Zwangsarbeit - Lager vor Ort - Hery

Eine ganz unglaubliche Geschichte

Ludwig Kroll, geb. am 1.2.1926 arbeitete zwischen 1942 und 1944 beim Säge- und Holzwerk Hery in Gersthofen. Dabei freundete er sich mit einem ukrainischen Zivilarbeiter an, sein Name ist Arsen Karatschun. Sie arbeiten nicht nur zusammen, sondern am Samstag und Sonntag kommt Ludwig hinauf zum Sägewerk Hery zum Barackenlager. Dort spielen die Russen und Ukrainer Balalaika und singen, Ludwig führt mit Arsen Gespräche und lauscht der Musik . Die Musikinstrumente basteln die Zwangsarbeiter selber, die Saiten bringt ihnen Ludwig. Eines Tages bringt Ludwig seine Mandoline mit und gibt sie seinem Freund Arsen.
Am 19.2. 1944, gerade 19 Tage nach seinem 18. Geburtstag, wird Ludwig zur Wehrmacht eingezogen, die Freunde werden getrennt. Nur einmal, im Sommer 1944 kehrt Ludwig auf Heimaturlaub zurück und schlägt seinem Freund Arsen vor, zu verschwinden. Aber der ist Patriot, liebt seine Heimat und will nach dem Krieg in die Ukraine zurückkehren.

Als der Krieg zu Ende ist, befindet sich Ludwig Kroll in französischer Kriegsgefangenschaft. Arsen ist frei, er kann nach Hause zurückkehren. Da erste, was er macht, ist, sich nach dem Wohnort seines deutschen Freundes zu erkundigen. Die Ludwig-Hermann-Straße ist ein ganzes Stück entfernt. Er fragt sich durch und bringt die Mandoline seiner Mutter. Welch eine Geste der Freundschaft!
Als Ludwig aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrt, findet er die Mandoline vor. Er behält sie als Erinnerungsstück an seinen Freund. Er hat ihn die ganzen 56 Jahre hinweg nicht vergessen und immer wieder versucht, seinen Aufenthaltsort herauszufinden. Über die Firma Hery, über das Einwohnermeldeamt, vergeblich.
Als Herr Kroll erfährt, dass wir Kontakt zu Herrn Karatschun haben, will er sofort in die Ukraine reisen, um seinen Freund, den er seit 56 Jahren nicht mehr gesehen hat, zu besuchen. Leider erfahren wir, dass Herr Karatschun vor kurzem verstorben ist.


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