G.E.Lessing: Emilia Galotti. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen (1772)

Deutsche Theatergeschichte im 18. Jahrhundert

Die Theaterreformer Johann Christian Gottsched und Gotthold Ephraim Lessing

Ausgangslage:

Der Leipziger Literaturprofessor J.C.Gottsched (1700 - 66) versuchte in dieser Situation, der „Deutschen Dichtkunst” wieder Ordnung und Regel zu geben und das Theater zum Sprachrohr aufgeklärten Gedankenguts zu machen. Dazu aber musste Theater wieder literarisch hochstehend gemacht werden, um das bessere Publikum (gemeint waren Fürsten und der höhere Adel) erziehen zu können.
Der Grundgedanke war: Um das Publikum zu belehren, müssen Wahrheiten in Fabeln (= Handlungen) gekleidet werden, die sowohl logisch als auch wahrscheinlich waren. Die Intention war Fürstenerziehung in der Tragödie und Sittenkritik in der Komödie.:

  1. In der TRAGÖDIE soll dem Herrscher aufgeklärte Staatskunst nahegebracht werden durch die Darstellung wichtiger Staatsbegebenheiten. Das Beispiel des tragischen Falles der Mächtigen bewirkt bei den Herrschenden Betroffenheit und Einsicht in sittlich richtiges Handeln, bei der Masse des Publikums Zufriedenheit mit der eigenen Lage trotz aller Mühsal und Bedrängnis. Die Tragödie darf folglich nur die Welt der Großen darstellen („Ständeklausel"), nur in dieser Welt kann die „tragische Fallhöhe" erreicht werden, die zu Umkehr und Besinnung führt (Katharsis).
  2. Allgemeine Sittenkritik (KOMÖDIE): Ihr dienen die Satire und das Lustspiel, in denen die Fehler und Schwächen von einfachen Leuten (wie Du und Ich) dargestellt und dem Lachen preisgegeben werden.

Aus dieser Zielsetzung folgende praktische Maßnahmen:

Gotthold Ephraim Lessing (1729-81):
Statt Fürstenerziehung - Erziehung des Menschengeschlechtes!

Lessing wird 1767 nach Hamburg berufen, wo er als Theaterdichter das „Nationaltheater" leiten soll: Ein Konsortium von Gönnern richtet dort ein stehendes Theater ein. Lessing betätigt sich als Verfasser neuer Stücke für dieses Theater und versucht als Theater-Kritiker in Hamburg die deutsche Theaterkunst zum repräsentativen Nationaltheater weiterzuentwickeln.
Die schriftstellerischen Ergebnisse dieser Kritikertätigkeit sind zusammengefasst unter dem Titel Hamburger Dramaturgie:
„Wir sind noch immer die geschworenen Nachahmer alles Ausländischen, besonders noch immer die untertänigen Bewunderer der nie genug bewunderten Franzosen; alles was von jenseits dem Rheine kömmt, ist schön, reizend, allerliebst, göttlich..."
Quelle: Hamburger Damaturgie, 104. Stück, zit. nach Projekt Gutenberg.

Lessings Vorschläge demgegenüber:

„Die Namen von Fürsten und Helden können einem Stücke Pomp und Majestät geben; aber zur Rührung tragen sie nichts bei. Das Unglück derjenigen, deren Umstände den unsrigen am nächsten kommen, muss natürlicherweise am tiefsten in unsere Seele dringen; und wenn wir mit Königen Mitleid haben, so haben wir es mit ihnen als Menschen, und nicht als mit Königen."
Quelle: Hamburger Dramaturgie, 14. Stück, zit. nach „Projekt Gutenberg"

Das Unternehmen ist jedoch ein finanzieller und künstlerischer Misserfolg, Lessing verlässt Hamburg im Herbst 1769.

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(cc) Klaus Dautel


Ohne ein bisschen Werbung geht es nicht. Ich bitte um Nachsicht, falls diese nicht immer ganz themengerecht sein sollte.
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