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      800 Jahre Geslau
   ein Beitrag zur Ortsgeschichte

 

Arbeitsversion  September 2015

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Flurbereinigung und Dorferneuerung



Verfahren zur Neuordnung des ländlichen Raumes


Die zunehmende Mechanisierung, die Spezialisierung und der einsetzende Strukturwandel in der Landwirtschaft in den 1960-er Jahren mit der Aufgabe, dem Übergang zu Zuerwerbs- und Nebenerwerbsbetrieben verbunden mit der Aufstockung der Flächen der  Betriebe durch Zukauf oder Pacht machten in den fränkischen Realteilungsgebieten (alle erben einen Teil des Hofes), die durch  kleinste Ackerflächen und  Besitzzersplitterung gekennzeichnet waren eine Neuordnung der ländlichen Flur, damals "Flurbereinigung" genannt überflällig.


Man muss die Ergebnisse vieler Verfahren der Flurbereinigung unter dem Gesichtspunkt der damaligen Zeit sehen:
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Hauptmaßnahmegruppen der Flurbereinigung/Dorferneuerung in den 1970-er Jahren

  • Die Hauptaufgabe bestand darin, für die Landwirtschaft rentabel bewirtschaftbare  Flächen zu schaffen (Zusammenlegung der Flurstücke,die Mischkultur von Obstbäumen und Feldern zu beseitigen),
  • ein modernes, den Erfordernissen der Mechanisierung und der Zeit- und Kostenoptimierung entsprechendes Flurwegenetz zu schaffen (--> Beispiel Gruppenflurbereinigung Schweinfurt Süd ) und Maßnahmen der rückwärtigen Hoferschließung (Zufahrt des Hofes direkt vom Flurwegenetz)
  • wasserwirtschaftliche Maßnahmen, wie z. B. Drainierung und Hochwasserschutz
  • Daneben standen weitere Aspekte (vgl. Abbildung) im Vordergrund, deren Zielsetzungen teiweise miteinander kollidierten und nur durch Kompromisse gelöst werden konnten.
  • Das öffentliche Ortsverbindungsnetz musste ausgebaut werden, um den Anforderungen des Zentralörtlichen Systems gerecht zu werden(der ländlichen Bevölkerung zu ermöglichen in vertretbarer Zeit  die nun zunehmend nicht landwirtschaftlichen Arbeitsplätze, Ausbildungsplätze und Versorgungszentren zu erreichen) und den Erfordernissen des zunehmenden Verkehrsaufkommens gerecht zu werden.
Nur wenige Jahre später entbrannte der Streit zwischen Befürwortern und Gegener der Flurbereinigung und der Dorferneuerung. So prangerte der Dokumentarfilmer des BR, 1980 mit dem Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik und 2011 mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnete Dieter Wieland  in seinem Film "Unser Dorf soll häßlich werden" (1975) die Fehlentwicklungen in fränkischen Dörfern  der 60-er und frühen 70-er Jahre mit Beispielen aus Unterfranken und dem unteren Altmühltal an.

Auch im Bereich der wasserwirtschaftlichen Maßnahmen und  des Erosionsschutzes und Landschaftsschutzes zeigten sich sehr bald Fehlentwicklungen, die bei späteren Maßnahmen wieder korrigiert wurden.

Westmittelfranken blieb von den  negativen Auswirkungen der frühen Dorferneuerungen weitgehend weitgehend verschont. Es galt noch anfangs der 1980-er Jahre als wirtschaftlich sehr schwache Region. So wurden viele Dorferneuerungen erst später durchgeführt und drängte bei einer stärkeren Einbindung und Information der Bevölkerung in die Maßmahmen   zeitbedingt bei gleichen Zielen auf eine andere Umsetzung.


Flurbereinigungsverfahren Obere Altmühl  in den 1960-er und frühen 70-er Jahren



Quelle für die Karte oben und die drei Photos unten : Flurbereinigung und Dorferneuerung in Mittelfranken - Beispiele, Flurbereinigungsdirektion Ansbach Jahr, (ohne Jahresangabe)

Das Neuordnungsgebiet Obere Altmühl bestand aus 17 Verfahren (Verfahren Auerbach, Bieg I, Bieg II, Binzwangen, Burghausen, Cadolzhofen, Dornhausen, Ermetzhof, Frommetsfelden, Geslau, Gunzendorf, Oberfelden, Poppenbach, Preuntsfelden, Schwabsroth, Stettberg, Windelsbach) mit einer Gesamtfläche von 8718 ha und hatte rund 2800 Einwohner, verteilt auf 23 Ortschaften und 8 Einzelhöfe.
 Insbesondere die Lienienführung der St 2250 war "äußerst ungünstig. Sie zwängten sich durch mehrere Dürfer, die für den Durchgangsverkehr erhebliche Engpässe bilden" und auf Trassen aus dem 19. Jahrhundert verliefen

Die Gruppenflurbereinigung "Obere Altmühl" wurde 1963 angeordnet.

Neben der Flurneuordnung waren Aufgaben der Flurbereinigung, wie oben schon allgemein dargestellt: die Dorferneuerung, Aussiedlung und Umsiedlung, wasserwirtschaftliche Maßnahmen und Maßnahmen zur Erholungslandschaft bzw. des Naturschutzes. "Bei der Anordnung der Flurbereinigung waren weite Flächen des oberen Altmühltals baum und strauchlos. Nur wenige Vorfluter hatten spärlichen Uferbewuchs. Die Landschaft wirkte ausgeräumt." In vielen Ortschaften waren die Straßen nicht geteert oder gepflastert.

Im Zuge der Flurbereinigung wurden die ST2250 von Neusitz bis Colmberg ortsdurchfahrtsfrei trassiert. (Vergleich mit Wegenetz der Uraufnahme)

Einige Maßnahmen für die Landwirtschaft:

In Stettberg beispielsweise  siedelte ein Landwirt ohne Erweiterungsmöglichkeit für seinen Hof auf die ausgesiedelten benachbarten Höfe in Binzwangen um.

In Bieg und in Lauterbach wurde die Hochwassergefahr entschärft. Gleichzeitig war Bieg I in den 1980-er Jahren in bayerischen Schulerdkundebüchern das Standardbeispiel für die Maßnahmen und Vorteile der Flurneuordnung.

Unten ist mangels einer Karte von Geslau die Flur von Burhausen vor und nach der Durchführung der Gruppenflurbereinigung dargestellt.

Ein Landwirt hatte vor der Flurbereinigung 35 auseinanderliegende Flurstücke, danach nurmehr 2 große. Welch ein Vorteil bei der Bearbeitung, aber auch die Zeitersparnis mag man sich vorstellen - vor allem wenn die Flurstücke auf befestigten Wegen anfahrbar sind. Aus der Gruppenflurbereinigung Schweinfurt Süd ist ein Zeitvergleich für einen Landwirt angegeben von 13 Stunden zu 10 Minuten. 

Gleichzeitig erkennt man die  Neuanpflanzungen von Bäumen und Sträuchern, die nicht nur der Landschaftspflege, sondern auch dem Schutz vor Winderosion dienen.  

Die Kosten für diese Gruppenflurbereinigungs- maßnahmen betrugen isgesam 23,7 Mio. DM (davon 12,9 Mio 7,8 Mio. DM für den Wegebau, 7,8 Mio DM für den Wasserbau und 3,0 Mio    für sonstige Maßnahmen.

Die Finanzierung erfolgte in Höhe von

  • 6,6 Mio DM durch Eigenleistung
  • 9,9 Mio DM durch Beihilfen-Bund
  • 6,9 Mio DM durch Beihilfen-Land
  • 0,3 Mio.DM durch Beihilfen-Bezirk
1973/1974 erhielt die Gruppenflurbereinigung "Obere Altmühl"   den Staatspreis der Bayerischen Regierung.
Denkmal für den Abschluss steht in der Nähe des Sportplatzes.




So sah es vor der Flurbereinigung an vielen Orten aus:
 



Ortschaft Oberhegenau
(nicht geteerte Straße)


Feldweg bei Windelsbach (unbefestigte Flurwege, ausgeräumte Landschaft)












Uraufnahme (1808-1864) : © 2013 Bayerische Vermessungsverwaltung




Digitales Orthophoto : © 2013 Bayerische Vermessungsverwaltung





Der Vergleich der Karte der Uraufnahme mit dem Satellitenbild zeigt deutlich die die Veränderungen in der Flur von Geslau südlich der Siedlung. Luftbilder aus den 1970-er Jahren zu bekommen ist schwer. Sie unterlagen in den 1970-er bis in die 1980-er Jahre der offiziellen Freigebung. Einen direkten Vergleich  als Beleg dafür, dass die Fluraufteilung der Uraufnahme weitgehend erhalten blieb findet  man in einer Satellitenaufnahme von der Raumstation MIR auf der CD D-SAT. (vgl. hierzu: Präsentation LW1 und LW2)









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