1.2.08

Der Hortus Palatinus und die Charta von Florenz

Eine Klarstellung

Als Hans-Joachim Wessendorf am vergangenen Montag (28.1.) vor dem Verein Alt-Heidelberg seine sattsam bekannten Gebetsmühlen ausbreitete, wurde er von Siegfried Kendel, dem Leiter des Landesbetriebs Vermögen und Bau in Mannheim, auf die Charta von Florenz von 1981 hingewiesen, die in internationaler Vereinbarung die Maßstäbe für den Umgang mit historischen Gärten festlegt und unter anderem Rekonstruktionen nur in Ausnahmefällen zulässt. Sein Plan sei genau der damit zulässige Ausnahmefall, so Wessendorf darauf (sinngemäß).

Da muss man doch einmal sehen, was in der Charta drinsteht:

Artikel 16
Der restaurierende Eingriff muß die Entwicklung des betreffenden Gartens berücksichtigen. Grundsätzlich darf nicht eine Epoche der Anlagegeschichte auf Kosten einer anderen bevorzugt werden, es sei denn, Schadhaftigkeit oder Verfall einzelner Partien geben ausnahmsweise Veranlassung zu einer Nachbildung, die auf Spuren des ehemals Gewesenen oder unwiderleglicher Dokumentation fußt. Insbesondere kommt Rekonstruktion gelegentlich in Partien in Frage, die in unmittelbarer Nähe eines Gebäudes liegen, so daß die Zusammengehörigkeit von Gebäude und Garten wieder deutlich wird.

Nach Wessendorf ist also der Verlust des gesamten Hortus Palatinus im Verlauf der vielhundertjährigen Geschichte des Gartens eine "Schadhaftigkeit einzelner Partien". So kann man es natürlich auch sehen.

Eine "einzelne Partie", um hier einmal einen Vergleichsmaßstab zu geben, ist z.B. in Schwetzingen innerhalb des Freilufttheaters unterhalb des Apollotempels die Anlage der Buchenhecken als Theaterkulisse, war auch in Weikersheim die Wiederherstellung der ursprünglichen Wegbreite. DAS sind einzelne Partien INNERHALB eines bestehenden Gartenzusammenhangs.

siehe auch:
1.2.08 - Die Wende in Sachen Hortus Palatinus?

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