Sophokles ANTIGONE Unterrichtsideen & Arbeitsvorschläge

Sophokles' ANTIGONE (uraufgeführt 442 v.C.in Athen)

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    Dramatis Personae: |  ANTIGONE  ←  Polyneikes  → KREON       |
                       |  Haimon                    Euridike     |
                       |  Ismene, Theiresias, Wächter, Bote      |
                       |      Chor thebanischer Greise           |
                       |_________________________________________|

    STRUKTUR der Tragödie:

    Prolog:   der Konflikt wird vorgestellt

    Parodos: Einzugslied des Chores - Vorgeschichte
                                       __
        erstes Epeisodion (Hauptszene)   |
               1. Stasimon (Standlied)   |  tragische
        zweites Epeisodion               |
               2. Stasimon               |  Handlung
        ...                              |
        fünftes Epeisodion               |
               5. Stasimon             __|

    Exodos (Schlussszene)

Prolog: Antigone verkündet Ismene ihre Entschlossenheit, den Leichnam des Polyneikos - gegen das Gebot des Kreon - zu bestatten und damit der religiösen Pflicht und der Schwesternpflicht Genüge zu tun.
Ismenes Einwände (7):
- Fluch über dem Geschlecht des Ödipus
- Ohnmacht der Frauen
- Gewalt der Obrigkeit

Antigones KONFLIKT :

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     |                                                     |
     |  heiliges Gesetz  <----------> Gebot des Herrschers |
     |                      Antigone                       |
     |                "fromm .......gefrevelt"(V. 74)      |
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Parodos:

Der Chor (als Berichterstatter/Volk/Vermittler) erzählt die Vorgeschichte vom Kampf um Theben

Die tragische HANDLUNG beginnt und nimmt ihren Lauf

Erstes Epeisodion

KREON gibt dem Volk als neuer Herrscher seine Grundsätze bekannt:
Weil Polynikes sich am Vaterland versündigt hat, darf er nicht bestattet werden. Der Wächter bringt Kreon die Nachricht, dass Polyneikes bereits "begraben" d.h. von unbekannter Hand mit Staub bedeckt worden sei. Kreon vermutet, dass die Wächter bestochen wurden, und droht mit Strafe, wenn der Täter nicht gefunden wird.

Stasimon

"Ungeheuer ist viel und nichts ungeheurer als der Mensch..."
Das Chorlied fällt aus dem Handlungsrahmen und reflektiert die Stellung des Menschen in der natürlichen Ordnung: Sein Platz zwischen einer NATUR, die immer neu zu bezwingen ist, und DEN GÖTTERN, deren Gebote zu befolgen sind: Der höchste Wert hat dem Bürger seine Stadtgemeinschaft, die Polis, zu sein!

ZWEITES Epeisodion

Der Wächter (= komische Figur) präsentiert Kreon die Täterin Antigone, die ein zweites Mal versucht hatte, den Leichnam zu bedecken.
Antigone rechtfertigt sich (22): Göttergebot steht über Menschenbefehl.
Kreon verdächtigt auch die Schwester Ismene. Diese wird vom Wächter gebracht.
Vor Kreons Augen entsteht ein Schwesternstreit: Ismene bekennt sich ebenfalls schuldig, Antigone besteht auf alleiniger Schuld. Beide werden in Fesseln gelegt.

Stasimon: Reflexion über die tragische Verstrickung des Menschen:
Über dem ein göttlicher Fluch lastet, der Mensch entkommt ihm nicht.

DRITTES Epeisodion

Haimon, Antigones Bräutigam und Kreons Sohn, beim Vater:
Kreon erläutert seine politischen Grundsätze: Gesetzestreue, Unbeugsamkeit, Zucht
Haimon vertritt den Grundsatz der Toleranz und Nachgiebigkeit aus Vernunft

Entscheidungsfrage: Den Autoritätsanspruch des Herrschers durchsetzen oder dem Volkswillen gerecht werden.
Hier die Argumente:

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   |         Kreon                            Haimon                   |
   |                                                                   |
   |  in der Familie gilt des        Vernunft ist ein Geschenk der     |
   |  Vaters Willen vor allem        Götter, aber nicht nur für einen, |
   |  und gute Kinder gehorchen       sondern für andere auch!         |
   |                                                          deshalb: |
   |  auch im Staat gilt der Wille    was sagen die anderen, das Volk? |
   |  des „erkorenen” Herrschers      hat es nicht genauso recht?      |
   |  das Volk muss bedingungslos                                      |
   |  folgen                                     ||                    |
   |                                             \/                    |
   |  nur der kann gebieten, der      den klugen Herrscher zeichnen    |
   |  gehorchen gelernt hat            Toleranz, Nachgiebigkeit und    |
   |  und nur wer im Haus Ordnung         Lernbereitschaft aus!        |
   |  hält, wird sich im Staat als                                     |
   |  gerecht erweisen                                                 |
   |__________________________________________________________________ |

Haimon droht mit Selbstmord und Kreon beschließt, Antigone lebendig einmauern zu lassen.

Stasimon: Anrufung des Eros, der in den Menschen wirkt, sie entzweit und verbindet

VIERTES Epeisodion

Wechsel- und Klagegesang von Chor und Antigone auf dem Weg ins Mauerloch
Kreon bekräftigt noch einmal sein Urteil,
Antigone überdenkt noch einmal ihre schuldhafte Verstrickung ("fromm" - "Frevel") und prophezeit ihren Richtern ebenfalls den Untergang (925-29)

Stasimon: Beispiele aus der Mythologie, wo andere zu Recht oder Unrecht in Felsenhöhlen gesteckt wurden: Die Macht des Schicksals setzte sich immer ausgleichend und gerecht durch.

FÜNFTES Epeisodion

Teiresias, der blinde Seher, ahnt Unheil - die Götter verschmähen die ihnen dargebrachten Opfer - und fordert Kreon zu Großmut und Vergebung auf. Kreon bleibt starrsinnig und wittert erneut Bestechung.
Im Zorn enthüllt Teiresias ihm, dass bald auch seine nächsten Angehörigen an diesem Starrsinn zugrunde gehen werden.
Der dadurch erschreckte Kreon, vom Chor unterstützt, macht sich auf, um das Mauerloch wieder aufzubrechen.

Stasimon: Anrufung des Baccheus, mit "entsühnendem Schritt" herbeizueilen und die Not zu lindern.

Exodos (Schlussszene)

Ein Bote bringt die Kunde von Antigones und Haimons Tod.
Eurydike, Kreons Frau, tritt auf und hört des Boten Bericht:
Erst wurde auf Kreons Geheiß Polyneikos bestattet, dann entdeckte man in der Kruft den klagenden Haimon zu Füßen der erhängten Antigone. Im Angesicht des Vaters tötete Haimon sich selbst.
Kreon kommt mit Haimons Leiche und klagt sich selbst an.
Der Bote tritt erneut auf und verkündet Eurydikes Selbstmord.
Kreon bleibt zurück, von den Göttern geschlagen, des Lebenssinnes verlustig und seines Lebens müde.


Klaus Dautel