Über die Gründung des Klosters Schuttern liegen
keinerlei Quellennachrichten vor. Eine frühmittelalterliche
Zelle, die nach einem nicht weiter zu identifizierenden Offo
Offoniswilare oder Offoniscella benannt ist, dürfte auf die
vom Elsass ausgehende Christianisierung des rechtsrheinischen
Landes, auf die Wirkung der iro-schottischen Mission und damit
auf das 7., wenn nicht schon auf das 6. Jahrhundert zurückgehen.
Die weitere Geschichte des Klosterbesitzes in Ortenau und Breisgau
legt eine Verflechtung mit dem elsässichen Herzogsgeschlecht
der Etichonen und der ihnen verbundenen Adelssippen nahe, auch
wenn das Kloster selbst, möglicherweise erst in karolingischer
Zeit, unter den Schutz des Reichs gestellt wurde. Am Platz
des Klosters selbst bestand eine römische Siedlung, wohl eine
größere und repräsentativ ausgestattete Villa rustica des 4.
nachchristlichen Jahrhunderts, von der Spolien beim Bau der
Klosterkirche und bei der Anlage der Gräber wiederverwendet
wurden.
Der
Versuch, den in der Klostertradition des 13. und 14. Jahrhunderts
verehrten Klostergründer Offo mit einer Memoria, einer bereits
in karolingischer Zeit mit einem Mosaik besonders ausgezeichneten
Gedenkstelle, in Verbindung zu bringen, muss trotz ausführlicher
archäologischer Dokumentation des Baubefundes Spekulation bleiben.
Die Hochstilisierung des Offo als Klostergründer steht im Zusammenhang
mit der politischen Agitation des Spätmittelalters gegen die
amtierenden Klostervögte aus dem Haus Geroldseck.
Das Kloster wurde zwischen 746 und 753 durch Pirmin der Benediktinerregel
unterstellt und errang in karolingischer Zeit eine bedeutende
wirtschaftliche Stellung, so dass es 817 im Kapitulare Ludwigs
des Frommen über das Heeresaufgebot der Reichsklöster nach
Lorsch an zweiter Stelle steht. Gleichzeitig wurde hier eine
hochqualifizierte Schreibschule gepflegt, wie ein vom damaligen
Abt Betrich in Auftrag gegebenes und von Diakon Luithar geschriebenes
Evangeliar, heute im Britischen Museum in London, belegt.
Möglicherweise ist es den Wirren der spätkarolingischen Zeit
zuzuschreiben, dass das Kloster völlig verarmte und sein Besitz
sich später fast vollständig in den Händen der Herren von Geroldseck
wiederfindet. Erst mit der Entmachtung der Etichonen als Herzöge
des Elsass scheint sich der Einfluss der Königtums wieder geltend
machen zu können; Otto II. verlieh dem Kloster 975 ein Immunitätsprivileg,
das es aus der Gerichtsbarkeit der regionalen weltlichen Gewalten
befreite. 1007 schenkte Kaiser Heinrich II. Schuttern zusammen
mit Gengenbach dem neu gegründeten Bistum Bamberg und schenkte
ihm 1016 wegen seiner großen Armut die benachbarte Pfarrkirche
von Friesenheim. Wenn jemals wirklich ein Bezug auf einen Klostergründer
Offo bestand, wurde diese Tradition in dieser Zeit unterdrückt,
das Kloster erscheint ab 1025 unter den Namen Schuttern (Scutera).
Ob ein inhaltlicher und traditionsmäßiger Zusammenhang zwischen
der Neuorientierung des Klosters als Bamberger Eigenkloster,
dem Namenswechsel und dem Motiv des Brudermords von Kain und
Abel auf einem zu Beginn des 11. Jahrhunderts angelegten Bodenmosaik
- dem ältesten seiner Art in Deutschland - an der Stelle der
Memoria besteht, muss offen bleiben.
Zahlreiche Feuersbrünste setzten dem Kloster im 12. und noch
im 13. Jahrhundert zu und vernichteten neben den romanischen
Klostergebäuden vermutlich auch den größten Teil der urkundlichen Überlieferung.
Mit dem Jahr 1235 beginnt die urkundliche Belegbarkeit der
Klostervogtei, über die in der vorhergehenden Zeit nur spekuliert
werden kann. Belege, dass die Herzöge von Zähringen als Inhaber
der Ortenauer Grafschaft vor 1218 die Vogtei ausgeübt hätten,
bestehen nicht. Andererseits liegt die Vermutung nahe, dass
die Herren von Geroldseck bereits vor 1235 Vogteirechte zur
Aneignung von Klosterbesitz in nicht geringem Umfang missbraucht
haben. Nach dem Absterben der Herren von Geroldeck in der Diersburger
Linie fiel die Vogtei 1278 an das Haupthaus Geroldseck in der
Hohengeroldsecker Linie zurück und stand von da an unter dem
Einfluss der von hier ausgehenden politischen Wirrnisse. Die
Vogteirechte dienten den Geroldseckern als Basis, in der mittlerweile
zur Stadt erhobenen Siedlung Schuttern eine Burg zu errichten,
die sie in der Zeit des habsburgisch-wittelsbachischen Thronstreits
als Stützpunkt nutzten. Als Reaktion darauf wurden Kloster
und Stadt 1334-35 von den Bürgern der Stadt Straßburg zerstört.
Die geroldseckischen Erbauseinandersetzungen im 15. Jahrhundert
zogen das Kloster ebenso in Mitleidenschaft wie der Bauernkrieg
1525, bis es schließlich durch einen neuen Großbrand 1548 in
Schutt und Asche gelegt wurde. Die Stadtrechte gingen in diesen
Wirren wieder verloren.
1490 trat Schuttern der Bursfelder Kongregation bei und gehörte
ihr bis 1623 an.
Mit der politischen Orientierung nach Österreich wurde der
Abt des weiterhin der Bamberger Kirche gehörenden Klosters
zum Endes 17. und Beginn des 18. Jahrhunderts praktisch Mitglied
der vorderösterreichischen Landstände. Österreichisches Militär
schlug 1743 Unruhen unter den Schutterner Bauern nieder. Unter
Abt Karl Vogel (1753 - 1786) erlebte das Kloster noch einmal
eine Blüte, während der 1767 - 72 die heutige barocke Kirche
errichtet wurde. 1770 übernachtete hier Marie Antoinette, Tochter
Maria Theresias und zukünftige Gemahlin des französichen Thronfolgers
Ludwig XVI., hier auf ihrer Reise von Wien nach Versailles
zum letzten Mal auf deutschem Boden.
Im Frieden von Luneville 1801 wurde Schuttern mitsamt dem österreichischen
Breisgau Besitz des Herzogs von Modena und kam dann im Frieden
von Pressburg 1805 an Baden. Das Kloster, 1803 Besitz der Johanniter,
wurde von Baden 1806 aufgehoben. Die barocken Klostergebäude,
die ihm noch kurz vorher den Glanz einer kleinen barocken Residenz
gegeben hatten, wurden abgebrochen, die Klosterkirche wurde
Pfarrkirche des Dorfes Schuttern.
Einziger Überrest des alten Klosters ist die weithin sichtbare
barocke Pfarrkirche, in deren Untergeschoss die Reste des ottonischen
Bodenmosaiks von Kain und Abel sichtbar gemacht sind. Der Turm
der Kirche entstand 1722 unter französischen Stileinflüssen,
1767 - 1772 folgte das Langhaus. Dessen Vierungskuppel wurde
1821 abgebrochen, ein Brand vernichtete 1853 die barocke Ausstattung.
Das heutige Erscheinungsbild geht auf die Gesamtrestaurierung
der Kirche Ende der 1970er Jahre zurück, während der auch umfangreiche
archäologische Untersuchungen durchgeführt wurden.
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