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      800 Jahre Geslau
   ein Beitrag zur Ortsgeschichte

 

Arbeitsversion  September 2015

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Die Landwirtschaft und Forstwirtschaft im 19. Jahrhundert

Anbau und Ertrag

Im Jahr 1787 gibt Johann Bernhard Fischer in dem Buch "Statistische und topographische Beschreibung des Burgraftums Nürnberg unterhalb des Gebürgs; oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach" eine ausführliche Beschreibung der Region Colmberg:

. "Hierzu gehoert vornehmlich:

a) der Waldgrund. Erzieht sich links auf de Seite von Colmberg gegen die rothenburgische Graenze, bis er ueber den Ortschaften Geßlau und Windelspach seine Endschaft erreicht." ... "Die Aussicht wird durch den Anblik mehrerer nahen und fernen Ortschaften, besonders des auf einem sehr hohen Berg liegenden colmberger Schloßes, dann de Doerfer Binzwang, Stettberg, Geßlau und Auerbach, so wie den, sich im Grunde hinschlaengelnden Altmuehlfluß, recht sehr verschoenert ...  Die Beschaffenheit und Guete des Erdbodens im Oberamt Colmberg ist unterschiedlich. Im walder und brunster Grund findet man starkes und lettigtes, ..., Erdreich. In beeden erstern Gegenden bauet der Landmann meistens rauhen Dinkel oder Spelz, und Haber, in einer außerordentlichen Menge; Korn und andere Feldfruechte sind seltner... Von diesen Produkten sind Dinkel und Habern die einzigen, welche der Landmann zu seiner Nahrung, teils zum Verkauf bring, teils aber auch in das Mastvieh verfuettert, und sonach mit letzterem und dem Hammelviehe eine betraechtliche Handlschaft nach Augspurg und in die franzoesischen Lande treibt. Was der Unterthan dieser Gegend an uebrigen Fruechten, als Korn und Sommerwaizen und dergleichen erbauet, wird mehrerntheils in das Hauswsen und zur Schweinatzung verbraucht. Da die mehresten Wiesen am Altmuehlflus gelegen sind, so ist ihre Beschaffenheit durchgengig vorzueglich gut; zumal sie durch den oeftern Austritt und Ablauf dieses Wassers von Zeit zu Zeit angefeuchtet werden, und deswegen gar keiner Duengung beduerfen. Nicht selten tritt aber auch der Flus zur Unzeit aus seinen Ufern, und vereitelt die Hofnung einer gesegneten Heuaernde... Die Pferdezucht, ..., ist zur Zeit aeuserst vernachlaessiget und kommt beynahe ganz in Abgang. Dafuer ist die Rindviehzucht desto betraechtlicher. Die Bienenzucht ist von keine Erheblichkeit, Fische giebt es zwar im Altmühlfluß ziemlich und von verschiedenen Gattungen; ... Vorzeuglich zalreich und schmackhaft sind die altmuehl Krebs, und auch diejenigen, welche in andern Baechen des Oberamts gefangen werden, nur koennen sie, wegen des allzuhaeufigen Ausfangens zu keiner ordentlichen Groese kommen. Unter den vielen ansehnlichen Waldungen, sind der Fuerst in sulzer, die Waidlach in windelspacher und das Seeholz in comberger forstey die betraechtlichsten, und mehrentheils mit Fichten bewachsen. Nur an einigen Orten findet sich Eichen, Buchen, Birken, Eschen, und Forlnholz. Von merkwuerdigen Naturprodukten, Manufakturen und Fabriken ist diese Landesgegend gaenzlich entbloeßt. Daher sind den Feldbau und Viehzucht die einzigen Nahrungszweige der dasigen Einwohner. ...Ihre haeußliche Einrichtung ist nicht kostbar; aber im Eßen und trinken thun sie es andern Gegenden ziemlich bevor. Die Einwohner im brunster und wald Grund lieben Koffee und Wein;...
"

Nachdem 1792 das Fürstentum Ansbach-Bayereuth an Preußen verkauft war, findet mit der Statistik des Fürstenthums Ansbach von Georg Friedrich Daniel Goeß (1805) eine umfassende Aufnahme des Fürstentums Ansbach für alle Wirtschaftsbereiche statt, die auch Verordnungen für die Landwirtschaft beschreibt:

1796

  • Erlass der Berichterstattung, ob Hanf und Flachs angebaut wird
  • Erfassung des Tabakanbaus

1797

  • Verordnung über Obstkulturen


In dieser Statistik wird auch die unzulängliche Leistungsfähigkeit bemängelt:

  • der vielerorts noch nicht betriebene Kleebau,
  • die Uneinsichtigkeit über den Nutzen der Stallfütterung
  • die Unkenntnis über die Herstellung von Kunstdünger
  • den mangelnden Einsatz von Mist statt Jauche und das
  • Zehendverpachtungssystem

Üblich ist weitgehend die Dreifelderwirtschaft mit einer Fruchtfolge Winterfrucht - Sommerfrucht -Brache.


Es mangelt an Huthen für Schweine und Schafe.

Neben den gebräuchlichen Getreidesorten wie Weizen, Roggen, Dinkel, Gerste und Hafer, werden in geringem Maße Erbsen, Linsen, Wicken und Hirse angebaut. Stärker verbreitet ist der Kartoffelanbau. Daneben wird im Fürstentum Ansbach noch Krapp bzw. Färberröthe, Hopfen, Tabak und Seidenraupenzucht auf Maulbeerbäumen erwähnt.

Bemängelt wird auch der Rückkang des Obstanbaus auf Hutungen und der nicht weit verbreitete Gemüseanbau.


Für die Getreidearten gibt Goeß für das gesamte Fürstentum eine Erntestatistik:








Auch die Karte der Uraufnahme des 19. Jahrhunderts zeigt hauptsächlich undiffferenziert den Ackerbau auf den höher gelegenen Gebieten an, entlang des Kreuthbaches, Karrachbaches und des Mühlbaches sind Wiesen und Weiden verzeichnet.  Daneben findet man noch die in Gemeinebesitz befindlichen (ehemaligen) Hutungen wie z. B. die am Donnersberg. Sonderkulturen, die die Karten der Landesaufnahme ebenfalls erfassen (Weinbau und Hopfenanbau) sind auf den Gemarkungen der heutigen Gemeinde Geslau nur zwischen Schwabsroth (Hopfen) und zwischen Gunzendorf und Steinach zu finden sowie nördlich von Steinach und zwischen Aidenau und Steinach. Allerdings  wird Hopfen im 19. Jahrhundert in Windelsbach,  Birkach und Burghausen  auf größeren Flächen angebaut.. Der Weinbau war überwiegend dem Taubertal vorbehalten, wie z. B. in Rothenburg an der Tauberriviera .
Lediglich am Fuß des Luginsland wurde Wein angebaut.
Allerdings waren bereits zum Zeitpunkt de Landesaufnahme viele ehemalige Weinberge brach gefallen oder bewaldet. Schließlich hatte sich das Klima seit dem 15. Jahrhundert verschlechtert (kleine Eiszeit)





Heute ist der Hopfenanbau aus unserer Region verdrängt. Lediglich eine regionale Brauerei in Reichelshofen betreibt seit einigen Jahren der Tradition folgend eine Schauhopfengarten, der allerdings auch Ende August geerntet wird und zum Brauen benutzt wird.
 Regionale Differenzierung

In  Burgbernheim dominieren flächenmäßig Dinkel und Hafer bei den Getreidesorten. Der Kartoffelanbau  nimmt den geringsten Anteil der vergliechenen Gemeinden ein. Rund ein Viertel der Fläche liegt brach, was bedeutet, dass die traditionelle Dreifelderwirtschaft eine große Rolle spielt. NIch ganz 10% der Fläche sind Obstgärten, in denen auch Heu und Grumet gewonnen wird. Daneben werden noch Hopfen, Flachs und Klee angebaut. Die Fläche des Weinanbaus ist im Diagramm fast nicht zu erkennen.

Schon vor dem Bauernkrieg und der Reformation wird in Burgbernheim Wein angebaut. Diese Weinanbauflächen verringerten sich bis zum Jahr 1606 aus primär nicht-klimatischen Einflüssen (?), sondern aus gesellschaftlichen Gründen.

In der Chronik von Burgbernheim (Nörr, 1844) steht zu lesen:

"1606 zu der Zeit fieng man an Weinberge zu machen, theils darum weil in den vorigen Zeiten die Soldaten Wein kaufen wollten, die man ihnen mit Kosten aus dem Tauber- oder Maingrund hohlen mußte, theils weil unsere Berge bequem darzu schienen und man nicht lauter Gärten daraus machen können. Gleich wohl wuchsen sie zu Hochbach auf dem so genannten Stein besser als hier, daher selbige Jährlich in das Anspachische verführet wurden. Dort findet man Documenta, daß schon vor dieser Zeit einige Weinberge hier gewesen, vor der Reformation, wo die päpstlisch Priester anlegen lassen, ihren Haustrunk davon zu haben und sind noch etliche, die zur Pfarrei den Zehend geben, bei eingefallenem Krieg wurden sie ungebauet und verwildert und viele ausgehauen;" (Nörr, 1844)

1844: "Die Zahl der Weinberge hat sich bis auf die wenigen, die noch am Fuchsberg liegen, vermindert. Ehedem waren die Rangen, Hungenbrunnen (Hunnen- Hungarn-) und Virnsberg genannt, mit Weinbergen angebaut. Auch auf der von der Erlmühle gen Hochbach ansteigenden Feldung ist Wein erzeugt worden und zwar von besonderer Güte." (Nörr, 1844)




Die Situation der Landwirtschaft um 1850
Für Geslau selbst liegen keine genauen Strukturdaten über die Landwirtschaft im 19. Jahrhundert vor, sonder nur über den Landgerichtsbezirk Leutershausen aus den Jahren 1853/1854 veröffentlicht in  "Anbau und Ertrag,  Besitzverhältnisse und Stückelung des Bodens, dan Lohn der Land-Arbeiter im Könireiche Bayern" von Friedrich Benedict Wilhelm Hermann.

Danach waren dort etwas mehr als zwei Drittel der Fläche landwirtschaftlich genutzt. Wobei die Brachflächen etwa ein Drittel der reinen Ackerfläche ausmachte, was auf die Nutzung in Form der urpsrünglichen Dreifelderwirtschaft ohne Zwischenfrucht hinweist. Wiesen und Weiden hielten sich mit  der Getreideanbaufläche die Waage. Der Anbau von Kartoffeln, von Handelsgewächsen und Futterpflanzen nahmen zusammen weniger als 10 Prozent der Gesamfläche ein.

Als Ursache für den geringen Anteil des Kartoffelanbaus in Bayern sieht  Friedrich Benedikt Hermann  "den hohen Preis der Kornfrüchte, der den Kornbau sehr lohnend machte, die hier und da, wenn auch vorüberbehend, bestandene Kartoffelkrankheit, vornehmlich aber das in Bayern noch bestehende Verbot, an landwirtschaftlichen Branntweinbrennereien mit den selbsgebauten auch gekaufte Kartoffeln zu verarbeiten, betrachten. ... Von der größten Bedeutung ist der Futterbau und Rübenbau weil er eine der Grundbedingungen zur Vergrößerung, Arbeit, Menschennahrung und Düngung ist. "

Die detaillierte Darstellung der Anbaufrüchte  zeigt Unterschiede zu heute:

  • den Anbau von Dinkel, der faktisch verschwunden ist.

  • den Hopfenanbau zur lokalen Bierproduktion

  • den Anbau von Flachs und Hanf, Faserpflanzen /Ölpflanzen, der infolge ausländischer Produkte nicht mehr rentabel ist oder aber weil der Hanfanbau verboten wurde.
  • der Anbau von Hülsenfrüchten diente auch der Gründüngung.

  • der Anbau von Klee diente als Futterpflanze einerseits und zur Gründüngung

  • die Rüben waren entweder Futterrüben , vielleicht auch teilweise  Zuckerrüben, da mancher Landwirt aufgrund der schlechten Preissituation durch den 1826 erfolgten Aufruf zum Anbau von Zuckerrüben ermutigt worden sein dürfte.
Der Gastwirt Kurz aus Geslau scheint sich auf den Anbau und Handel mit Saatgut von  Leinsamen und Wunderklee spezialisiert zu haben, denn in den Jahren 1827 bis 1839 inseriert er immer wieder im Königlich Bayerischen Intelligenzblatt des Reszatkreises bzw. von Mittelfranken:
1827:

Aechter Rheinischer Leinsaamen, und Rieser oder Schwaben Leinsaamen ist um billigen Preiszu haben beim

Kurz, Gaswirth in Geslau a. W.

1839:
Riesen- oder Wunderkleesamen sind 6 bayerische Metzen zu verkaufen, welcher auch nach bayerischer Maas abgegeben wird. Die Aechtheit wird damit verbürgt, daß ich 1832 eine kleine Priese Wunderkleesaamen von dem landwirthschaftlichen Kreis-Comité in Ansbach erhalten und bisher nachgezogen habe.
Kurz, Gaswirth in Geslau a. W.

Diese Annoncen zeigen, dass bereits im 19. Jahrhundert die Wirte ihren landwirtschaftlichen oder Gastbetrieb als Zuerwerb betrieben.


Den Ertrag beeinflussten neben extremen klimatischen Schwankung  zwischen 1830 und 1840 herrschenden  das Auftreten von Heuschreckenschwärmen und Pflanzenkrankheiten. So beschreibt Lorenz Hübner im Jahresbericht des Historischen Vereins für Mittelfranken 1841/1842  für den Ort Beilngries.

"1832. Ungemein trocknes Jahr. Allen Brunnen der Stadt mangelte Wasser, und die Bergleute mußten es drei viertel Jahre lang im Thale aus den Flüssen holen.
1833. Auf ein naßkaltes Frühjahr folgte vom 1. bis 20. Mai eine anhaltend große Hitze von 20 - 26.
1834 . Anhaltende Hitze und Trockenheit erzeugten einen so empfindlichen Futter- und Strohmangel, daß der Preis eines Schobers Kornstrohes auf 25 fl. gestiegen ist.
1835 . Auch in diesem Jahre anhaltende Hitze und Trockenheit, und dabei eine Unzahl von Heuschrecken, welche die Altmühlwiesen, und die nächstgelegenen Getraidfelder ganz bedeckten, und jedes Gräslein auffraßen.
1836. Trockenheit und Heuschreckenfraß wie im vorigen Jahr. An Grummet, Gerste, Haber und Erdbirn hatte Beilngries ein Mißjahr. Doch sind die Preise nieder geblieben, und das schwere Getraid war fast in Unwerth. Im Sommer und Herbste dieses Jahrs tödtete eine bisher nie gekannte Seuche hier und in der Umgegend viel Hundert Schweine."

Heuschreckenplagen, vor allem der Wandereuschrecke, scheinen zu dieser Zeit ein großes Problem gewesen zu sein, wie auch andere Schädlinge. Döllinger (Sammlung der inneren Staats-Verwaltung Bayern bestehenden Verordnungen 1838) zitiert mehrere Gesetze von


Heuschreckeneinfälle in Mitteleuropa waren im Mittelalter bis in die Neuzeit keine Seltenheit. Einen Überblick gibt die folgende Quelle:
Auch heute gefährden in Afrika Heuschreckenschwärme die Ernährung der Bevölkerung

 




 



Zum Originaltext




Vergleicht man die ha-Erträge von 1853 /1854 mit heutigen ha-Erträge, so  betrugen diese einen Bruchteil des Ertrages von heute. Noch die höchsten Erträge im Bereich des Landgerichtsbezirkes hatte der Dinkel. Infolge des starken Bevölkerungswachstums in Bayern (siehe unten)



im 19. Jahrhundert  musste die Nahrungsmittelerzeugung gesteigert werden. Dies geschah zum einen vom oben bereits erwähnten Übergang von der Dreifelderwirtschaft zur Fruchtwechselwirtschaft, andererseits durch neue Düngemittel. So führt das Amtsblatt der Kreisbauernkammer Pfalz 1867 neben Stallmist, Jauche, Peru-Guano, Knochenmehl , Superphosphat, Straßfurter Abraumsalz , Kalk, Tannenasche und Torfasche, Sägespäne. Die  Wirkung der mineralischen Düngemittel hatte zu der Zeit nach eigenem Bekunden noch Experimentalcharakter.

Acker - und Wiesen-Guano
per Zoll-Centner fl.  2 1/2 ,
3-4 Centner zur vollständigen Düngung eines bayer. Tagwerkes empfiehlt die
Kunst-Guano-Fabrik Augsburg,
in Ansbach bei Herrn C. Oelschlägel per bayer. Centner fl. 3. 15 kr.

Anzeige aus dem königlich Bayerischen Amtsblatt von 1860
Auch der Jahres bericht der K. Landwirtschaftlichen Centralschule Weihenstephan (1856) weist in seinem Ausbildungsprogramm neben der Düngung mit klassischen natürlichen Düngemitteln auf  Guano, Knochenmehl, Apatit, Phosphorith, Ostrolith, Koprolithen, Backer- und Jervisguano, Natron oder Chilisalpeter, und Ölkuchen hin.





Die durchschnittlich für heutige Verhältnisse sehr gering Parzellenegröße war das Ergebnis der jahrhundertelangen Realerbteilung, bei der jeder Erbe einen Teil der Hoffläche bekam. Solange die Felder seit in der seit dem Mittelalterl vorherrschenden Dreifelderwirtschaft im zelgengebunden durch Flurzwang geregelten  Anbau bewirtschaftet wurden, war dies ein vergleichsweise geringes Hindernis. "Bei der Dreifelderwirtschaft, die sich im europäischen Mittelalter über Jahrhunderte als dominante Anbauform erhalten konnte, wurde die gesamte Anbaufläche in drei Teile geteilt. Jeder dieser Teile lag ein Jahr brach, das heißt er wurde nicht bearbeitet und natürlicher Aufwuchs als Weide genutzt. In der Regel wurde im Herbst gepflügt und ein Wintergetreide ausgesät. Das überdauerte den Winter und wurde im folgenden Spätsommer geerntet. Nach nochmaligem Pflügen und regelmäßiger Bodenbearbeitung bis zum Frühjahr (zur Unkrautbekämpfung) wurde ein Sommergetreide ausgesät, das wiederum im Spätsommer geerntet wurde. Bis zum nächsten Herbst wurde die Fläche sich selbst überlassen und begrünte sich von alleine. Es gab jedoch auch die „Schwarzbrache“, wobei der Boden regelmäßig bearbeitet wurde (Pflug, Eggen, etc.) um die Fläche auf lange Sicht weitgehend unkrautfrei zu bekommen, was wiederum die Getreideerträge positiv beeinflusste. Jedoch konnten über den Winter einige Nährstoffe ausgewaschen werden (v. a. Stickstoff). Dadurch wurden die erzielbaren Erträge auf ein gewisses Maß beschränkt." (wikipedia.de). In der Zelgenwirtschaft wurden die Flurstücke des Dorfes in mehrere, zusammenhängende  Gewanne zusammengefasst und für alle Eigentümer des Gewannes mit der gleichen Fruchtart bewirtschaftet, die durch den Flurzwang geregelt war. Die Einteilung der Flur von Geslau in verschiedene Zelgen kann man auf der Karte der Landaufnahme aus dem 19. Jahrhundert noch erahnen.


Quelle: Gerhard Rechter 2012, die Umrechnung der in Tw angegebenen Besitzgrößern erfolgte nach 1 Tw = 3407 m ^2. 
Die zugrunde liegenden Quellen von 1834 - 1856 unterscheiden nicht zwischen ackerwirtshaftlicher bzw. grünlandwirtschaftlicher Nutzung und Waldflächen

Die früheren Quellen aus dem 18. Jahrhundert geben Ackerflächen in Morgen, die Wiesen in Tagwerk und die Waldflächen in Morgen an. Da die Umrechnung nicht auf Grund unterschiedlicher historischer Flächenmaße nicht eindeutig ist, erfolgt eine Angabe für das 17. Jhd. nur in den historischen Einheiten.
Vergleicht man die Anteile an der  Gesamtfläche der 1742 als Ackerland, Wiese bzw. Wald genutzten Fläche mit der von 1979, so stellt man fest, dass sich diese Anteile kaum von einander unterscheiden.























































Von den insgesamt 19 Hofstellen, die im Jahr 1742 neben der Hofraite über Ackerland verfügten,  hatten vier auch Wald. Manche der anderen Hofstellen hatten Holzrechte oder Rechte an der Hut bzw. Gemeindeäckern .

Stimmen die Quellen, und die Umrechnung der verschiedenen Einheiten, so veränderten sich die Betriebsflächen der Anwese zwishen 1742 und 1856 z. T. beträchtlich.

Hausnummer 3: der ehemaliger Hof  des Julius-Spitals Würzburg wird zwischen den Söhnen von Joh. Wilh. Seiferlein und seiner Witwe im Jahr 1842 geteilt.

Für die sonstigen Hofnummern mit Flächenverlust ist bei Rechter (2012) keine Gründe in den Quellen nachweisbar.

Wodurch die Zugewinne an Flächen zustandekam, ob durch Zukauf oder Heirat, ist ebenfalls nicht aus der zugrundliegenden Quelle erkennbar. Einen Hinweis auf  die regelhaften Zukäufe bzw. Zugehörungen sind die Eintragungen mit roter Farbe in der Karte der Uraufnahme!



Viehzucht

Um das Jahr 1798 zählte das Fürstentum Ansbach 193 670 Einwohner (143670 brandenburgische Untertanen und
50 000 fremdherrschaftliche Untertanen). Der Viehbestand nach gleicher Quelle ist in unten stehender Graphik dargestellt.




Insbesondere die Bestrebungen des letzten Markgrafen Alexander, die Rinderzucht mit der Schweizer-Meierei in Triesdorf zu fürdern und  die Einführung spanischer Merinoschafe, die mit einheimischen Schafen gekreuzt wurden führten zu Verbesserungen im Bereich der Viehzucht Dagegen reichte die einheimische Schweineproduktion nicht aus, ebenso wie die Erzeugung an Federvieh.  .


Lohn für die Arbeitskräfte

 (
"Anbau und Ertrag,  Besitzverhältnisse und Stückelung des Bodens, dan Lohn der Land-Arbeiter im Königreiche Bayern" von Friedrich Benedict Wilhelm Hermann.):

  • Taglohn im Geldanschlag aller Bezüge: Mann 32 kr. /Frau  26 kr.
  • Gesindelohn einschließlich aller Naturalverpflegung: Mann  135 fl /Frau 115 fl .

Im Februar 1830 kostete in Ansbach bei Metzgern, Bäcker und Mehlhändlern

  • 2 Pfund Roggenbrotzwischen 4 und 4 ¼ kr.
  • 2 Pfund Mischbrot Mischbrot zwischen 7 und 9 kr.
  • Pfund Ochsenfleisch 9 kr.
  • Kuhfleisch 6- 7 kr.
  • Kalbsfleisch 7 kr.
  • Schaffleisch 6-7 kr.
  • Schweine fl. 9

Schweinemetzger und Rindermetzger waren getrennt.

Quelle: Königlich Bayerisches Intelligenzblatt für den Rezatkreis 1830

Der Bauernstand

Die Bevölkerung des Fürstenthums Ansbach wurde nach den erblichen oder persönlichen Ständen eingeteilt. Die erblichen waren der Bauernstand, der Bürgerstand und der Adelsstand, die persönlichen der geistliche, der Milität oder der Zivilstand (Göß, 1805):

„Viele Bauern waren Abkoemmlinge aechtadelicher Familien, andere saßen als Paechter um das halbe Korn, wovon sie damals Halbbauern genannt wurden; einige hatten ihre Gueter zum Kaufrecht, und gaben beim Verkauf derselben dem Gutsherrn vom Gulden einen Groschen ab; wenige waren Leibeigene. Auch hoerte die Leibeigenschaft groeßtentheils schon zur Zeit des Bauernkrieges in dem ersten Viertel des Jahrhunderts auf. Die Bauern wurden daher von dieser Zeit an fast durchgaengig Freibauern, als Erbzins- und Lehnbauern.“

Die Güter in Geslau waren alle zum Kaufrecht und mit Abgaben belegt.

Die Leibeigenschaft im ehemals ansbachichschen Hohheitsgebiet wurde spätestens mit der Verfassung des Königreiches Bayern 1808 aufgehoben. http://de.wikipedia.org/wiki/Leibeigenschaft#Bayern. .
Die  Söldengütler und  Köblerütler mussten zwar  nach wie vor Abgaben an den Grundherrn leisten. Erst später konnten dies Leistungen gegen eine einmalige Zahlung abgegolten werden.

 


Über die Lebensweise der ländlichen Bevölkerung berichtet Göß (1805)

„Der begueterte Bauersmann trinkt daselbst außer Bier, auch gewoehnlich Kaffee und, so oft er die Stadt besucht, Wein, und verzehrt sein frisches Fleisch und Zugemuese; während der Land man in en anderen sich gluecklich fuehlt, woechtenlich einie Male Biertrinken zu koennen, sich mit Mehlspeisen, Kartoffelne und Huelsenfrüchten begnuegt, und nur Sonntags Kraut mit Fleich ißt. Gartengewaechse verzehrt der Einwohner ueberhbaupt wenig, außer die er selbst baut, als Bohnen, Petersilie, Rueben undd solche, die ihm im spaeten Herbst und Winter noch zur Nahrung dienen können. Schweinefleisch genießt er ungleich mehr als Rindfleisch, und je fetter desselbe ist, desto mehr behagt es ihm. Daher schlachtet der begueterte Bauer gewoehnlich schon zu anfang des Winters ein, und darauf noch einige Schweine und ein Stueck Rind, salzt das Fleisch ein, räuchert es und macht es das ganze Jahr hindurch zur Speise.“

„Die Dörfer sind meis groß und freundlich, die Bauernwohnungen aus Holz oder Steinen gebaut, mit einem Hofplatze, den einige Nebengebaeude umgeben; doch sind die Viehställe noch meist in den Haeusern selbst angebracht; aber selten wird mehr ein Haus für den Landmann, der einen ganzen Hof besitzt, aufgefuehrt, das nicht aus zwei Geschossen besteht. Stroh daecher findet man nur noch an alten Gebaeuden und Scheunen. Alle neue muesen mi Ziegeln gedekt werden. Die Wohnzimmer sind hell, reinlich und fast durchgaengig gebrettert. Zur Beleuchtung dienen ihnen Oel- oder Talglichter, weil der Gebrauch der Schleiffenlichter verboten ist. Nach geschehener Arbeit geht der wohlhabende Bauersmann zu Bier und vergnuegt sich mit einem Spiel, oder mit Kriegsneuigkeiten und einer Pfeife Tabak. Die Frau beschaeftigt sich mit den haeuslichen Arbeiten Naehen, Stricken, Spinnen u.s. w. Und das Gesinde vertreibt sich in den langen Winterabenden die Zeit mit scherzhaften, aber eben nicht immer sehr unschuldigen Vergnuegungen.“

Neben diesem Stand gab es auch in Geslau   den Stand der Dienstboten bzw. Ehehalten. Diese hatten gegenüber den Bauern stark eingeschränkte Rechte, die "Der Rahgeber für Dienstherrn und Dientsbothen, oder Zusammenstellung der hauptsächlichsten gesetzlichen Bestimmungen über den Dienstvertrag."  (Wellmer, Michael Ludwig, Ansbach  1821) regelte. Im Folgenden einige kurze Auszüge, die für uns heute ungewohnte Arbeitsbedingungen darstellen.

Danach war der Eintritt in ein Dienstbotenverhältnis  nur zu Lichtmeß und der Austritt zu Michaelis  mit 6-wöchiger Kündigungsfrist möglich und der Vertrag auf dem Land wurde auf 1 Jahr geschlossen. Mehrfach aus den Diensten entlaufene Dientbote wurden entweder an das Militär abgegeben oder auf 1 Jahr in ein Arbeitshaus geschickt. (1. Kapitel)


 "Jeder Dienstbothe hat sich eines frommen, ehrbaren Lebenswandels zu befleißigen une die Predigten und Gottesdienste fleißig zu besuchen. Insonterheit haben die Dienstbothen liederliche oder leichfertige Gesellschaften zu vermeiden, sich des hohen Karten- und Kegelspiels zu enthalten, sich nicht zu berauschen und ohne Erlaubniß der Dienstherrschaft die Wirtshäuser nicht zu besuchen"


" Zur Abwartung des öffentlichen Gottesdienstes und der Sonntagsschulen für diejenigen, die zu diesen noch pflichtig sind, muß die Herschaft den Dienstbothen die nöthige Zeit lassen und sie zum fleißigen Besuche sogar anhalten."


"Ohne eine schriftliche Kundschaft oder einen Abschied darf kein Dienstherr, weder in den Städen und Märkten, noch auf dem Lande einen Dienstbothen aufnehmen, und zwar bei 2 bis 4 Thaler Strafe, oder verhältnißmäßigem Arrese im Fall der Mittellosigkeit."


"Auf die weiblichen Dienstbothen ist sorgfältig zu sehen, daß sie nicht heimlich schwanger gehen. ..."





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