Dora - Ausführliche Chronik
Der Ausbau der Tunnel im Kohnstein und die Gründung von "Dora" als Außenlager des KZ "Buchenwald"
- 17./18. August 1943 In dieser Nacht wird die Heeresversuchsanstalt Peenemünde, Forschungs- und Entwicklungsstätte der A4 Rakete (V2), bombardiert. Es ergeht der Befehl, die Serienproduktion der A4 in die unterirdischen Anlagen des Kohnsteins zu verlagern.
- 22. August 1943 "Der Führer ordnet aufgrund eines Vorschlages an, ... gemeinsam mit dem Reichsführer SS unter starker Einschaltung seiner Kräfte aus den Konzentrationslagern den Bau der entsprechenden Fertigungsanlagen und die Fertigung von A4 erneut voranzutreiben."
- 28. August 1943 Der erste Transport mit 107 KZ-Häftlingen aus Buchenwald trifft am Südhang des Kohnsteins ein.
- ab September 1943 Ständig eintreffende Häftlingstransporte werden zu Ausbauarbeiten in den Kohnsteinstollen eingesetzt. Sie sind in sogenannten "Schlafstollen" untergebracht.
- Oktober/November 1943 Zur Durchführung des A4 Bauprogramms wird die "Mittelwerk GmbH" gegründet. Die Geschäftsführung ist zunächst in Illfeld untergebracht.
- 15. Dezember 1943 Eine Gruppe italienischer Kriegsgefangener protestiert gegen ihren Arbeitseinsatz bei der Raketenproduktion. Daraufhin werden 7 italienische Offiziere durch die SS erschossen.
- Dezember 1943 Die monatliche Lagerstärke im Aussenlager "Dora" des KZ "Buchenwald" beträgt 10370 Häftlinge. Die Zahl der Verstorbenen in diesem Monat beläuft sich auf 672.
- 1. Januar 1944 Die ersten Raketen aus der Produktion des "Mittelwerks" verlassen die Taktstraße im Stollen B. Bis Ende Januar werden 52 Stück A4 produziert.
- 5. Januar 1944 Ein Transport mit 1000 nicht mehr arbeitsfähigen KZ Häftlingen wird zur Liquidierung nach Lublin überstellt. Anfang Februar und Ende März 1944 folgen weitere Selektionstransporte mit jeweils 1000 arbeitsunfähigen Häftlingen nach Lublin bzw. Bergenbelsen.
- Februar 1944 Der Bau eines lagereigenen Krematoriums beginnt. Wenige Wochen später werden die ersten Toten hier verbrannt.
Die Erweiterung der Rüstungsproduktion und die Gründung des selbstständigen KZ "Mittelbau"
- März 1944 Teile der Flugzeugproduktion der Dessauer "Junkers-Werke" werden in die Hallen 0-20 des " Mittelwerks" verlagert. Von diesem Zeitpunkt an wird dieser Teil der unterirdischen Anlagen als "Nordwerk" bezeichnet.
- 2. April 1944 Die ersten 617 KZ Häftlinge werden im Aussenlager "Hans" (später "Mittelbau III") in Harzungen untergebracht.
- 1. Mai 1944 Das Aussenlager "Erich" (später "Mittelbau II") in Ellrich wird eingerichtet.
- Juli 1944 Die monatliche Lagerstärke im Aussenlager "Dora" beträgt 11675 Häftlinge. De Zahl der Verstorbenen in diesem Monat beläuft sich auf 122.
- August 1944 Auf Befehl des Oberkommandos der Luftwaffe (OKL) beginnt die Produktion der V1 in den Hallen 43 bis 46 der Kohnsteinstollen. Geplant ist, ab Januar 1945 eine monatliche Produktion von 3000 Geräten zu erreichen.
- 8. September 1944 Der gezielte Einsatz der V2 an der Westfront beginnt mit dem ersten Kampfabschuss gegen London.
- 1. Oktober 1944 Das bisherige Aussenlager "Dora" wird unter der Bezeichnung "Mittelbau" ein selbständiges KZ, dem schließlich mehr als 30 Aussenkommandos unterstellt sind.
Das Konzentrationslager "Mittelbau" bis zur Evakuierung und Befreiung
- 18. November 1944 Eine große Anzahl defekter V2 wird zur Instandsetzung ins Mittelwerk zurückgeschickt. Daraufhin werden zahlreiche der Sabotage verdächtigte Häftlinge verhaftet und umgebracht.
- Ende Dezember 1944 Bedingt durch die alliierte Luftherrschaft über Deutschland werden weitere wichtige Rüstungsprogramme unter anderem ins Mittelwerk verlagert.
- 9. Januar 1945 Etwa 800 Häftlinge aus dem KZ "Mittelbau" werden in die Boelcke-Kaserne verlegt. In diesem Aussenlager sind hauptsächlich kranke und arbeitsunfähige Häftlinge konzentriert.
- Januar/Februar 1945 Mit der durch die sowjetische Offensive ausgelösten Evakuierung der großen Konzentrationslager im Osten gelangen große Transporte mit erschöpften und kranken Häftlingen aus Groß-Rosen und Auschwitz in das KZ "Mittelbau", was zu einer völligen Überbelegung des Lagers führt.
- März 1945 Die monatliche Lagerstärke des KZ "Mittelbau" beträgt 39725 Häftlinge. Mit 2542 Verstorbenen wird die höchste Zahl an Todesfällen in einem Monat registriert.
- Anfang April 1945 Die Evakuierung der Häftlinge des KZ "Mittelbau" und seiner Aussenlager beginnt.
- 4. April 1945Bei dem alliierten Bombenangriff auf die Stadt Nordhausen werden auch die Gebäude der Boelcke-Kaserne zerstört. 1276 Häftlinge kommen dabei ums Leben.
- 6. April 1945 Rund 500 führende Wissenschaftler, Techniker und Ingenieure aus der Heeresversuchsanstalt Peenemünde und dem Mittelwerk setzen sich in einem Sonderzug nach Bayern ab.
- 10. April 1945 Die Arbeiten im Mittelwerk werden eingestellt.
- 11. April 1945 Die ersten amerikanischen Soldaten besichtigen die unterirdischen Produktionsanlagen des Mittelwerks. Beim Betreten des Konzentrationslagers finden sie nur wenige hundert Häftlinge vor, die im Krankenrevier zurückgelassen wurden. Angehörige der Company D, 329th Medical Battalion beginnen unverzüglich mit der medizinischen Versorgung der Überlebenden des KZ "Mittelbau" sowie mit Beisetzung der Toten der Boelcke-Kaserne.
Die Demontage der Anlagen im Kohnstein und die Auflösung des Lagers
- Bis Ende Juni 1945 Spezialisten der "Ordnance Intelligence Teams" der amerikanischen Streitkräfte bergen gezielt bestimmte Teile der Produktionsanlagen, Dokumente und hundert komplette V2 Raketen.
- 5. Juli 1945 Nach der Besetzung Thüringens durch die Sowjetische Militäradministration betreten erstmals sowjetische Offiziere das Mittelwerk. Es ergeht der Befehl, die V2 nachzubauen. Die Rekonstruktion der A4 wird im sogenannten Zentralwerk in Bleicherode von deutschen Technikern und sowjetischer Leitung vorgenommen.
- November 1945 Das Barackenlager wird für die Aufnahme von Umsiedlern (Vertriebene aus den deutschen Ostgebieten) freigegeben, existiert bis zum Sommer 1946.
- Ende Oktober 1946 Das Zentralwerk in Bleicherode wird aufgelöst und mit Teilen der deutschen Belegschaft in die Sowjetunion verlagert.
- Sommer 1948 Die Zugänge zum Stollensystem werden durch Sprengungen verschlossen.
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