Geschichte der Grafschaft
Die Grafschaft Moers am Niederrhein konnte sich im Gegensatz zu
den benachbarten Herrschaftsgebieten Kleve, Berg oder Geldern nicht
von der Abhängigkeit vom Hochstift Köln oder den inzwischen
zum Herzogtum aufgestiegenen Nachbarn lösen. Die wirtschaftliche
Lage war jedoch so gut, dass die Grafen eine aktive Politik in
der Region spielen konnten.
1399 konnte durch die Eheschließung mit der Erbtochter der
Grafen von Saarwerden deren Grafschaft im Erbweg erworben werden.
1417 etablierte sich hier durch Erbteilung die selbständige
Linie der Grafen von Moers-Saarwerden.
In den Kriegen um das Herzogtum Geldern trat 1493 Graf Vinzenz
von Moers die Grafschaft an Graf Wilhelm III. von Wied, den Ehemann
seiner Enkelin, ab, der sich dann auch bis 1515 gegen die Erbansprüche
der Grafen von Moers-Saarwerden behaupten konnte. Wilhelm III.
von Wied verzichtete 1519 zugunsten seines Schwiegersohns Wilhelm
II. von Neuenahr auf die Grafschaft. Graf Hermann von Neuenahr-Moers
(1553–1578) führte 1561 die Reformation ein, dessen
Neffe Adolf von Neuenahr beendete die 1575 begonnenen Umbauten
des Moerser Schlosses und führte 1581 die reformierte Konfession
in der Grafschaft ein.
Adolf von Neuenahr geriet mit seiner Parteinahme 1582 im Kölner
Krieg für den Kölner Erzbischof Gebhard Truchsess von
Waldburg in die Auseinandersetzungen mit Spanien, 1586 wurde Moers
von spanischen Truppen erobert. Die Witwe des Grafen Adolf übereignete
1594 das besetzte Moers ihrem Verwandten Moritz von Oranien, der
die Stadt 1597 belagerte und einnahm.
1601 - 1620 ließ Moritz von Oranien als Stadtherr von Moers
Burg und Neustadt von Moers durch ein Festungssystem nach niederländischem
Muster zusammenfassen. 1601 - 1609 entstand die Kastellbefestigung,
1611 - 1620 die der Stadt. Die Bauleitung lag bei dem niederländischen
Festungsarchitekten Simon Stevin.
 "Fürst von Moers" als Titel der Herzöge von Pfalz-Neuburg
Das Herzogtum Kleve bzw. das vereinigte Herzogtum Jülich-Kleve-Berg
hielt seine Besitzansprüche über die Grafschaft Moers,
die sich aus dem Recht des heimgefallenen Lehens ergaben, trotz
der oranischen Herrschaft aufrecht. Auch die Herzöge von Pfalz-Neuburg
als Besitzer des Herzogtums Jülich-Kleve und die Markgrafen
von Brandenburg als Besitzer des Herzogtums Kleve erhielten den
Anspruch auf die Grafschaft Moers aufrecht und führten den
Titel in ihrer Titulatur.
Mit
dem Tod Wilhelms III. von Oranien 1702 ging die Grafschaft, jetzt
Fürstentum, auf der Grundlage eines älteren Erbrechts
an Brandenburg über. Moers blieb weiterhin, jetzt als Fürstentum,
in der Titulatur der Pfalzgrafen und Kurfürsten bei Rhein
aus dem Haus Neuburg.
Bild: Denkmal der Luise Henriette von Oranien.
Luise Henriette
war die Tochter des Festungsgründers
Moritz von Oranien und heiratete 1646 den Großen Kurfürsten
Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Nach den Bestimmungen des Ehevertrags
fiel Moers 1702 an ihren Sohn Friedrich I. von Preußen
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