Georg Büchner  Dantons Tod

Aspekte des DETERMINISMUS bei Georg Büchner

"Das MUSS ist eins von den Verdammungsworten, womit der Mensch getauft worden."
(An die Braut, März 1834)
Die Macht der materiellen und politischen Verhältnisse Geschichtsdeterminismus Das mechanistische Weltbild der Aufklärung:
Der Mensch als Maschine
"Sind wir denn aber nicht in einem ewigen Gewaltzustand? Weil wir im Kerker geboren und großgezogen sind, merken wir nicht mehr, daß wir im Loch stecken mit angeschmiedeten Händen und Füßen und einem Knebel im Mund." (An die Familie, 5.April 1833)

Büchner über die Macht des Hungers: "Ein Huhn im Topf jedes Bauern macht den gallischen Hahn verenden."(An Gutzkow, 1835)

Woyzeck: "Ja Herr Hauptmann, die Tugend. Ich hab‘s noch nicht so aus. Sehn Sie, wir gemeine Leut, das hat keine Tugend, es kommt einem nur so die Natur, aber wenn ich ein Herr wäre ..." (Woyzeck, Szene 5)

"Ich studierte die Geschichte der Revolution. Ich fühlte mich wie zernichtet unter dem gräßlichen Fatalismus der Geschichte." (An die Braut, März 1834)

Danton: "Wer will der Hand fluchen, auf die der Fluch des Muß gefallen? Wer hat das Muß gesprochen, wer?
Was ist das, was in uns hurt, lügt, stiehlt und mordet? Puppen sind wir, von unbekannten Gewalten am Draht gezogen; nicht, nichts wir selbst! Die Schwerter, mit denen Geister kämpfen, man sieht nur die Hände nicht, wie im Märchen." (Dantons Tod" II,5)

Die Welt ist eine Maschine und der Mensch ein Automat, dessen innere Regungen, die er für Gefühle hält, bloße Mechanismen sind.

Siehe hierzu auch La Mettrie, L'homme machine (1748) u.a.

Valerio: " Sehen Sie hier meine Herren und Damen, zwei Personen beiderlei Geschlechts, ein Männchen und ein Weibchen, einen Herrn und eine Dame. Nichts als Kunst und Mechanismus, nichts als Pappendeckel und Uhrfedern ... Geben Sie Acht, meine Herren und Damen, sie sind jetzt in einem interessanten Stadium, der Mechanismus der Liebe fängt an sich zu äußern ..." (Leonce und Lena, III,3)

Büchners umfassende Metapher für Determiniertheit: "Marionette", "Holzpuppe" und "Automat".
Büchners ästhetisches Programm als Konsequenz

  • Kritik der idealistischen Dichterschule, die an der Idee des freien Willens festhält und deren Gestalten doch bloß Kopfgeburten des Dichters und keine wirklichen Menschen sind.
    "Nimmt Einer ein Gefühlchen, eine Sentenz, einen Begriff und zieht ihm Rock und Hosen an ... und läßt das Ding sich drei Akte lang herumquälen, bis es sich zuletzt verheiratet oder sich totschießt - ein Ideal!" (Camille in "Dantons Tod", II,3)
  • Keine Idealisierung der Wirklichkeit: Dieser Idealismus ist die schmählichste Verachtung der menschlichen Natur."("Lenz", Kunstgespräch)
  • Wirklichkeit wiedergeben, wie sie ist: Man versuche es einmal und senke sich in das Leben der Geringsten und gebe es wieder ..."("Lenz", Kunstgespräch)
  • Kein Moralisieren: "Der Dichter ist kein Lehrer der Moral ..." (An die Familie, 28.Juli 1835)

Was dem Dichter bleibt, ist das MITLEIDEN und MITEMPFINDEN:

"Ich hoffe noch immer, daß ich leidenden gedrückten Gestalten mehr mitleidige Blicke zugeworfen, als kalten, vornehmen Herzen bittere Worte gesagt habe."(An die Familie, Februar 1834)

"Was noch die sogenannten Idealdichter anbetrifft, so finde ich, daß sie fast nichts als Marionetten ... aber nicht Menschen von Fleisch und Blut gegeben haben, deren Leid und Freude mich mitempfinden macht ..." (An die Familie, 28. Juli 1835)

Mehr dazu:
Von Automaten, Puppen und Marionetten - und einige Büchner-Stellen


(cc) Klaus Dautel, 2001-13


Ohne ein bisschen Werbung geht es nicht. Ich bitte um Nachsicht, falls diese nicht immer ganz themengerecht sein sollte.
Dautels ZUM-Materialien: Google-Fuss

Impressum - Datenschutz