Staatliche Kunsthalle Karlsruhe -
Große Landesausstellung 2015
Die Meister-Sammlerin. Karoline
Luise von Baden
(skk) Am 29. Mai 2015 – und damit kurz vor Beginn der
Feiern zum Karlsruher Stadtgeburtstag – eröffnen die
Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes
Baden-Württemberg, Theresia Bauer, und Seine Königliche
Hoheit Prinz Bernhard von Baden in der Staatlichen Kunsthalle
Karlsruhe die Große Landesausstellung über Karoline
Luise von Baden (1723-1783). Sie wird die Besucher in die Zeit
der Aufklärung und zugleich in die Frühzeit der Stadt
Karlsruhe entführen. Die Entwicklung der Stadt zu einem
Ort der Wissenschaften und der Künste wurde maßgeblich
von dieser bedeutenden Markgräfin bestimmt. Ministerpräsident
Winfried Kretschmann und Prinz Bernhard von Baden sind die Schirmherren
dieser und einer weiteren Großen Landesausstellung im Badischen
Landesmuseum, „Karl Wilhelm 1679 – 1738“. Damit
erschließen beide Museen das historische Erbe des 18. Jahrhunderts
für die Bürger/innen des 21. Jahrhunderts.

Joseph Melling: Karoline Luise mit ihren zwei Söhnen,
1757. Musées Nationaux de France (als Dauerleihgabe
des Musée du Louvre im Badischen Landesmuseum Karlsruhe), © Badisches
Landes Museum Karlsruhe/Louvre
Karoline Luise von Baden war eine faszinierende Sammlerpersönlichkeit
der Zeit der Aufklärung. Aufgewachsen am Hessen-Darmstädter
Hof, wo sie in den Wissenschaften unterrichtet wurde, glänzte
sie schon früh durch ungewöhnliche Intelligenz und
Bildung. Bereits 1751, als sie Markgraf Karl Friedrich von Baden-
Durlach heiratete, war sie als „hessische Minerva“ berühmt.
Schon 1745, als Schülerin des Genfer Malers Jean-Etienne
Liotard, der sie in der Pastellmalerei unterrichtete, hatte sich
ihre Begabung für die Kunst gezeigt. Ihre Stellung als Markgräfin
am Karlsruher Hof nutzte Karoline Luise fortan konsequent, um
mit Hilfe eines europaweiten Korrespondentennetzes eine beachtliche
Gemälde- und Grafiksammlung aufzubauen. In den Kunsthandelszentren
Paris, Rom und Amsterdam besaß sie dafür zuständige
Agenten.
Mit ihren Verbindungen gehörte die Markgräfin zum
internationalen Kreis gebildeter Kunstliebhaber, die sich auch
selbst künstlerisch betätigten, häufig – so
wie Karoline Luise – in Malerei, Zeichnung und Radierung.
Entsprechend der akademischen Praxis schulte sich die Markgräfin
vor allem durch das Kopieren von Werken großer Meister,
die sie sich ab 1757 aus der Mannheimer Galerie des Kurfürsten
von der Pfalz entlieh. Karoline Luise entwickelte sich auf diese
Weise von einer praktizierenden Kunstliebhaberin zu einer europaweit
geachteten Kennerin und Sammlerin.
Im Zentrum der Großen Landesausstellung 2015 steht die
Rekonstruktion ihres ursprünglich über 200 Gemälde
umfassenden Mahlerey-Cabinets, das zum größten Teil
in der Karlsruher Kunsthalle erhalten ist. Es handelt sich in
der Mehrzahl um Werke flämischer und holländischer
Meister des 17. Jahrhunderts (Teniers, Rembrandt, Dou, van Huysum)
sowie Bilder französischer Künstler des 18. Jahrhunderts
(Boucher, Chardin, Vernet), die die Markgräfin vor allem
in den Jahren um 1760, gegen Ende des Siebenjährigen Kriegs,
erwarb. Andere Gemälde ihrer Sammlung werden als Leihgaben
nach Karlsruhe zurückkehren, so etwa Werke von Anthonis
van Dyck (National Gallery Washington), Willem van de Velde (National
Gallery London), Gabriel Metsu (Thyssen-Museum Madrid) und Maria
van Oosterwyck (Denver Art Museum).

Karoline Luise von Baden: Tod der Kleopatra, 1764 (Kopie
nach Caspar Netscher). © The Royal Academy of Fine Arts,
The Academy Council, Kopenhagen
Neben dem bedeutenden Mahlerey-Cabinet zeigt die Ausstellung
mit rund 135 Leihgaben, wie Karoline Luise ihre Kenntnisse und
ihren Geschmack im Austausch mit ihren internationalen Beratern
und Agenten, mit Gelehrten, Künstlern und Sammlern herausbildete.
So wird eine große Gruppe von Werken ihres Lehrers Jean-Etienne
Liotard zu sehen sein, darunter das berühmte Selbstbildnis
aus den Uffizien in Florenz sowie das Porträt des Kaiserpaares
Maria Theresia und Franz von Österreich aus Weimar. Ein
weiteres Kapitel ist François Boucher und seinem Schüler,
dem Karlsruher Hofmaler Joseph Melling, gewidmet. Eine größere
Rolle spielen ferner das Vorbild der Madame de Pompadour, die
Freundschaft mit Kunstfreunden und Intellektuellen und Karoline
Luises eigene Werke. Mit analytischem Verstand und ästhetischem
Empfinden sammelte Karoline Luise Kunst, aber auch Porzellan
und Naturalien – Bereiche, die in der Ausstellung durch
hervorragende Beispiele ebenfalls anschaulich gemacht werden.
Kuratorenteam unter der Leitung von Dr. Holger Jacob-Friesen:
Dr. Max Tillmann, Sarah Salomon, Dr. Katharina Weiler, Dr. Astrid
Reuter

François Boucher, Madame de Pompadour, 1758. © Scottish
National Gallery
Forschungsprojekt
Die Karoline Luises Mahlerey-Cabinet steht im Zentrum eines interdisziplinären
Forschungsprojektes, in dem ein Team von Wissenschaftler/innen der Staatlichen
Kunsthalle Karlsruhe, des Generallandesarchivs Karlsruhe ( Prof. Dr. Wolfgang
Zimmermann, Dr. Thorsten Huthwelker) und der Università della Svizzera
italiana (Prof. Dr. Christoph Frank) zusammenarbeiten. Neben den Bildern des
Mahlerey- Cabinets gibt die umfangreiche, größtenteils nicht publizierte
schriftliche Korrespondenz der Markgräfin mit mehr als 750 Persönlichkeiten
aus ganz Europa einen faszinierenden Einblick in die Sammelpraxis und die kunsttheoretischen
Diskurse der Aufklärung. Finanziell wird das Forschungsprojekt getragen
von der VolkswagenStiftung, Hannover, und der Kulturstiftung der Länder,
Berlin.
Spendenkampagne
Im Sommer 2014 wurde die erste Fundraisingkampagne der Kunsthalle gestartet. „Das
Ziel, viele Karlsruher dadurch enger an die Kunsthalle, ihre Werke und das
Karlsruher Kulturerbe zu binden, scheint angesichts vieler positiver Rückmeldungen
und eines aktuellen Spendenvolumens von rund 30.000 € erreicht“,
so Otmar Böhmer, Kaufmännischer Geschäftsführer. Bereits
20 von 30 Originalrahmen aus Karoline Luises Mahlerey-Cabinet sind restauriert.
Die Kampagne bildete den Kommunikationsauftakt für die Große Landesausstellung „Die
Meister-Sammlerin. Karoline Luise von Baden“ und wird bis zur Eröffnung
im Mai 2015 fortgeführt.
Text: skk
|