Zwangsarbeit - Lager vor Ort -
Zwangsarbeiter in der Schuhfabrik Schraml

Der Unternehmer Georg Schraml hatte seine durch die Produktion der Kneipp-Sandale bekannt gewordene Schuhfabrik im Herbst 1935 von Augsburg-Oberhausen nach Gersthofen in die Augsburgerstr. 86 verlegt. Seine Belegschaft konnte er auf 20 Personen erhöhen.
Ende 1939 verfügte die damalige Reichsstelle Leder, Berlin, die Schließung des Betriebes zum 1.1.1940. Da Schraml aber die Produktion eines Holzzweischnallers vorweisen konnte, dessen Schaft aus 48 Teilen bestand und unter Verwendung von Lederabfällen hergestellt werden konnte, wurde die Betriebsschließung zurückgezogen und der Betrieb zum Wehrwirtschaftsbetrieb ernannt.

Kriegsproduktion mit Hilfe der Zwangsarbeiter

Während der Kriegszeit produzierte die Firma Schraml 10 000 bis 15 000 Paar Holzzweischnaller und Holzgaloschen und leistete damit einen Beitrag zur Versorgung der Zivilbevölkerung mit dem Mangelartikel Schuh während des Krieges. (Festschrift 25 Jahre Georg Schraml Schuhfabrik 1927-1952, Gersthofen)
Nach dem Krieg wurde die Belegschaft des Betriebes bis 1952 auf 100 Personen erhöht, an eine Erhöhung der Belegschaftsstärke auf 250 Personen wurde gedacht.
Da während des II.Weltkrieges ein extremer Arbeitskräftemangel zu verzeichnen war, ersuchte er und auch Bürgermeister Wendler die DAF um die Zuweisung ausländischer Arbeitskräfte, was vom Arbeitsamt Augsburg zunächst einmal unter Hinweis auf die bestehende Schuhreparaturwerkstätte Aletsee in Augsburg, Kulturstr. 16 abgelehnt wurde, denn dort kämen "zivilrussische Schuhmachergehilfen... in größeren Gruppen" zum Einsatz, welche reparaturbedürftiges Schuhwerk wieder instand setzen könnten.
Schließlich wurden aber auch der Schuhfabrik Schraml im September 1942 ausländische Arbeitskräfte zugeteilt.
Die Gemeinde Gersthofen beschloss, die ausländischen Zwangsarbeiter "in einem Nebengebäude der Ziegelei Kranzfelder" unterzubringen. "Die Bewachung der ausländischen Arbeiter" wurde "älteren Leuten (Invaliden)" übertragen.
Auf diese Weise ist einwandfrei erwiesen, dass sich im Nebengebäude der Ziegelei eine Zwangsarbeiterunterkunft befand, die 20 ukrainische Frauen beherbergte.
Bereits im Juni 1944 hatte der geschäftstüchtige Unternehmer auf dem von ihm 1941 erworbenen Grundstück an der Ostendstr. 3 gegen die Erlaubnis der Gemeinde einen Massivbau mit Werkschutz-Unterkunftsraum errichten lassen. Auf Betreiben des Oberbürgermeisters von Augsburg wurde in der Ostendstr. 3 eine Schuhreparatur-Gemenschaftswerkstätte mit ausländischen Zwangsarbeitern mit Genehmigung der Gemeinde Gersthofen zweckgebunden errichtet mit der Auflage, dass Schraml die Bauten "niemals ... als Nächtigungs- und Unterkunftsraum für ausländische Arbeiterinnen benützt."
(Stadtarchiv Gersthofen, Protokoll der Gemeinderatssitzung vom 29.6.1944)

Überlange Arbeitszeiten

In der Schuhfabrik Schraml waren sowohl weibliche wie männliche ausländische Arbeitskräfte tätig. die Ostarbeiter arbeiteten 53 Stunden pro Woche (9 Stundentag von Montag bis Samstag). Nach ihrer Arbeitszeit waren sie überdies für den ab Anfang 1944 bei Schraml für die Bewachung der Ostarbeiter zuständigen Hilfsarbeiter Konstantin Skworzow bei der Erstellung von Behelfsheimen tätig, sie dürften infolgedessen auf mindestens 12 Stunden Arbeit gekommen sein.
Georg Schraml beschwerte sich deshalb bei der DAF, ob diese Nebentätigkeit seiner 21 Ostarbeiter statthaft sei, denn "die Ostarbeiter kommen dann am nächsten Tag verschlafen und unlustig zur Arbeit". Im übrigen nehme Skworzow seine Bewachungstätigkeit gegenüber den Ostarbeitern nicht ernst, bei Kontrollen durch die Polizei sei er nie anzutreffen.
"Wenn ich schon Herrn Skworzow RM 35.- bezahle, dann kann ich auch von ihm verlangen, daß er in den Abendstunden, wenn es am wichtigsten ist, sich im Lager aufhält, denn dafür wird er ja bezahlt." (Schreiben G. Schramls an die DAF, 16.9.1944).
Konstantin Skworzow war zuvor Lagerleiter bei IG Farben gewesen, war aber bereits zum 31.12.1943 in dieser Funktion wieder gekündigt worden.
(Staatsarchiv Augsburg, Augsburg-Land DAF Kreiswaltung 14)

Brief von Alexandra Barabasch an Herrn Dr. Lehmann

Grüß Gott, Herr Lehmann und Schüler des Gymnasiums,
jetzt habe ich schon das zweite Mal Hilfe von Ihnen bekommen, vielen Dank! Das Geld ist sehr wichtig für mich, ich bekomme monatlich nur 150 Griwni. Ich kann nicht vergessen, was Sie für mich getan haben. Sie haben eine Broschüre mir geschickt. Leider kann ich kein Deutsch, aber die Photos von der Schuhfabrik Schraml habe ich erkannt.
Dieser Junge ist Enkel von Mann, dem die Fabrik gehörte. Der Junge arbeitete mit uns zusammen, wir unterhielten uns öfters, besonders Samstag. Am Samstag machte ich Hausarbeit bei Herrn Schraml. Er hatte eine Frau, die mir immer gutes Essen kochte. Wir unterhielten uns mit dem Jungen. Es war ein wirklich guter Junge, ich denke er war zu dieser Zeit ca. 12 Jahre alt.
Nicht alle Deutschen waren Verbrecher, ich habe die guten Menschen nicht vergessen. Diese Leute waren auch in der Fabrik, sie gaben und Essensmarken und von dieser Hilfe konnten wir am Leben bleiben.
Ich bedanke mich nochmals sehr herzlich bei Herrn Lehmann und der Klasse 11a. Sie haben sich grosse Arbeit gemacht, sie haben uns gesucht und uns gefunden, dafür darf ich mich sehr herzlich bedanken.

Alexandra Baraban (Masankina)



Anna Skozarewa


Klawdjia Pris-Nischtschimowa zusammen mit Tochter von Anna Owzinenkowa-Skozarewa


Alexandra Glaskowa-Radschenko (1)


Alexandra Glaskowa-Radschenko (2)


Alexandra Glaskowa-Radschenko (3)


Besuch Dr. Lehmanns bei Alexandra Barabasch in Donetzk (Zwangsarbeiterin in der Schuhfabrik Schraml)


Zwangsarbeiter bei der Schuhfabrik Schraml


Gemeinde gegen Zwangsarbeit 29.06.44


Kritik an Skworzow 16.09.44


Portrait Schramls


Zwangsarbeiter in der Ziegelei


Zuweisung von Zwangsarbeitern 03.06.42


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