Zwangsarbeit - Lebensumstände -
Medizinische Versorgung der Zwangsarbeiter

Wegen der bei Deutschen grassierenden Angst vor ansteckenden Krankheiten unterlagen v.a. die Ostarbeiter einer strengen "Gesundheitspflege".
Die Angst war wegen deren gedrängter Unterkunft, ungesunde, ohne ausreichende sanitäre Anlagen ausgestatteten Unterbringungsweise berechtigt. Die Vorschriften zur gesundheitlichen Überwachung galten für alle ausländischen Arbeitskräfte, aber alle bis auf die Arbeiterinnen und Arbeiter aus der Sowjetunion und Polen konnten davon befreit werden.

Entlausung

Schon vor der Ankunft in Gersthofen waren die Zwangsarbeiter an der deutschen Grenze, dann nochmals in München bzw. Dachau entlaust worden. Die Überwachung vor Ort lag beim Gesundheitsamt der Stadt und der DAF. Ostarbeiter wurden in kurzen Abständen entlaust. Alle Betriebe über 100 Ostarbeiter sollten eine eigene Entlausungsanlage besitzen, z.B. Messerschmitt und MAN. In den Lagern war ein sogenannter "Entwesungsmann" zu benennen, der auf Ungezieferbefall zu achten und im Bedarfsfall die Behörden bzw. die DAF einzuschalten hatte. Ebenso häufig fanden TBC-Untersuchungen statt. Per Unterschrift bestätigten die in Achsheim, Gablingen, Langweid und Gersthofen untersuchten Personen die vorgenommene Untersuchung.

Nur gesunde Zwangsarbeiter erwünscht

Die Betriebe waren nur an gesunden, leistungsfähigen Arbeitern interessiert. Kranke und Schwache, die nicht in kurzer Zeit ihre Arbeitsfähigkeit widererlangten, wurden auf Kosten eines Fonds (Reichsstock für Arbeitseinsatz) oder auf eigene Kosten in die Heimat zurückgeschickt. Vor 1943 wurden auch schwangere Personen in die Heimat zurückgeschickt, danach kamen sie in spezielle Entbindungslager (ELA) für Ausländer.

Schwangerschaftsabbruch als Regelfall; Entbindungsheim für Ostarbeiterinnen in Gersthofen nicht verwirklicht

Die Nationalsozialisten bevorzugten aber aus ideologischen Gründen den Schwangerschaftsabbruch bei Ostarbeiterinnen und schufen hierfür spezielle Lager (ULA). Reichsärzteführer Leonardo Conti erteilte die Weisung, dass eine Abtreibung bei "Ostarbeiterinnen zum Regelfall" werden solle. Es ist nicht bekannt, welche Auswirkungen dies in Gersthofen hatte, in der das Ende 1943 geplante Entbindungsheim für Ostarbeiterinnen nicht gebaut wurde, sondern nach Augsburg in die Augsburger Kammgarnspinnerei bzw. in das Zweckverbandslager IV in der Zugspitzstrasse verlegt wurde (Kucera, S. 57f) Dort wie im Haupthaus wurden Schwangerschaftsunterbrechungen vorgenommen.
In Krankenhäuser durften ausländische Arbeitskräfte nur in Ausnahmefällen nach Zustimmung durch das Gesundheitsamt gebracht werden.

Benutzung von Luftschutzräumen

Bei den Luftangriffen kamen viele Ausländer um oder wurden verletzt, da selten Plätze in Schutzräumen für sie vorgesehen waren bzw. ihnen der Zugang schlicht verwehrt wurde. Der Luftschutzschacht gegenüber der Firma Transehe konnte so z.B. von den Werksangehörigen, aber nicht von den 100 dort arbeitenden IMIs (Italienische Militärinternierte) benutzt werden. Allerdings gestattete Bürgermeister Wendler Kriegsgefangenen bei Bombenangriffen den Zutritt zum Sommerkeller.

Eine Vorschrift bei MAN lautete (MAN Archiv, Aktengruppe 1.1.7, Entwicklung während des Zweiten Weltkrieges, 8.6.1944):

"Die Zivilrussen sind grundsätzlich nicht in den Stollen aufzunehmen"

Quellen: Stadtarchiv Gersthofen; Kucera, S. 56ff

Staatsarchiv Augsburg; Bestand Gesundheitsamt Augsburg-Land 54

Entlausung von Polen 17.2.1940 unmittelbar nach ihrer Ankunft

Polnische Arbeitskräfte im Landkreis Augsburg 20.6.1940/weibliche Arbeitskräfte im LK gemeldet am 11.7.1940

Landwirtschaftliche Arbeitskräfte:

Batzenhofen : 3m/1w
Gersthofen: 11m/7w
Gablingen. 14m/6w
Hirblingen: 6m/8w
Langweid: 2m/1w
Täfertingen 1w

Die Patientin Zalewski, Marian, landwirtschaftlicher Arbeiter bei Martin Kaiser, Gablingen ist ohne Befund 22.8.1940

Gersthofen, 3.10.40: Ausländische landwirtschaftliche Arbeiter bestätigen mit ihrer Unterschrift, dass sie sich einer Vorsorgeuntersuchung beim Gesundheitsamt unterzogen hatten.


Beerdigungskosten 10/44


Behandlung von Schwangeren


Bestattung 27.10.41 (1)


Bestattung 27.10.41 (2)


Entbindungsheim 12/43


Gesundheitliche Überwachung der Polen 06/40


Kosten für Entlausung 06/43


Lageüberwachung 28.06.41 (1)


Lageüberwachung 28.06.41 (2)


Lageüberwachung 28.06.41 (3)


Polen in Gersthofen


Seuchen bei Polen 27.06.40


Signaturen von Zwangsarbeitern (1)


Signaturen von Zwangsarbeitern (2)


Tod von Hilvert 17.04.44


Untersuchung von Polen 13.07.40


Untersuchung 05/43


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