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      800 Jahre Geslau
   ein Beitrag zur Ortsgeschichte

 

Arbeitsversion  September 2015

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Gesundheitliche  Situation in Mittelfranken im 19. Jahrhundert


Das 18. und 19. Jahrhundert ist eine Zeit, in der in Deutschland, insbesondere auch in Mittelfranken Seuchen  wüteten, die heute in unseren Regionen als ausgerottet gelten.

So waren beispielsweise die Pocken im 18. Jahrhundert verbreitetet.

Mit den französischen Feldzügen nach Rußland breitete sich anfangs des 19. Jahrunderts das Fleckfieber auch in  Bayern aus. 




Nach der Statistik des Fürstenthums Ansbach von Georg Friedrich Daniel Goeß (1805) errechnet man eine Geburtenrate von 3,8 % und eine Sterberate von  2,9 Prozent und somit einen Geburtenüberschuss von 0,9 %. Sowohl die Geburten, als auch die Sterberate waren für heutige Verhältnisse  hoch. Auf eine Ehe kamen durchschnittlich 4,4 Kinder, mehr als vier wurden für ein Wachstum der Bevölkerung angesehen, denn die Kindersterblichkeit war recht hoch.  Etwa 50  %  der Gestorbenen erreichten  das Alter von 5 Jahren nicht. Allein etwa ein Drittel der lebend Geborenen starb im ersten Lebensjahr. Ca. 15 Prozent der Sterbefälle hatten aber auch  ein Alter von mehr als 70 Jahre erreicht.

Auch wenn die Diagnose der Todesursache aus heutiger Sicht unsicher ist, so gibt sie doch einen Eindruck von den verbreiteten Krankheiten.  Diese sind zum Teil bedingt Mängel in der Hygiene  den fehlenden Behandlungsmöglichkeiten im 19. Jahrhundert.



In den 1860-er Jahren erkrankten viele Menschen in Bayern an Typhus.

Insbesondere in der zweiten Hälfte des 19. Jahrunderts spielten  Tuberkulose und  die Cholera eine gefährliche Rolle.

Im Jahr 1873 beschreibt der Arzt Johannes Kerschensteiner  eine Typhusepedemie in Schwabsroth: "Die Krankheit wurde, wie dies durch zwei Ärzte bstätigt wird, durch ein in Geilnau, B. A. Rothenburg a/T. erkranktes und in ihren Heimathsort Schwabsroth verbrachtes Dienstmädchen ebendorthin eingeschleppt, verbreitete sich über 5 Häuser, befiel 13 Menschen, von denen 8 genasen und 5 starben."
Typhus war, wie Kerschensteiner in der angegebenen Quelle belegt in Mittelfranken keine seltene Erkrankung. (siehe auch FOCUS)


ohne Bezug zum Ort:
siehe auch Fleckfieber 1813/14
siehe auch Pocken in Mittelfranken (1840)



Auskunft über den allgemeinen Gesundheitszustand der mittelfränkischen Bevölkerung im 19. Jahrhundert  gibt der Bericht von Escherich in Bavaria Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern von 1865. Dabei bezieht er sich auf die Musterungsfälle der Jahre 1857-1861. Danach entfielen auf je 1000 untersuchte und für tauglich empfundene Gemusterte


Städte
Land
Insgesamt
Augenkrankheiten 92
38
48
Eingeweidebrüche
43
38
39
verhärtete Halsdrüsen, Satthals und Kropf
22
20
21
Ohrenkrankheiten
17
21
20
Difformität des Rückens oder der Brust
24
19
20
difformer Fuß, Plattfüße
17
18
18
Verlust oder Gebrechen der Handteile
16
18
17
Krampfader
13
14
14
Lungenleiden, Tuberkeln, Asthma, Bluthusten
30
9
12
Nervenkrankheiten (Epilepsie)
8
11
10


"Unheil voll und eigenthümlich ist in den Städten Nürnberg und Fürth die alljährlich im Sommer und Herbst wiederkehrende Brechruhr der Kinder (cholera infantum), welche mit der Hitze des Sommers steigt und fällt. Diese in den nordamerikanischen Städten mörderischste aller Kinderkrankheiten scheint neben den allgemeinen Temperaturverhältnissen noch eine lokale Ursache zu haben. Sie ist unter gleichen Voraussetzungen auf dem Lande nicht im zehnten Theile sohäufig und auch in keiner andern Stadt Bayerns."

"Unter 160 599 Leichen in den 10 Jahren 18 51/61 waren durch Ruhr veranlaßt 1057 oder 0,6%, durch Blattern 249 oder 0,1 % durch Masern 1135 oder 0,7 %, durch Scharlach 2382 oder 1,5%, durch Keuchhusten 3156 oder 1,9 %."

Die Kindersterblichkeit, das ist die Quote der im 1. Lebensjahr Gestorbenen,  in Mittelfranken war vergleichbar hoch wie in ganz Bayern, nämlich 30,6 % in den Jahren 1835 - 1860. Nach einzelnen Polizeidistrikten schwankt sie dabei sogar zwischen 50% und 23 %.Für Belgien, die Niederlande, Sardinien und Frankreich kommt Escherich dagegen auf eine Quote von nur 19 %. (Escherich , 1865 in Bavaria Landes und Volkskunde des Königreiches Bayern)


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