Zwangsarbeit - Lebensumstände -
Typisch Deutsch:
Reglementierungen und Sonderbestimmungen

Zum Widerspruch zwischen kriegswirtschaftlicher Erfordernis und ideologischer Zielsetzung

Gestrüpp von Verordnungen und Bestimmungen

Den grundlegenden Widerspruch zwischen kriegswirtschaftlicher Erfordernis und ideologischer Zielsetzung konnten die Behörden nicht lösen, im Gegenteil, er verschärfte sich in dem Maße, wie die Anwerbungen erhöht wurden. So entstand ein beinahe undurchdringliches Gestrüpp von Bestimmungen und Verordnungen, die in sich oft widersprechender Weise die Lebensbedingungen der Ausländer minutiös festlegen sollten.

Nach welchen Richtlinien soll man die Fremdarbeiter behandeln?

Am Ende des Jahres (1942) mussten die Behörden jedoch feststellen, dass für die Betriebe und unteren Verwaltungsstellen kaum mehr ersichtlich war, ob nun ukrainische Polen Überstundenzuschläge erhielten oder nicht, ob ein arbeitsverweigernder Belgier der Justiz, der Gestapo oder dem Treuhänder zu melden war, welche Ernährungsrichtlinien gerade für die Tschechen galten, ob ein Balte das "Ost" - Abzeichen nun zu tragen hatte oder nicht - ein Durcheinander, das selbst die oberen Behörden kaum zu überblicken schienen. Italiener mussten anders behandelt werden als Franzosen, flämische Belgier anders als wallonische Belgier; Ukrainer aus Polen, Ukrainer aus der Sowjetunion, Balten, Russen, Polen, Tschechen, Jugoslawen - für jede Gruppe galten eigene Vorschriften.

Sieben Kategorien von Polen

Es gab zahlreiche verschiedene Gruppen von polnischen Arbeitern im Reich: Die sogenannten "P" - Polen aus dem Generalgouvernement, die "West-Polen", die vorher in Nordfrankreich gearbeitet hatten, die "Alt-Polen", die schon vor Kriegsbeginn als Saisonarbeiter in Deutschland waren und die polnische Minderheit, etwa im Ruhrgebiet, dass etwa für polnische Ärzte eigene Bestimmungen galten und auch noch einige tausend polnische Kriegsgefangene im Reich beschäftigt waren, so kommt man auf mindestens 7 Gruppen von Polen mit besonderen Bestimmungen.

(Arbeitswissenschaftliches Institut der DAF: Der ausländische Arbeiter in Deutschland. Eine tabellarische Übersicht, Berlin, November 1943. Die DAF gab hier eine Auflistung aller geltenden Bestimmungen für die verschiedenen Ausländergruppen mit immerhin 145 Rubriken, obwohl die Westarbeiter hierbei nicht differenziert wurden.)


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