34.3.1.12 Regulation des Notch-Signals durch laterales Feedback
Während die Breite des Expressionsspektrums von Notch seine Bedeutung bei der Differenzierung nichtneuronaler epithelialer Gewebe unterstreicht, ist Delta-Expression während der frühen Embryogenese auf das Neuroektoderm beschränkt. Wie beginnen sich ursprünglich
äquivalente Zellen zu unterscheiden? Die Antwort auf diese Frage kann durch zwei sich möglicherweise komplementierende Modelle gegeben werden. In Abb. 34-16 werden zwei benachbarte Zellen am Rand des Neuroektoderms gezeigt, von denen beide den Notch-Rezeptor
und den Liganden Delta exprimieren. Wenn eine der beiden Zellen mehr inhibierendes Signal in Form von Delta liefert, wird dadurch die Nachbarzelle entsprechend angewiesen, die proneuralen Gene herunter zu regulieren, und damit wird auch das Delta-Signal
selbst betroffen. Das heißt, daß sich eine anfänglich sehr geringe Asymmetrie oder Fluktuation des Signals graduell stabilisiert und schließlich bei einer der beiden Zellen vollständige Inhibition verursacht. Das Prinzip der lateralen Inhibition enthält
damit einen positiven Feedback-Mechanismus, was einige Autoren veranlaßte, stattdessen den Begriff laterale Spezifizierung zu verwenden, um diesen Regulationsmechanismen Rechnung zu tragen. Laterale Inhibition beschreibt den Endzustand, nicht aber den
Prozeß.