Zwangsarbeit - Lager vor Ort -
Herkunft und Zuteilung
Zuteilung von Arbeitskräften Infolge des Arbeitskräftemangels verteilten die DAF und das Arbeitsamt die nach Deutschland kommenden ausländischen Arbeiter und Arbeiterinnen gemäß dem Bedarf der Betriebe mit Vorrang für die Rüstungsbetriebe. Den Betrieben wurden nicht nur Arbeitskräfte zugewiesen, sondern wie wir im Fall des Sägewerks Hery und der Kohlenhandlung Spanner beobachten können, konnten diese Arbeitskräfte beantragen oder wurden im Fall eines bäuerlichen Betriebes auf Intervention des Bürgermeisters zugeteilt. Zuweisung von Arbeitskräften durch die Gestapo Die Gestapo teilte der Stadt München und Augsburg Ende Juni 1942 noch "einige tausend russische Arbeitskräfte" zu. Wegen des Arbeitskräftemangels hielt sie die Unterkunft der Neuankömmlinge für nebensächlich. Bis die Zuteilung in Baracken erfolgen könne, sollten die Arbeitskräfte in Zelten unterkommen, sanitäre Anlagen könnten noch gebaut werden, die Umzäunung später erfolgen. Zwangsarbeiter in Gersthofen Wie im Reich, so wurden auch nach Gersthofen und Augsburg während des Krieges ausländische Arbeiterinnen und Arbeiter aus den verschiedensten Ländern Europas, ob als Kriegsgefangene oder Zivilarbeiter zur Deckung des Arbeitskräftemangels herbeigeschafft. Sie arbeiteten unter verschärften Lebens- und Arbeitsbedingungen für zahlreiche Betriebe und in der Landwirtschaft. Erste Phase: Polen, Franzosen, Belgier, Engländer Die nationale Herkunft spiegelt stark den Kriegsverlauf wider. 1939/40 kamen zuerst polnische Kriegsgefangene und Zivilarbeiter nach Schwaben, in einem zweiten Schub entsprechend dem Westfeldzug 1940 Franzosen und Belgier. Während die polnischen Zwangsarbeiter hauptsächlich der Landwirtschaft zugeteilt wurden, arbeiteten Franzosen und Belgier auch im industriellen Bereich, in Gersthofen und Hirblingen aber auch in der Landwirtschaft. Zweite Phase: Ukrainer, Russen, Balten Am 31. Oktober 1941 wurde durch Führererlass der Einsatz von Arbeitern aus dem Gebiet der Sowjetunion genehmigt. Kurz darauf erfolgte die fast ausschließlich zwangsmäßige Rekrutierung. Ab 1940 wurden die arbeitsfähigen polnischen Kriegsgefangenen aus der Gefangenschaft entlassen und verblieben als Zivilarbeiter an den ihnen zugewiesenen Arbeitsplätzen bzw. wurden nach ihrer Rückkehr nach Polen wieder zum Arbeitseinsatz im Deutschen Reich verpflichtet. Neben der Verringerung des Bewachungsaufwandes hatte dies den Vorteil, dass die Betroffenen nicht mehr der Genfer Gefangenenkonvention unterlagen. Diese Konvention besagte, dass die Gefangenen menschlich zu behandeln und zu versorgen seien. Außerdem durften Kriegsgefangene nur begrenzt zum Arbeitseinsatz herangezogen werden, insbesondere nicht zu Arbeiten in der Rüstungsproduktion. Ebenso verfuhr man in Gersthofen mit den kriegsgefangenen Franzosen. Nach ihrer Entlassung aus der Gefangenschaft wurden sie bei IG Farben in der Rüstungsindustrie eingesetzt. Dritte Phase: Italienische Miltiärinternierte (IMI) Nach dem Waffenstillstand der Italiener mit den Alliierten am 8. September 1943 nahm die deutsche Wehrmacht ca. 500 000 italienische Soldaten gefangen und verbrachte sie zum Arbeitseinsatz ins Deutsche Reich, gestand ihnen aber nicht den Kriegsgefangenenstatus und die damit verbundene Behandlung gemäß der Genfer Kriegskonvention zu, sondern erklärte sie kurzerhand zu "Militärinternierten", um sie damit - wie in Gersthofen bei der Firma Transehe - in der Rüstungswirtschaft einsetzen zu können. In Gersthofen waren IMI bei beiden Chemierüstungsbetrieben beschäftigt. Keine sicheren Zahlen für Gersthofen Aus den oben erwähnten Gründen gibt es für Gersthofen keine Zahlen für Zwangsarbeiter während des II. Weltkrieges. Wir können davon ausgehen, dass 1940 die Anzahl nicht über 250 lag, 1944 bis auf 650 anstieg, doch sind dies lediglich Schätzungen infolge unserer verfügbaren Quellen. Über die Fluktuation können keine Aussagen getroffen werden, hierfür fehlen jegliche Angaben. Nach unseren Schätzungen kann man ohne weiteres von 800 bis 1000 Zwangsarbeitern während des Krieges in Gersthofen ausgehen. Zwangsarbeitereinsatz in Augsburg Während am 8.Mai 1942 3141 Ausländer in Augsburg tätig waren, belief sich die Anzahl von Ausländern im April 1943 bereits auf 8022, im Oktober 1944 auf 11655 Personen, d.h. 32,7% der Augsburger Arbeiterschaft waren ausländische Zivilarbeiter, 3,9% Kriegsgefangene. Noch viel höher war der Anteil der Ausländer in der Rüstungsindustrie. Bei Messerschmitt waren 47,5% ausländische Zivilarbeiter angestellt, bei M:A:N. 23,6% zivile und 7,3% kriegsgefangene Ausländer beschäftigt. Bis März 1945 etwa hatte sich die Zahl der Ausländer bei MAN beträchtlich erhöht. Es arbeiteten 3160 Bulgaren, Flamen, Franzosen, Griechen, Italiener, Kroaten, Letten, Litauer, Niederländer, Polen, "Protektoratsangehörige", Russen, Serben, Slowenen, Spanier, Ukrainer, Wallonen u.a. bei der MAN, darunter fast 1000 sowjetische Kriegsgefangene. Zuweisung der Arbeitskräfte Verteilung über Kriegsgefangenenstammlager in Moosburg und Memmingen Kriegsgefangene wurden von den Betrieben oder Dienststellen bei den Arbeitsämtern angefordert. Die Kriegsgefangenenmannschaftsstammlager (Stalag) VII A in Moosburg bzw. VII B in Memmingen übernahmen die Verteilung der Gefangenen, die in der schwäbischen Region verteilt werden sollten. Russische Zivilarbeiter über Lager in Dachau verteilt Zivilarbeiterinnen und -arbeiter, insbesondere aus der SU, wurden ebenfalls von Lagern aus verteilt, hier war das maßgebliche Durchgangslager in Dachau. Gemäß einem Dringlichkeitsschlüssel wurden die Menschen dann direkt an die Firmen verteilt. (Kucera S. 35) |
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