Zwangsarbeit - Lager
vor Ort - Fragebogen...

... zur Anwerbung / Deportation und Zwangsarbeit ukrainischer Staatsbürger im Deutschen Reich im II.Weltkrieg

Olga Jemelina, geb. Tschernjawskaja, geb. 3.11.1923, Zwangsarbeiterin auf dem Schloßbauernhof der Familie Schegg

1. Unter welchen Umständen wurden sie von der deutschen Wehrmacht angeworben und wie lange waren Sie nach Deutschland unterwegs?

1941 kamen die Deutschen nach Saporoshje (Ostukraine), sie verzeichneten alle Bürger auf ihrer Arbeitsliste, einmal im Monat mussten wir uns freiwillig beim Arbeitsamt melden. Am 27. März 1942 wurde ich und andere nach Deutschland in die Nähe von München gebracht. Dort wurden wir desinfiziert. Am 7. April wurden wir nach Augsburg gebracht. In Augsburg wurden wir schon erwartet. Ich und noch ein Mädchen kamen auf den Bauernhof von Herrn Joseph Schegg, Gersthofen, Bauernstr. 12.

2. Als sie nach Deutschland kamen, wo wurden Sie zur Arbeit eingesetzt, welche Arbeit mussten Sie leisten?

Wir leisteten auf dem Bauernhof jegliche Arbeit, die auf dem Hof zu tun ist, arbeiteten auf dem Feld, melkten die Kühe. Wir mussten sehr schwer arbeiten von 6 Uhr morgens bis 8 oder 9 Uhr abends, manchmal noch später.

3. Können Sie sich an daran erinnern, wo sie gearbeitet haben (Firma, Ort des Arbeitseinsatzes?)

Der Name des Bauern war Joseph Schegg, seine Frau hieß Agathe, die beiden Töchter hießen Emma und Mini

4. Wie haben die Deutschen Sie behandelt?

Wir wurden sehr gut behandelt und wir waren und sind dankbar, dass wir so menschlich behandelt wurden.

5. Hatten Sie am Wochenende Freizeit, durften Sie die das Lager verlassen, konnten sie andere Orte besuchen?

Auf einem Bauernhof gibt es keinen Sonntag, es gibt immer Arbeit, am Nachmittag hatten wir zwei bis vier Stunden Freizeit täglich. Es war verboten, in die Kirche zu gehen, aber trotzdem nahm uns die Bauersfrau Agathe am Abend mit in die Kirche, dafür bin ich sehr dankbar.

6. Wie lange dauerte die Arbeitswoche? Wurde ihnen Urlaub gewährt?

Der Arbeitstag dauerte von morgens 6 Uhr bis 9 oder 10 Uhr abends.

7. Wie viele Wohngebäude befanden sich im Lager?

Wir wohnten in einem großen zweistöckigen Haus auf dem Bauernhof, wir beiden Mädchen hatten ein Zimmer, jeder hatte sein eigenes Bett mit wirklich gute Daunendecken und Kissen, das war warm und bequem.

8. Wie wurden Sie ernährt? Wer kochte für Sie?

Wir haben an einem Tisch mit der Bauersfamilie gegessen, es gab keinen Unterschied zwischen den Deutschen und uns Ukrainern.

9. Bekamen Sie Lohn für ihre Arbeit oder Bezugsscheine?

Wir bekamen RM 12 im Monat, aber dafür konnten wir nichts kaufen, denn wir hatten keine Bezugsscheine.

10. Durften Sie sich mit Ihren Landsleuten unterhalten? Können Sie sich an Mitgefangene erinnern?

Wir konnten uns mit den anderen unterhalten, mit den Franzosen und Polen.

11. Wir kamen Sie in die Sowjetunion zurück?

Im Mai 1945 wurden wir von den Amerikanern befreit, diese übergaben uns an die Russen, die uns in die Heimat zurückbrachten.

12. Wie verhielt sich die Regierung gegenüber den Heimkehrern? Wurden Sie verfolgt? Welche Arbeit haben Sie ausgeübt, als Sie nach Hause kamen?

Die Behörden waren gegenüber uns sehr misstrauisch und vorsichtig. Wir bekamen deswegen keine gute Arbeit und manchmal wurden wir von anderen Bürgern beleidigt und beschimpft. Aber mit dem Laufe der Zeit renkte sich das wieder ein.

13. Was sind Ihre Empfindungen gegenüber dem deutschen Volk heute?

Ich habe einen guten Eindruck gegenüber den Deutschen. Sie waren nett zu uns.

14. Persönliche Eindrücke:

Entschuldigen Sie, dass ich nicht viel schrieb. Ich bin 78 Jahre alt und sehe schlecht. Ich wohne alleine und deshalb ist es für mich sehr schwer.


Bauernhof der Familie Schegg


Olga Jemelina (1)


Olga Jemelina (2)


Olga Jemelina (3)


vorhergehender
Artikel
zurück zur
Übersicht
nächster
ausgefüllter
Fragebogen
Impressum · Datenschutz