Zu einem der Höhepunkte der Ausstellung „Alexander
der Große und die Öffnung der Welt“ gehört
die Präsentation der Ergebnisse einer erst kürzlich
abgeschlossenen Grabung an der Festung Kurgansol.
Auf der Spitze eines steil emporragenden Felssporns im
Süden Usbekistans – am Weg zwischen Termez und
Samarkand gelegen – fanden Archäologen die beeindruckenden Überreste
einer antiken Festung. Im Rahmen der Vorbereitungen für
die Ausstellung war es möglich, die Grabung im Jahr
2008 fortzusetzen. So gelang es, mit Unterstützung
der Curt-Engelhorn-Stiftung und der Eurasien- Abteilung
des Deutschen Archäologischen Instituts die gesamte
Festungsanlage freizulegen. Die Ergebnisse waren überraschend
und stellten sich als kulturhistorisch außerordentlich
bedeutungsvoll heraus.

Fort Kurganzol, Usbekistan.
Photo 2008
Deutlich zeichnen sich die an die Festungsmauer gelehnten
Räume und zugehörigen Vorratsgruben
ab. Den Bildhintergrund dominieren die Kämme des Hissar-Gebirges,
an dessen südwestlichen Ausläufern
der Alexanderzug entlang führte. ©
Reiss–Engelhorn–Museum Mannheim. Photo N. Crüsemann
Die Anlage entpuppte sich als kreisrunder Bau mit sechs
Rundtürmen. Die erhaltene Dicke der Mauern von bis
zu vier Metern lässt auf ein gewaltiges Bauwerk schließen,
das in vormaligen kriegerischen Zeiten zum Schutz und zur
Verteidigung mehrerer Hundert Mann dienen konnte. Im Innern
des Festungsbaus hat sich eine Reihe Räume erhalten,
in denen aufschlussreiche Zeugnisse des Lebens und Alltags
gefunden wurden, darunter Wein- und Ölamphoren, Trink-
und Destilliergefäße, Fischteller, Webgewichte,
Fragmente einer Wasserleitung, eine gemauerte Feuerstelle
zum Kochen – und eine Badewanne. Eine Badewanne dieser
Art war bisher nur aus dem Mittelmeerraum bekannt und ist
damit unbestreitbares Zeugnis hellenischer Präsenz
in Zentralasien.
Ein in der Anlage original verbauter Holzpfosten wurde
naturwissenschaftlich untersucht. Eine erste dendrochronologische
Untersuchung – also eine Altersbestimmung des Baumes
anhand seiner Jahresringabfolge – datiert das Fälljahr
in das Jahr 328 v. Chr. Damit wurde die erste vorsichtige
Vermutung, die anhand der im Inneren der Festung gefundenen
griechischen Keramik und insbesondere der mediterranen
Badewanne aufgestellt wurde, bestätigt. Bei der Festungsanlage
handelt es sich mit höchster Wahrscheinlichkeit um
einen von Alexander dem Großen errichteten Bau. Antike
Quellen berichten davon, dass der makedonische Feldherr
in den Jahren 329-327 v. Chr. in dieser Gegend, also im
Norden der antiken Landschaft Baktrien, gegen nomadisierende
Reitervölker Krieg führte und schließlich
Roxane, die Tochter eines lokalen Fürsten, heiratete.
Im Zuge dieser Kämpfe soll Alexander hier mehrere
Festungen errichtet haben. Eine davon wurde nun offenbar
gefunden. Das ist eine nicht zu überschätzende
archäologische Sensation – die materielle Bestätigung
einer aus schriftlichen Quellen erschließbaren Historie.
Die Ausstellung „Alexander der Große und die Öffnung
der Welt. Asiens Kulturen im Wandel“ macht diesen sensationellen
Neufund Kurgansol jetzt erstmals einer breiten Öffentlichkeit
bekannt. Ein Computerrekonstruktion veranschaulicht Lage
und Form der Festungsanlage.
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