Dora - Chronik - Ende des KZ Dora

Auflösung und Evakuierung der großen Lager im Osten

Da die Sowjetarmee beim Jahreswechsel 44/45 in Polen schnell auf dem Vormarsch war, war die SS gezwungen, die großen Lager im Osten zu evakuieren. Transporte mit Tausenden von Häftlingen aus Auschwitz, Groß-Rosen und Majdanek rollten ins KZ Mittelbau-Dora. Allein die Transporte liefen in einer unmenschlichen Art und Weise ab, die schon Hunderte Häftlinge das Leben kostete. 100-130 Menschen wurden bei frostigen -15°C in offene Kohlewaggons nahezu ohne Nahrung und Flüssigkeit zusammengepfercht. Die Fahrt dauerte etwa 7-10 Tage. Ebenfalls ein beachtlicher Teil der "Evakuierten" wurden auf dem Weg von der SS erschossen; die Leichen wurden einfach aus dem Zug geworfen.

Folgen für das KZ Dora

Die Transporte die das KZ Dora erreichten, ließen die Anzahl der Insassen sprunghaft auf ca. 40000 ansteigen. In dem nun total überfüllten Lager Starben nun monatlich bis zu 5600 Häftlinge. Pro Tag starben vor der auflösung der Lager im Osten 2,5 Häftlinge. Nun, da sich die Insassenzahl stark vergrößert hatte starben pro Tag durchschnittlich 11 Häftlinge. Das Krematorium war wegen der extrem hohen Anzahl von Toten überlastet. Dadurch wurde man gezwungen, die Leichen auf Scheiterhaufen zu verbrennen. (siehe Bild 1)

Vernichtung arbeitsunfähiger Häftlinge

Die SS zwang 7000 Häftlinge aus Lagern in Polen zum Marsch Richtung Nordhausen. Unterwegs bzw. aufgrund der mit dem harten Weg verbundenen Anstrengungen starben 3200 Gefangene. Die Körper wurden in die Straßengräben entsorgt und mit Chlor bestreut. Da es in Dora keine Gaskammer gab, war es nicht möglich, große Anzahlen an Häftlingen auf einmal zu liquidieren. Deshalb wurde eine systematische Ausrottung organisiert, die auf einen natürlichen Tod schließen lassen können hätte. Ständiges Transportieren kranker und arbeitsunfähiger Häftlinge schwächte diese so, daß sie großenteils an den Folgen starben.

Die "Evakuierung" des Lagers

Im April 1945 wurde der Befehl erlassen, keinen Häftling lebend aus dem Lager entkommen zu lassen. Die SS bereitete die Einrichtung eine Gaskammer zur schnellen Vernichtung des gesamten Lagers vor. Da aber der Kommandant bei einem Luftangriff ums Leben kam, konnte das Vorhaben nicht zu Ende gebracht werden. So trieb die SS die Gefangenen auf lange Märsche Richtung Bergen-Belsen und Sachsenhausen. Nahrung gab es nicht, und wer nicht mehr laufen konnte, wurde am Straßenrand erschossen. Der Weg der Gruppe war von Leichen gekennzeichnet, und auch Nazis im Volkssturm beteiligten sich an dem Massaker. Viele Häftlinge wurde auch in offenen Waggons lange duch das Land gekarrt was in vielen Fällen den Tod der Häftlinge zur Folge hatte. (siehe Bild 2)

Das Massaker bei Gardelegen

Am 4. April 1945 wurden 1600 Häftlinge des Außenlagers Rottleberode "evakuiert". Nach einem Fußmarsch nach Niedersachswerfen wurden sie auf Eisenbahnwaggons verladen und nach Gardelegen transportiert. Sechs Tage waren vergangen, in denen die SS bereits 300 erschossen hatte. Auf Befehl des NSDAP-Kreisleiters wurden die verbleibenden tausend Häftlinge in die Isenschnibbler Feldscheune bei Gardelegen getrieben. Die SS entzündete das mit Benzin getränkte Stroh und tötete alle Gefangenen, die zu entkommen versuchten. Nur 22 Häftlinge überlebten das im Zusammenhang mit der Evakuierung des KZ Dora grausamste Massaker.(siehe Bild 3, Bild 4 und Bild 5)

Befreiung durch die Amerikaner

Am 11. April 1945 wurde das KZ Mittelbau-Dora von den Amerikanern befreit. Lediglich einige hundert nicht transportfähige Häftlinge waren zurückgeblieben. Einige dieser Überlebenden wurden von den Amerikanern inmitten von Leichen in der Boelke Kaserne von den Amerikanern Gefunden.(siehe Bild 6) Zusammen mit den Opfern ihres Luftangriffes
Die wenigen Überlebenden der "Evakuierungs"-Transporte wurden in ganz Norddeutschland von sowjetischen und britischen Truppen aufgefunden und befreit. Die Verantwortlichen des Mittelbaus setzten sich nach Westen in die zukünftigen britischen und amerikanischen Besatzungszonen ab. Einige wichtige von ihnen stellten sich in den Alpen den US-Truppen, die sie in die USA brachten. Dort wurden sie zur Weiterforschung an der Raketentechnologie zusammen mit Wernher von Braun eingesetzt.


Bild 1: Verbrennung von Toten auf einem Scheiterhaufen


Bild 2: Evakuierungsaktion vom April 1945


Bild 3: Ausmaß des Massakers von Gardelegen


Bild 4: Die Opfer in der Isenschnibber Feldscheune


Bild 5: Opfer des Massakers von Gardelegen


Bild 6: US Army stößt auf Leichen


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