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      800 Jahre Geslau
   ein Beitrag zur Ortsgeschichte

 

Arbeitsversion  September 2015

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Landwirtschaft im 20. Jahrhundert

Waren solche Bilder der Landwirtschaft wie unten noch nach dem Zweiten Weltkrieg durchaus noch üblich, so vollzog sich in den kommenden 50 Jahren ein radikaler Wandel sowohl in der Bewirtschaftung als auch in der Agrarstruktur.

Deutsche Fotothek‎ [CC-BY-SA-3.0-de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons
Deutsche Fotothek‎ [CC-BY-SA-3.0-de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons


Um die Entwicklungen  in Geslau bewerten zu können, muss allerdings die Entwicklung in Deutschland, speziell in Bayern beschrieben werden.
Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe ist von 1950 bis zum Jahr 2000 um rund zwei Drittel zurückgegangen. Dabei ist noch nicht mit eingerechnet, dass viele landwirtschaft- lichen Betriebe von einem Vollerwerbsbetrieb auf einen Zuerwerbsbetrieb bzw. einen Nebenerwerbsbetrieb umgestellt haben. Noch deutlicher wird die Zahl der Arbeitskräfte, die in der Landwirtschaft beschäftigt waren zurückgegangen sein, da man infolge der zunehmenden Mechanisierung kein Gesinde mehr benötigt, wie dies noch in der Mitte des Jahrhunderts oftmals der Fall war.



Die landwirtschaftlich genutzte Flächen ist in Bayern dagegen nur um etwa 10 % zurückgegeangen. Dies ist eine Folge der des wirtschaftlichen Zwanges der verbleibenden landwirtschaftlichen Betriebe ihre Fläche durch Zukauf oder Pacht zu vergrößern.

Die Tendenz, dass die Mindestgröße eines rentablen lanwirtschaftlichen Betriebes, die sog. Ackernahrung, immer größer wird Ist aus der Abbildung rechts ableitbar:






Letztendlich zeichnen sich auch bei der Tierhaltung in  ähnliche Tendenzen ab wie beim Ackerbau:

Rückgang der Zahl der Milchvieh haltenden Betriebe auf 15 % des Wertes von 1950, aber nur auf 81 % der Zahl der Milchkühe. Dies bedeutet, dass die durchschnittliche Zahl der Milchkühe je Betrieb von vier auf 22 zugenommen hat. Bei der Zahl der Rinder haltenden Betriebe zeigt sich ein Rückgang auf rund ein Fünftel der von 1950, wobei allerdings die Zahl der Rinder um 18 % zugenommen hat. Das bedeutet, dass die Rindermast gegenüber der Milcherzeugung infolge der den Markt sättigenden Menge und dem Preisverfall der Milch zugenommen hat.

Die Zahl der Schweinehalter war besondersstark. Er beträgt im Jahr 2000 nur  ca. 6 %  des Wertes von 1950 bei gleichzeitiger Zunahme der Schweinezahl um ca. 50 % und  Anwachsen  der Zahl der Schweine von durchschnittlich 5 auf  113 je Schweinemastbetrieb.

Die oben beschriebenen Tendenzen gelten auch für den Bereich der westlichen Frankenhöhe. Waren viele landwirtschaftlichen Betriebe  selbst in den 50-er Jahren noch weitgehend Selbstversorgungsbetriebe, die neben ein paar Kühen, Schweine und Kleinvieh hielten und daneben die kleineren landwirtschaftlichen Flächen mit Getreide und zum Teil auch Feldgemüse bebauten und mit den Überschüssen den regionalen Markt belieferten, so setzt nunmehr ein starker Wandel in der Landwirtschaft ein.

  • eine Einkommenssteigerung erscheint nur durch Bewirtschaftung größerer Gesamtflächen und mit entsprechendem Maschineneinsatz möglich (Spezialmaschinen für Aussaat und Ernte je nach Fruchtart). Dies bedeutet wegen der Kosten  den Übergang zu auf einige bzw. wenige Anbauprodukte spezialisierte Bauern. Die  Vergrößerung der  landwirtschaftlichen Betriebe  geschieht durch Zukauf oder Pacht von aus der Landwirtschaft  über Zu- und Nebenerwerb ausscheidenden Landwirten. Nunmehr wird eine Flurbereinigung wegen der noch zerstreut liegenden und kleinen Flurstücke aus Gründen der Bearbeitbarkeit aber auch des Zeitaufwandes für die Anfahrt zwingend notwendig. (--> Kapitel Flurbereinigung).
  • Die Steigerung der landwirtschaftlichen Erzeugung führt in der Bundesrepublik in den 70-er bis 90-er Jahren zu der kuriosen Situation, dass landwirtschaftliche Produkte (Milch, Butter)  mit EU-Mitteln  in Nicht-EU-Ländern zu Preisen abgesetzt wird, die unter dem Erzeugerpreis lagen. Aber auch diese Maßnahmen konnten den Preisverfall der landwirtschaftlichen Produkte, bedingt durch die Produktionssteigerung, aber auch die zunehmende Konzentration der Abnehmer aufhalten.
  • Die Spirale von immer größeren Betrieben oder Aufgabe des Betriebs drehte sich immer schneller  und führte  zu weiterer Spezialisierung. Einzelne Betriebe entwickelten sich zu Lohnunternehmen, die anstelle früher üblicher Maschinenringe die Aussat oder Ernte übernahmen.
  • Die Überproduktion in den 90-er Jahren führte gar zu Ackerstilllegungsprogrammen. Diese Tendenz wurde erst mit den Anfangs des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts aufkommenden Biogasanlagen gebremst.










  • Um den verbliebenen kleineren Landwirten auch in Zukunft ein Auskommen zu ermöglichen und eine weitere Abwanderung in einer durch wenige Betriebe im sekundären Wirtschaftssektor gekennzeichneten Region zu vermeiden förterte man die Diversifizierung der landwirtschaftlichen Betriebe: Aufgaben in der Landschaftspflege - Fremdenverkehr (Urlaub auf dem Bauernhof) oder Direktvermarktung (Hofladen).
  • Auch die Nachfrage nach Produkten des ökologischen Landbaus bzw. der Erzeugung tierischer Produkte ist eine Nische, die kleineren landwirtschaftlichen Betrieben ein höheres Einkommen ermöglicht.
Fast für alle dieser Maßnahmen findet man Beispiele aus dem Bereich der Gemeinde Geslau:









  • Insbesondere die Erzeugung alternativer Energieträger  erfuhr seit der Jahrtausendwende einen enormen Aufschwung. Neben anfänglich in den 90-er Jahren vereinzelten Solaranlagen auf den Hausdächern, die weitgehend den Strom zum Eigenverbrauch erzeugten, kamen später Solaranlagen auf bestehenden Scheunen zum Einsatz und werden heute Maschinenhallen und Scheuenen primär wegen der Möglichkeit der Einspeisung in das Stromnetz gebaut.
  • Freiflächenphotovoltaikanlagen existieren auf dem Gemeindegebiet von Geslau nicht, aber in Morlitzwinden unmittelbar an das Gemeindegebiet angrenzend



Link zum Energieatlas Bayern in der Region





 

 

 

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