Thronender König aus New York
Erstmals überhaupt in einer europäischen Ausstellung
wird die berühmte Skulptur des Thronenden Königs
aus New York gezeigt. Das Bild der fast lebensgroßen,
steinernen Sitzfigur aus der Stauferzeit ziert als Hauptmotiv
das Ausstellungsplakat und den Katalog.
Das in Norditalien zwischen 1230 und 1235 entstandene
Kunstwerk war Anfang des 20. Jahrhunderts über den
Kunsthandel in die USA gekommen, wo es seither zu den Schätzen
des Metropolitan Museums zählt. Monumentale dreidimensionale
Steindarstellungen thronender Könige waren im hohen
Mittelalter äußerst selten. Die aus einem einzigen
Steinblock gehauene, kunstvoll gearbeitete Herrscherfigur
hält als Zeichen des hohen Ranges die Reste eines
Zepters in der linken Hand. Die inzwischen beschädigte
rechte Hand war vermutlich in mahnender Geste erhoben.
Kein konkreter Herrscher sollte mit der Skulptur abgebildet
werden. Vielmehr ging es dem Künstler um eine Darstellung
der Idee von Königtum und Gerechtigkeit, um ein Idealbild
von Herrschaft. Für die Wissenschaftler stellt sich
deshalb bis heute die spannende Frage, wer die Skulptur
aufgestellt hat, die in Oberitalien vermutlich an einem öffentlichen
Gebäude, etwa einem Stadttor oder einem Gerichtshof
angebracht war.
Krönungsmantel Kaiser Friedrichs II. (sog. Mantel
Karls des Großen)
Unmittelbar in Verbindung mit Kaiser Friedrich II. steht
der prachtvolle Herrschermantel, der im Kirchenschatz der
Metzer Kathedrale als „sogenannter „Mantel
Karls des Großen“ bewahrt wird und ausnahmsweise
in einer Ausstellung in Deutschland präsentiert werden
kann. Der Mantel ist in den staufischen Hofwerkstätten
auf Sizilien entstanden und wurde vermutlich extra zur
Königskrönung 1215 in Aachen oder zur anschließenden
Kaiserkrönung in Rom 1220 für Friedrich II. angefertigt.
Auf dem Seidenmantel sind in Goldstickerei als Herrschaftssymbol
Adler dargestellt, zu deren Füßen, als Zeichen
der Unterwerfung, Schlangen liegen. Da sich in der Stauferzeit
der Titel „Heiliges Römisches Reich“ für
das Herrschaftsgebiet durchsetzt, tragen die Adler, als
Symboltier des Reiches, Heiligenscheine.
In den Besitz der Metzer Kathedrale kam der Mantel vermutlich
als Geschenk des Kaisers an den Bischof von Speyer und
Metz, Konrad von Scharfenberg. In Metz wurde der Mantel
wohl im 16. Jahrhundert zu einem liturgischen Gewand umgearbeitet.
Dass der Krönungsmantel den Metzer Kirchenschatz
verlassen konnte, ist eine Ausnahme, da er im Vorfeld der
Staufer-Ausstellung in den Forschungsstellen und Texilwerkstätten
der Reiss-Engelhorn-Museen restauratorisch aufgearbeitet
wurde.
Weingartener Welfenchronik
Mit der Welfenchronik aus der Hochschul- und Landesbibliothek
Fulda wird eine der berühmtesten Handschriften der
Stauferzeit überhaupt in der Ausstellung gezeigt.
In dem Codex aus dem Kloster Weingarten stehen sich eine
Stammtafel der Dynastie der Welfen und ein Herrscherbild
des Stauferkaisers Friedrich Barbarossa zwischen seinen
Söhnen, dem späteren Kaiser Heinrich VI. und
dem schwäbischen Herzog Friedrich, gegenüber.
Friedrich Barbarossa war mütterlicherseits mit den
Welfen verwandt und väterlicherseits Staufer. Nach
dem Aussterben des welfischen Zweiges in Süddeutschland
konnte er hier dessen Erbe antreten. Die Darstellung des
Kaisers und seiner Nachfolger steht in enger Beziehung
zu den Geschehnissen am Mainzer Hoffest von 1184, auf dem
sich Barbarossa im Kreise seiner Familie prachtvoll präsentierte
und seine beiden Söhne zu Rittern schlug.
Die farbenprächtige Miniatur gilt als eines der frühesten
weltlichen Herrscherbilder der Buchmalerei ohne sakralen
Charakter oder kirchliche Funktion. Mit dem Familienbildnis
wird die Wende zu einem neuen Herrschaftsverständnis
greifbar, die sich in der staufischen Zeit vollzog und
bei der der Herrscher beanspruchte, die Macht an seine
Nachkommen weitergeben zu können – ohne hierzu
die Vermittlung durch die Kirche zu benötigen.
Barbarossakopf aus Cappenberg
Als einzigartiges Denkmal
seiner Zeit repräsentiert der Cappenberger Barbarossakopf
die Herrscherpersönlichkeit Kaiser Friedrichs I. Barbarossa.
Die kostbare Goldschmiedearbeit aus dem dritten Viertel
des 12. Jahrhunderts stammte aus dem Besitz Graf Ottos
von Cappenberg, des Taufpaten Barbarossas, der die Büste
seiner Stiftskirche übergab. Im Schenkungsbrief wird
berichtet, dass der Kopf nach dem Aussehen des Kaisers
geschaffen worden sei. Der Kopf trug ursprünglich
ein Diadem nach Art spätantiker Imperatoren, das Friedrich
Barbarossa als Nachfolger des Kaisers Konstantins auswies.
Im kirchlichen Besitz wurde die Büste zu einem Reliquiengefäß umgearbeitet,
in dem seither die religiös verehrten Partikel hochrangiger
Heiliger, wie des Evangelisten Johannes oder des Heiligen
Nikolaus bewahrt werden. Der Einschluss von Reliquien verlieh
dem Memorialbildnis Barbarossas eine zusätzliche,
heilige Aura. Im Vorfeld der Staufer-Ausstellung wurden
die ursprünglich im Kopf verwahrten Reliquienbehältnisse
an den Forschungsstellen der Reiss-Engelhorn- Museen untersucht
und sind nun erstmals öffentlich zu sehen.
Skulpturen vom Brückentor aus Capua
Kaiser Friedrich II. ließ zwischen 1234 und 1239
am Volturno, dem Grenzfluss seines Königreichs Sizilien
zum Kirchenstaat, das berühmte Brückentor von
Capua errichten. Von dem Monumentalbauwerk haben sich zwölf
Skulpturen erhalten, die zum Bestand des Museo Provinciale
Campagno in Capua gehören. In der Mannheimer Ausstellung
werden erstmals in Deutschland alle Teile des Ensembles
gemeinsam gezeigt. Dazu zählen Darstellungen der einflussreichen
Diplomaten Thaddaeus von Suessa und Petrus von Vinea am
Hofe Friedrichs II., der Kopf des Jupiter und das, in Kopf
und Torso getrennte, Abbild des Kaisers. Bei der Büste
handelt es sich um eine im 18. Jahrhundert entstandene
Kopie. Der Figurenschmuck des Capuaner Brückentors
gibt einen Eindruck von den kulturellen Interessen Friedrichs
II. und seiner Wertschätzung der Kunst der Antike.
Zahlreiche Quellen überliefern die Faszination, die
das skulpturengeschmückte Bauwerk auf die Betrachter
zu Zeiten Friedrichs II. ausübte. Im Jahr 1557 musste
das Brückentor einem neuen Mauerring um die Stadt
Capua weichen. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurden einige
Teile des abgebrochenen Bauwerks und des Skulpturenschmucks
wiederentdeckt.
Statutum in favorum principum (Privileg zugunsten der
Fürsten)
Zu den herausragenden Dokumenten, die den Wandel im Verhältnis
zwischen dem Kaiser und den Fürsten des Stauferreichs
zeigen, zählt das sogenannte statutum in favorum principum.
Die kaiserliche Urkunde von 1232 listet in 23 Artikeln
Verbote zur Gründung von neuen Städten und Burgen,
zur Errichtung von Märkten, Münzen und Straßen
sowie Regelungen zur Ausübung der Gerichtsbarkeit
auf. Die spätere Bezeichnung als statutum in favorem
principum betont den fürstlichen Vorrang, der auch
inhaltlich durch die Übertragung königlicher
Rechte deutlich zum Ausdruck kommt. Das Privileg von 1232
dokumentiert den zunehmenden Verlust der königlichen
Herrschaftsgrundlagen in spätstaufischer Zeit und
den Beginn des Aufbaus landesfürstlicher Herrschaftsstrukturen.
Zum Ende der staufischen Ära wird in dem verfassungsgeschichtlich
herausragenden Dokument eine veränderte Herrschaftsordnung
im Reich sichtbar.
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