Zwangsarbeit - Lager vor Ort -
Interview mit Herrn Helmut Kling

(geb. 1928, von-Osten-Str. 9, 86199 Augsburg

Während des Krieges wohnte ich in Gersthofen in der Ludwig-Herrman-Straße 34 in der Lechkolonie. Mein Vater arbeitete in der Spedition bei der Lechchemie (IG Farben). Dort arbeitete auch ein Jude, Herr Wiesenthal als Prokurist, er war verantwortlich für den kaufmännischen Bereich. Der Halbjude Dr. Heisel leitete IG Farben und die Firma Transehe.

Ich kann mich noch sehr gut erinnern, dass russische Kriegsgefangene uns von der Lechchemie Kohlen in die Lechkolonie brachten. Das waren unendlich ausgemergelte und ausgehungerte Gestalten. Meine Mutter gab ihnen Brot. Ich machte damals meiner Mutter Vorhaltungen, denn wir mussten fürchten, dafür streng bestraft zu werden. Aber meine Mutter war strenge Katholikin und strikt gegen den Nationalsozialismus eingestellt. Sie hat sich in ihrer Haltung nicht beirren lassen.

Ich weiß noch, dass die Russen, wenn sie kamen, die Mülltonnen nach Kartoffelschalen und sonstigem Eßbarem durchsucht haben, so undendlich hungrig waren sie. Wir hatten zu dieser Zeit auch kaum was zu essen. Unten in der Gastwirtschaft "Mohr" waren auch Zwangsarbeiter untergebracht und in der Bäckerei "Eisensteger" daneben arbeitete ebenfalls ein russischer Kriegsgefangener. Es wurde viel von Russen erzählt, die Methylalkohol tranken und daran erblindeten.


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