Dora - Das Leben der Häftlinge - Waffenproduktion

Funktion der Häftlinge

Die Strafgefangenen, die von den zahlreichen Deportationszügen in das KZ MIttelbau-Dora gebracht wurden, wurden von den Nationalsozialisten in erster Linie zur Fertigung der, für Deutschland strategisch wichtigen, V-Waffensysteme im Raketentunnel "Mittelbau" (siehe Bild 1) benötigt und eingesetzt. Die Häftlinge mussten unter den denkbar schlimmsten Voraussetzungen und unter strenger Aufsicht durch die SS-Wachmänner eine Waffe bauen, die wahrscheinlich dazu eingesetzt werden würde, ihre jeweiligen Heimatländer zu bombardieren.

Produktion der V-Waffen

Die Hauptproduktionsphase fand von Januar 1944 bis Dezember 1944 statt. In dieser Zeit traten die Bauarbeiten in den Hintergrund und immer mehr Zwangsarbeiter arbeiteten für die Anfertigung der V-Waffen.
Dabei waren über 60 Häftlingskommandos bei komplizierten Montage- und Transportarbeiten eingesetzt. Die Anzahl der Häftlinge stieg stetig. Bereits im Dezember 1944 unterstanden dem mittlerweile selbstständig gewordenen "Mittelbau-Dora" knapp 34 000 Gefangene (inkl. der zahlreichen Nebenlager).
Ab Oktober 1944 bildeten das Stammlager "Mittelbau-Dora" und die zugeordneten Arbeitslager "Mittelbau II" in Ellrich und "Mittelbau III" in Harzungen das Zentrum des KZ-Komplexes "Mittelbau". Aus diesen Stätten kamen die Leute, die sofort in der V-Waffen-Anfertigung eingestellt wurden. (Siehe Bild 2, Bild 3 und Bild 4 )

Produktionsbedingungen: Vernichtung durch Arbeit

Mit dem planmäßigen Beginn der Produktion wurden die ersten drei Häftlingskommandos aufgestellt. Es wurde in zwei Schichten zu je 12 Stunden gearbeitet. Schichtwechsel war jeweils um 11 Uhr bzw. 23 Uhr.
Die Zeiten von An- und Abmarsch, Essen und notdürftigen Verrichtungen mit eingeschlossen, waren 18-Stunde-Tage keine Seltenheit. Für die Produktionsanlagen wurde es jedoch bald unvermeidlich, Be- und Entlüftungsanlagen sowie Heizungen einzurichten (allerdings zum Großteil deshalb, "da sonst Maschinen, Ausrüstungen und Material für die Fertigung rosten würden", wie ein ehemaliger Zivilarbeiter schrieb; und nicht etwa, um die Lebensumstände zu verbessern). (siehe Bild 5, Bild 6 und Bild 7)

Produktionsziele

Bekanntlich wurde als Ziel eine monatliche Produktion von 900 V2-Raketen angestrebt. Das bedeutet von Beginn der Produktion (Januar 1944) bis zum Ende (März 1945) hätte das Mittelwerk 13 500 Raketen ausliefern müssen. Tatsächlich wurden es aber nur 5 646. Die Gründe für diese Diskrepanz sind der Mangel an Rohstoffen und Arbeitskräften, die Bombardierung von Zulieferungsbetrieben sowie der Widerstand einiger Häftlinge.

Hier die bekannten Zahlen der V2-Raketen-Produktion:

Monat19441945
Januar50700
Februarnicht bekannt616
Märznicht bekannt490
Aprilnicht bekannt
Mai437
Juni132
Juli86
August600
Septembernicht bekannt
Oktober650
November650
Dezember618
Gesamt 5946


Bild 1: Südeingang des Tunnels A


Bild 2: Halle 41 am Ende der Fertigungsstraße


Bild 3: V2-Produktion im Tunnel


Bild 4: V1 auf der Taktstraße


Bild 5: Arbeiten an elektrischen Verbindungen


Bild 6: Vernieten von Spanten und Holmen


Bild 7: Häftlinge bei der Verkabelung


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