
Pfalzgrafen gab es bereits in fränkischer Zeit. Handelte es
sich ursprünglich
bei den Pfalzgrafen um leitende königliche Amtsträger
bei Hofe mit vorwiegend administrativen und richterlichen Aufgaben,
bildete sich bei den Pfalzgrafen bei Rhein allmählich ein Territorium
mit dem Schwerpunkten Bacharach und Alzey heraus. Als Kaiser
Friedrich I. Barbarossa 1156 seinem Halbbruder Konrad den
Staufer die Pfalzgrafschaft bei Rhein verlieh, fügte er Besitzungen
am Oberrhein und Unteren Neckar aus dem salischen Erbe hinzu,
um die Pfalzgrafschaft so zu einem festen Bestandteil der staufischen
Machtposition zu formen.
Nach einem kurzen welfischen Zwischenspiel ging das Amt ab 1214
auf die
Dynastie der Wittelsbacher über. Im Jahr 1225 erhielt der Pfalzgraf
bei Rhein das vormalige Wormser Heidelberg als Lehen.
Vororte der Pfalzgrafschaft waren im 12. Jahrhundert Alzey und
Bacharach, und auch unter Konrad von Staufen ist noch kein Bezug
zu Heidelberg erkennbar. Die welfischen Pfalzgrafen hielten sich
mehr in ihren sächsischen Besitzungen auf, und als die Wittelsbacher
die Pfalzgrafschaft erhielten, waren Oberrhein und Neckarraum,
obwohl die Pfalzgrafschaft vom Rang her über dem bayerischen
herzogtum stand, zunächst Nebenländer. Die wittelsbachischen
Pfalzgrafen hielten sich mehr in Bayern auf als am Rhein. Erst
als im 14. Jahrhundert
die traditionelle Reiseherrschaft aufgegeben wurde, setzte sich
die Residenzfunktion Heidelbergs durch.
Trotz der Verknüpfung und Verfelchtung mit dem bayerischen Herzogtum
war die Pfalzgrafschaft immer ein eigenes Fürstentum mit eigener
Lehnsherrschaft und eigener Gefolgschaft. Die familiären Streitigkeiten
zwischen dem Bayernherzog Ludwig "dem Bayern" und seinen Neffen
führten vorübergehend zu einer Besitznahme der Pfalz durch Ludwig.
Erst im Hausvertrag von Pavia 1329 erkannte Ludwig das Erbrecht
seiner Neffen an, das Wittelsbacher Herrschaftsgebiet
zwischen einer pfälzischen
und einer bayrischen Linie geteilt. Die Kurwürde, das Recht zur
Wahl des römisch-deutschen
Königs,
sollte laut dem Vertrag zwischen den beiden Linien wechseln.
In der Goldenen Bulle erhielten 1356 aber nur die Pfalzgrafen
bei Rhein die Kurwürde. Von nun an waren sie als Kurfürsten von
der Pfalz bekannt und gehörten zu den einflussreichsten deutschen
Herrschern. In der Folgezeit ging man dazu über, ihr Herrschaftsgebiet
als Kurpfalz zu bezeichnen. |