Der Beginn der komplexen politischen Geschehnisse, die das Alltagsleben in Berlin
bestimmten, ist schon einige Jahre vor der Zeit zu finden, in der der Protest von Professor
Frucht stattfand. Bereits im 2. Weltkrieg lassen sich mit den alliierten Kriegskonferenzen
eindeutige Wurzeln für die nachfolgende Auseinanderentwicklung der zwei deutschen Staaten
finden. Ihr Ergebnis war zwar die Planung einer völligen Unterwerfung Hitlerdeutschlands
und eine darauffolgende gemeinsame Verwaltung durch die Siegermächte, doch schob man
wegen auftretender Spannungen endgültige Lösungen der Statusfrage Deutschlands auf. Als
Provisorium blieben die Vereinbarungen des Londoner Protokolls vom 12. September 1944
als Richtlinie, die besagte, daß Berlin, welches den Status einer freien Stadt bekam,
"gemeinsam besetzt und verwaltet werden sollte, mit gleichen Rechten für jede Macht. (...) Die Kommandantur unterstand unmittelbar dem Kontrollrat für Deutschland. Das zeigte
ebenfalls die Zugehörigkeit der internationalen Zone Berlin zum übrigen Deutschland". (Q17)
Die Koalition gegen Hitler hatte aus den ideologisch sehr verschiedenen Teilnehmerstaaten England,
Frankreich, den USA und der Sowjetunion
bestanden, und als das eigentliche Ziel ihres Zusammenschlusses, nämlich die Beseitigung
Hitlers erreicht war, zerbrach die künstliche Einheit der ungleichen Waffenbrüder. Churchill
brachte das Problem mit folgenden Worten auf den Punkt: "Die gemeinsame Gefahr, das
Hauptband zwischen den drei großen Bundesgenossen, hatte sich über Nacht in nichts
aufgelöst, und schon war in meinen Augen die kommunistische Gefahr an die Stelle des
bisherigen Feindes getreten; nur hatte sich noch keine gemeinsame Front zu deren Abwehr
gebildet." (Q18) Diese Spannungen traten nicht plötzlich auf, sondern waren die Folge von sich
langsam entwickelnden Prozessen, von denen auf den letzten alliierten Kriegskonferenzen
schon etwas zu spüren war. Schon bevor das Deutsche Reich überhaupt besiegt war, stritten
sich die zukünftigen Sieger über die Art der Neuordnung eines neuen Deutschland. Stalin
hatte immer die angstvolle Vision, Hitlerdeutschland könnte sich mit Rußlands westlichen
Kampfgenossen zusammenschließen, um eine Front gegen den Bolschewismus zu bilden, was
ja eines von Hitlers erklärten Kriegszielen war. Es gab, wie im ersten Weltkrieg auch,
geheime Friedensverhandlungen zwischen Rußland und dem Deutschen Reich, da Rußland
nicht bereit war, länger "für die Interessen Englands und der USA zu kämpfen" (Q19) und um
Rußlands totalen Aderlaß zu verhindern. Das Mißtrauen zwischen den westlichen und den
östlichen Bündnispartnern war beträchtlich, da Rußland fürchtete, nach dem Krieg in einem
Status der totalen militärischen Erschöpfung vom finanziell stärkeren Amerika überrannt zu
werden. (Q19)
Auf der Potsdamer Konferenz von 1945 wurde festgelegt, daß man Deutschland nach seiner
Niederwerfung in Besatzungszonen aufteilte, die je unter die Verwaltung der
Zonenregierung einer Besatzungsmacht gestellt wurden. Das Problem dieses Planes
erklärte Stalin im April 1945: "Dieser Krieg ist anders als die früheren; wer ein Gebiet
erobert, zwingt ihm auch sein eigenes Gesellschaftssystem auf, so weit seine Armee kommt. Es
kann nicht anders sein." (Q21) Jede Siegermacht hatte also eigene Interessen, die sie in ihrer Zone
verwirklicht sehen wollte und versuchte ihr Modell auf den gemeinsamen Konferenzen der
Siegerstaaten auch für eine einheitliche Gestaltung Deutschlands durchzusetzen. Zwischen den Besatzungsmächten bestand
lediglich Einigkeit darüber, daß das "militärische und wirtschaftliche Potential Deutschlands so
weitgehend zerschlagen werden sollte, so daß Deutschland nie wieder zu einer Gefahr für seine
europäischen Nachbarn werden konnte."(Q22) So kam es zu Differenzen ideologischer und
politischer Art. Schon während des Zweiten Weltkrieges hatten die Sowjets dafür gesorgt, daß
geeignete Personen ausgebildet wurden, die nach einer Unterwerfung des faschistischen
Deutschland die Kontrolle über die politische Weiterentwicklung übernehmen sollten. Im
April 1945 (noch vor der Kapitulation Deutschlands) war diese sogenannte "Gruppe Ulbricht"
in Berlin eingetroffen, um von den Bezirken aus die Stadtverwaltung aufzubauen - auch in
West Berlin. Ulbrichts Grundsatzanweisung für die Gruppe lautete damals: "es muß
demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben." (Q23) Am 21./22. April 1946
vereinigten sich in der Ostzone (und in Ostsektor Berlins) die Sozialdemokraten und
Kommunisten unter massivem politischem Druck der Sowjetunion zur Sozialistischen
Einheitspartei Deutschlands (SED). In den Berliner Westsektoren führten die
Besatzungsmächte daraufhin eine sozialdemokratische Urabstimmung durch, welche ergab,
daß 82,3% der Befragten gegen eine Vereinigung der beiden Parteien votierten. Dies hatte zur
Folge, daß sich das politische und gewerkschaftliche Leben von nun an in den beiden Teilen
auseinanderentwickelte.
Zu dieser Zeit war allerdings die Kluft zwischen den westlichen Siegermächten und der Sowjetunion
noch nicht so tief, daß es deswegen zwangsweise zu einer Trennung kommen mußte. Erst als
andere weltpolitische Ereignisse, die die Interessensphären der Großmächte in gegensätzlicher
Weise berührten, hinzukamen, führte dies zu teilweise offenen Konfrontationen. Als Beispiele
sind der Bürgerkrieg in Griechenland, dessen feindliche Parteien von jeweils
unterschiedlichen Militärblöcken unterstützt wurden, oder die Frage des ungeklärten Status
der CSSR zu nennen. Die 1948 auf der Londoner Sechsmächtekonferenz geführten
Verhandlungen Westeuropas über die Errichtung eines westdeutschen Staates und die
Einbeziehung der Marshall-Plan-Hilfe für die Westsektoren Berlins veranlaßten die Sowjets,
ihre Vertreter aus dem Alliierten Kontrollrat zurückzuziehen.
Es entwickelte sich ein "Verändern und Reagieren-Spiel", das zwischen West und Ost
"gespielt" wurde. Die "Spielregeln" bestanden darin, daß immer entweder West oder Ost in
ihrem Territorium etwas veränderten und die andere Seite dann mit einer entsprechenden
Gegenreaktion darauf antwortete. Beispiel hierfür ist die Währungsreform, um die es heftigen
Streit gab:
Die Sowjetunion sah in dieser Zeit zum wiederholten Male seine Schutzbedürftigkeit nicht zufriedenstellend
beachtet, es wollte auf jeden Fall das Wiederaufstehen eines starken deutschen Staates
verhindern, und Deutschland als Pufferzone zum Westen nutzen. Da die Westmächte aber
nicht, wie die Russen forderten, Deutschland zur entmilitarisierten Zone machen wollten,
mußten sich die Sowjets mit der DDR ihren eigenen "Pufferstaat basteln."
Die Westalliierten wußten, daß es kein auf Dauer stabiles Europa ohne ein starkes
Deutschland (auch auf dem militärischen Sektor) geben konnte. Um jedoch zu verhindern,
daß von ihm eine erneute Kriegsgefahr ausgehen konnte, versuchte man, es in möglichst viele
Bereiche der bestehenden alliierten Strukturen mit einzubeziehen. Ausdruck solcher
Zusammenschlüsse waren die Gründung wirtschaftlicher Bunde, wie der EGKS (Europäische
Gemeinschaft für Kohle und Stahl), auch "Montanunion" genannt, und mit der Gründung der
NATO auch die militärisch-politische Zusammenarbeit. Politisch gab es längst ein geteiltes Deutschland, doch noch war die Grenze offen. Dies stellte
die DDR vor einige Probleme:
Die Vorteile der "westlichen Version zu leben" auf wirtschaftlichem, wie politischem Sektor
waren vielen Menschen, die in der DDR lebten, natürlich bewußt und die Perspektive, in
Westdeutschland ein besseres Leben führen zu können, veranlaßte viele zu einer
Auswanderung in die Bundesrepublik. Besonders Akademiker und Facharbeiter, die die
Möglichkeit sahen, im Westen eine gute Stellung zu bekommen, nahmen oft einen Umzug nach
Deutschland-West vor. Die ständige Abwanderung von Fachkräften, Wissenschaftlern und
anderen Einwohnern der DDR führte zur intelligenzmäßigen "Ausblutung des Ostens" der
jetzt gezwungen war, seine Bewohner mit Gewalt an sich zu binden. Bis 1961 verließen
insgesamt 2.689.922 Flüchtlinge den Ostsektor (Q25), so daß der Bau der Mauer zwar an sich
überraschend kam, aber dieser nur die Fortsetzung einer immer weiter fortschreitenden
Isolierung des Ostens war, die jetzt "nur" noch durch die physische Abgrenzung komplettiert
wurde.
Beide deutsche Staaten waren, was die militärische Schlagfertigkeit anbelangte, immer noch
stark von ihren Besatzungsmächten abhängig. Die Bundesrepublik war nach wie vor von den
Amerikanern, Briten und Franzosen besetzt. Diese Besatzungsmächte stellten mit ca 13.000
Soldaten ein größeres Truppenkontingent dar, als die Bundeswehr aufzubringen vermochte.
Die DDR war allerdings, um überhaupt überleben zu können, regelrecht auf die UdSSR
angewiesen. Die Sowjets stationierten 27.000 Soldaten in der DDR, die ohne diese Militärs
nicht auskam. Dies wird an den innenpolitischen Krisensituationen deutlich. Beim Aufstand
am 17.Juni 1953 fuhren zur Sicherung der inneren Ruhe sowjetische Panzer auf. Wie sehr die DDR auf die militärische Hilfe der Sowjetbesatzer wirklich
angewiesen war, zeigt die Tatsache, daß das einzige Mal, als die UdSSR bei einer unruhigen
Lage nicht militärisch eingriff, 1989 direkt zum Zusammenbruch des DDR-Regimes führte.
Beide Teile Deutschlands waren nun wirtschaftlich wie militärisch in zwei sich feindlich
gegenüberstehende Militärblöcke integriert, was dazu führte, daß alles, was in der Welt
zwischen den beiden Streithähnen passierte, seine Schatten auf das Leben in Deutschland und insbesondere Berlin
warf. Weltpolitisch war die Zeit durchaus brisant - es reihten sich Konflikte an Konflikte,
die sich in den meisten Fällen gegenseitig bedingten. Das wohl bekannteste Beispiel hierfür
ist die Kuba Krise.
Ursprünglich wurde sie wieder einmal durch das große Sicherheitsbedürfnis der Sowjetunion
ausgelöst. Die NATO hatte in der Türkei eine große Zahl modernster Abhör- und
Spionageeinrichtungen installiert, mit denen sie den gesamten sowjetischen Herrschaftsraum
überwachte. Die UdSSR wollte das natürlich nicht tolerieren und errichtete auf Kuba
Atomraketenbasen, um die USA und die NATO zu zwingen, ihre Abhöranlagen in der
Türkei wieder abzubauen. (Q26) Mit der Stationierung der Mittelstreckenraketen wollte die
Sowjetunion unter Nikita Chruschtschow zum einen
Es ist wichtig zu wissen, daß sich alle weltpolitischen Spannungen in Berlin wiederfinden
ließen. Dabei war es egal, ob die Konflikte zwischen den beiden deutschen Staaten oder
zwischen der UdSSR und Amerika existierten. Hier, in der Enklavenstadt prallten die
Spannungen der direkt aneinander angrenzenden Machtblöcke mit offensichtlicher Härte
aufeinander. Man konnte sie regelrecht spüren, weil in Berlin die Machtblöcke der halben Welt auf einen Raum von 889 Quadratkilometern "komprimiert" waren. Eine solche Situation hatte natürlich weitreichende Folgen für das Alltagsleben in der Stadt.
In einem Gebiet wie Berlin, in dem Macht und Intrigen zum Alltagsleben gehörten, hatten
Spionageorganisationen natürlich ihr Metier gefunden, denn es gab ein reichliches
Betätigungsfeld. Von seinen Partnern, den anderen Besatzungsmächten, oder seinen Gegnern
(falls man es auf Ost und West bezieht) war man immer nur wenige Kilometer entfernt, was
die Spionage sehr erleichterte. Der Teufelsberg in Berlin (West) war von den Amerikanern
fast völlig mit der modernsten Abhörtechnik vollgebaut, die von der Erhöhung aus selbst bis
an die Grenze Polens zur Sowjetunion horchen konnten. (Q29) Berlin im Umfeld der Weltgeschichte - politische Hintergründe
Beginn des Konflikts nach dem Zweiten Weltkrieg
Ursachen der Auseinanderentwicklung
Die Sowjetunion hatte aus diesem Grund einen großen Sicherheitsdrang, der sie veranlaßte,
immer wieder auf den Kriegskonferenzen die Forderung nach einem Deutschland als
neutralen, entmilitarisierten Staat auszusprechen. Eine angedachte Lösung für dieses Ziel war
unter anderem der "Morgenthau-Plan", der es vorsah, Deutschland in einen Agrikulturstaat zu
verwandeln. (Q20)
Fragt man nach den Motiven, die Stalin bewegt haben mögen, eine gegen die Interessen
der Westmächte gerichtete Politik zu betreiben, lassen sich drei Motive unterscheiden: Sicherheitsbedürfnisse
der Sowjetunion, das ideologisch begründete Streben nach einer Ausdehnung des kommunistischen
Machtbereichs und wachsendes Mißtrauen gegenüber den Absichten der Westmächte.
Ideologische Unterschiede
Deutschland hatte am 20.6.1948 in den drei westlichen Besatzungssektoren (nicht in Berlin)
eine Währungsunion durchgeführt, die der Osten drei Tage später mit der Einführung seiner
Währung beantwortete. Jedoch blieb dies im letzten Fall nicht auf das eigene Territorium
beschränkt, sondern die Ostmark wurde auch in Ost-Berlin offizielles Zahlungsmittel. Als
man dann aber versuchte, auch Berlin-West in diese Ostreform miteinzubeziehen, ging der
Westen dazwischen und führte auch hier die D-Mark ein. Es war eines der frühen Zeichen
(drei Jahre nach Kriegsende), das die Auseinanderentwicklung in typischer Weise darstellte.
Die Sowjets versuchten noch einen letzten diplomatischen Kompromiß und benutzten 1948 mit
ihrer Blockade der Zufahrtswege Berlins dieses als Faustpfand, um mit aller Macht seine ehemaligen westlichen
Bündnispartner an den Verhandlungstisch zurückzuzwingen. Doch die Amerikaner wollten
Berlin um jeden Preis halten und machten mit ihrer Luftbrücke die Isolation Berlins solange
sinnlos, bis die Sowjets die Blockade aufhoben. Das Scheitern dieses letzten Versuches, eine
Teilung zu verhindern verfehlte sein Ziel - er vertiefte die Gräben nur zusätzlich, denn in der deutschen Bevölkerung
hatte sich eine russenfeindliche Stimmung etabliert. Beinahe logische Folgen waren die
Verkündung des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland (23.5.1949), und viereinhalb
Monate später die Ausrufung der Deutschen Demokratischen Republik, die aus der
Sowjetischen Besatzungszone hervorging. Die Gründung zweier souveräner deutscher
Staaten vollzog die politische Teilung Deutschlands. West- und Ostintegration
Dieser große europäische Zusammenschluß zu einer schlagfertigen Militäreinheit bewirkte,
daß auch die Sowjetunion sich mit den sie umgebenden Staaten zu einem Militärbündnis, dem
Warschauer Pakt vereinigte. Die östliche Welt unter Leitung der Sowjetunion rückte zusammen und bildete
den Gegenpol zur NATO. Im Rahmen der Wiederbewaffnung erfolgte 1955 die Gründung der
Bundeswehr, auf die die DDR mit der Umwandlung der Nationalen Volkspolizei zur NVA
(Nationale Volksarmee) reagierte. Die Mauer
"Es war West-Berlin als solches, das das anfällige System [die DDR] aufs Äußerste
herausforderte, stellten die Westsektoren doch ein politisches und wirtschaftliches
"Gegenmodell" dar. Die Menschen aus Ost-Berlin und der DDR konnten dort mit eigenen
Augen sehen, wie anders das Leben in der Demokratie und der Marktwirtschaft verlief. So lud
die Stadt geradezu zum Vergleich ein und forderte zur politischen Stellungnahme heraus." (Q24) Weltpolitische Konflikte mit Einfluß auf Deutschland, die DDR und Berlin
Die Kuba-Krise (Anm.5)
das Castro-Regime vor einem
neuerlichen Angriff von außen schützen - 1961 hatten die USA die Invasion in der
Schweinebucht versucht - zum anderen sah Chruschtschow in der Stationierung von
Raketen in unmittelbarer Nähe zu den Vereinigten Staaten eine Chance, der waffentechnischen Überlegenheit der USA zu begegnen; und schließlich suchte sich die
Sowjetunion mit der Raketenstationierung gegenüber den USA in der Berlin-Krise einen
strategischen Vorteil zu verschaffen: Hätten die USA auf Kuba gegen die Stationierung
interveniert, wären sowjetische Truppen in Westberlin einmarschiert! Am 22. Oktober
forderte US-Präsident John F. Kennedy die Sowjetunion ultimativ auf, die Raketenbasen
abzubauen und die bereits stationierten Raketen abzuziehen; außerdem verhängte er eine
Seeblockade über Kuba, um die Lieferung weiterer Waffen zu verhindern, und bat die
Organisation Amerikanischer Staaten und die UNO um Vermittlung. Der Konflikt zwischen
der UdSSR und den USA spitzte sich zu und drohte in einem offenen Krieg zu eskalieren;
der Einsatz von Atomwaffen schien nicht ausgeschlossen. Nach intensiven Verhandlungen
erklärte sich schließlich Chruschtschow am 28. Oktober zum Abbau der Raketenbasen und
zum Abzug der Raketen bereit. (Q27)
Bei einem Einmarsch der Russen in Berlin wäre ein Einsatz von Atomwaffen seitens der
Amerikaner nicht unwahrscheinlich gewesen, denn man wollte jeden noch so kleinen
Zugriff auf "westliches Gebiet" mit aller Härte verhindern.
Als der Konflikt zwischen den beiden Weltmächten schließlich beigelegt wurde, erfuhr die
Öffentlichkeit, wie knapp sie einer nuklearen Katastrophe entgangen war. (Q28) Und so wurde
Kuba zum eigentlichen Wendepunkt des "Kalten Krieges" und der Beginn der ersten
Abrüstungsgespräche zwischen Ost und West. Folgen der politischen Spannungen für das Leben in Berlin
"Tatsächlich tummelten sich in West-Berlin Agenten aus aller Herren Länder. Seit dem Ende
des 2. Zweiten Weltkrieges war die geteilte Frontstadt zur Welthauptstadt der Spione
geworden. Die Informationssammler von 80 ausländischen Diensten traten sich am Ku'damm
gegenseitig auf die Füße. John le Carré, der erfolgreichste Autor von Spionagethrillern und
einst selbst Aktiver im Geheimdienst Ihrer Majestät, nannte (West-) Berlin die "ewige Stadt
der Spione". Hier boten sich ideale Arbeitsbedingungen für die Branche: interessante
Informationen, reichlich V-Leute, und Nachrichtenhändler sowie offene Bars ohne
Polizeistunde. Hier konnten in den fünfziger Jahren skrupellose Saboteure, bezahlte
Schnüffler und idealistische Amateuragenten ihre untergründige Wühlarbeit nahezu
ungehindert betreiben" (Q30) (Anm.6) Hier, in der "Spionagehauptstadt der Welt" fand also der Austausch
der Informationen Professor Fruchts statt.